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Wider die Unendlichkeit

Wider die Unendlichkeit

Titel: Wider die Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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Angst kratzten sie mit mißgebildeten Gliedern an den Eiswänden. In ihren keilförmigen Köpfen klapperten die Augen. Die Muties kreischten und starben, während nur wenige Meter entfernt die normalen Felskauer und Roller aus den Schmelzpfützen fraßen, einige von ihnen so dumpf, daß sie das Drama, das sich in komischen wie in tragischen Ausprägungen um sie herum abspielte, nicht einmal bemerkten.
    Auch die Tiere wüteten unter den Muties, jagten sie und zerquetschten sie unter rasselnden Spurketten. Adler war weit vorne wie ein Leittier. Ohne es bewußt zu wollen, verfolgte er die Jagdbeute. Als die Muties die dünnen Schreie ihrer Gefährten unten im Tal hörten und zu rennen begannen, jagten einige sogar zurück in die höher gelegenen Täler, wo die Schmelze jetzt die Wildbäche herabstürzte, um sich in die Ebene zu ergießen. Schaum gefror auf der Oberfläche der schmutzigen Sturzflut, die Eisbrocken und Steine über das Purpureis mit sich riß. Die Männer blieben mit Leichtigkeit vor den wogenden Strömen, hielten bei ihren stetigen Hüpfbewegungen die Gewehre bereit und suchten in den Schattenzonen nach mißgebildeten Formen. Adler machte nie einen Fehler, brachte niemals einen Norm zur Strecke. Doch einige der Tiere taten das in ihrer Jagdlust. Der Colonel sah es jedesmal inmitten des sich ausbreitenden Chaos – der beste Tag seit langer Zeit, viel Wild, genug, das Blut zum Singen zu bringen – und rief dem angreifenden Tier einen scharfen Tadel zu, der Tage später einen Tag ohne Futter oder Sexsenso oder eine andere Bestrafung zur Folge haben würde.
    Manuel verließ den Schlepper und beteiligte sich an der Jagd, ohne zu versuchen, die anderen hinter sich zu lassen. Old Matt blieb mit dem E-Strahler hinten und erwischte nichts außer einem in Panik versprengten Mutie, das in blinder Angst ohnehin unter die Spurketten des Schleppers geraten wäre. Der alte Mann war es zufrieden, in dem Fahrzeug zu sitzen und zuzusehen, während der Schlepper sich träge seinen Weg durch das weite Tal bahnte, ein langsamer Riese inmitten der winzigen Männer, die wie Bienen ausschwärmten, zuerst zu dem einen Ziel, dann zu einem anderen. Ihre erregten Rufe und Schreie erreichten den Jungen und vermischten sich mit den schrillen Lauten der Tiere. All die Stimmen überlagerten sich, bis das Komm nur noch dröhnte und lärmte.
    Manuel watete durch schmutzige Wasserrinnen. Es verdampfte oder gurgelte in Risse und Spalten. Einige der Muties waren so verwirrt, daß sie von der Flüssigkeit schlürften, obwohl die Jagd an ihnen vorbeistürmte und überall die Geräusche der Schüsse zu hören waren. Manuel schoß einige von diesen. Er spürte ein dauerndes Saugen an seinen Knöcheln und bewegte sich nach links auf höheren Grund, um aus dem Hauptkanal herauszukommen, aber es wurde noch schlimmer, und als er innehielt und in die nächste Klamm blickte, sah er die ganze Wasserflut auf sich zukommen. Sie wurde schneller, tiefer, große Flocken des verdampfenden, schmutzdurchsetzten Schaums glitten von einer anschwellenden Erhebung aus Eis und Fels, die sich vor seinen Augen mit einem dumpfen Donner spaltete, so daß es ihm die Füße wegriß, er mit der Schulter gegen einen Felsen geschleudert wurde und mit dem Gesicht nach vorn in den Schneematsch stürzte.
    »Jesus Christos!« schrie jemand.
    Der Junge richtete sich auf Knien auf, rieb den Dreck von seiner Gesichtsplatte und spähte nach oben auf den noch immer aufquellenden splitternden, ächzenden Fels, in dem die Risse sich wie ein schwarzes Spinnennetz auftaten. Steine polterten in die gähnenden Öffnungen.
    »Manuel! Hier!« rief Old Matt inmitten eines immer lauter werdenden Geräuschorkans, als die Tiere brüllten, die Männer schrien und der Boden sich erneut hob und den Jungen niederwarf, als dieser den ersten Schritt auf den Schlepper zutat, von dem ihn zwei Kilometer sich aufbäumenden Eises trennten.
    »Bergrutsch!« schrie jemand. »Der ganze Berg kommt runter.« Aber der Junge stand auf und rannte in Richtung Schlepper los, der weiter unten im Tal auf höherem Grund war. Old Matt band bereits den E-Strahler los und kämpfte mit dem langen Krümmer. Manuel sprang hoch, um sich über dem ächzenden, wogenden Land zu halten. Er landete und hüpfte so schnell er konnte, forderte den Servos Maximalleistung ab, rannte, um den alten Mann und die Waffe zu erreichen, ohne sich die Zeit zu nehmen, ins Tal hinabzuschauen und nach seinem Vater zu suchen oder sich

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