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Wider die Unendlichkeit

Wider die Unendlichkeit

Titel: Wider die Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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nichts?« flüsterte Manuel.
    »Braucht es nicht.«
    »Es sollte wegrennen.«
    »Vor uns?«
    »Nein, nein, aber … Früher hat es sich immer bewegt.«
    »Und? Nur weil wir es jagen, heißt es nicht, daß es einverstanden ist, gejagt zu werden.«
    In seinen Träumen hatte der Junge es immer in Bewegung, endlos und doch ruhend, gesehen, wie ein Fluß, der sich verändert und dennoch immer der gleiche ist. In Bewegung und groß, und jetzt schien es weitaus größer als vor Jahren bei seiner ersten Begegnung mit ihm. Er schaltete die Magnetdetektoren ein und sah als Muster auf seiner Sichtplatte die Korona bogenförmiger Magnetfelder, ein Halo rund um das Ding, der – sagten die Wissenschaftler – den Rumpf stützte und die leise prasselnden Funkgeräusche abgab, die auf den Kommkanälen Pfeifgeräusche erzeugten.
    »Kein Ziel, um darauf zu schießen.«
    »Keine Öffnungen, richtig. Sowieso eine schlechte Distanz von hier aus. Gehen wir näher ran!«
    Sie sprangen vom Schlepper – der Fahrer hatte die Raupenketten angehalten und war aufs Vordeck gekommen – und begannen mit den merkwürdig langen Schritten zu gehen, die in niedriger Schwerkraft möglich sind. Manuel hielt den E-Strahlenwerfer im Arm. Er schlug bewußt ein langsames Tempo an, damit der alte Mann mithalten konnte, und nahm kein Auge von der vor und über ihnen schwebenden Erscheinung. Im ganzen Tal kamen die Teams vorsichtig näher, die Waffen im Anschlag. An den Seiten des Aleph wanden sich weitere Auswüchse aus den Bernsteinblöcken. Manuel versuchte, die Gebilde zu erkennen, sie mit anderen Formen zu vergleichen, aber sie kamen zu schnell, wurden geboren und starben mit rastloser Energie, die sich über das träge schwebende Riesending wellte. Die Extremitäten schluckten das Sonnenlicht, das auf sie traf. Einige schienen für kurze Momente menschlich, während andere wie mißgestaltete Tiere, deformierte Geschöpfe oder vielleicht Maschinen wirkten. Alle entstanden, produzierten einen Ausbruch kraftvollen Lebens und sanken dann wieder in die steinerne Oberfläche zurück, gingen dahin.
    Als sie näher kamen, studierte Manuel den Klotz. Er schaltete sein Komm wieder ein, hörte statische Störungen, lauter als vorher, und einige wenige leise Stimmen. Links von ihm näherten sich Petrowitsch und Major Sánchez, und mit einem Blick zurück sah der Junge dichte Gruppen von Gestalten im Tal – Männer, die nebeneinander gingen, ohne das sonst auf dem Komm gewohnte belanglose Gerede, unbewußt zueinanderrückend (wie Fäden in einem Spinnennetz sich nahe dem Mittelpunkt annähern), angezogen von der schlummernden Masse, die über der zerborstenen Ebene hing.
    »Hee!« schrie jemand. Das Aleph begann sich zu bewegen.
    Manuel rannte, brachte die Mündung hoch, ohne ein echtes Ziel zu finden, ließ Old Matt zurück.
    Das schwerfällig wirkende, undeutliche Gebilde begann dahinzutreiben wie ein Gegenstand, der von einem unmerkbaren Wind in Bewegung gesetzt wird. Die zuckenden Auswüchse erschlafften, wurden trüber, unkenntlicher, waren fort. Manuel rannte schneller. Er hörte einen Laser feuern. Der rubinrote Strahl wurde von einem Alabaster-Sechseck zurückgeworfen und zischte ins Eis, wo er eine schmutzige Dampfgischt aufsprühen ließ und ein beinahe kreisrundes Loch zurückließ. Manuel öffnete alle Servos, wurde noch schneller und löschte den zunehmenden Lärm und die Schreie über das Komm. Jetzt waren nur noch wenige Männer näher als er, und er kam an dem vorbei, der gefeuert hatte – ein Mechaniker von Fujimura, ein noch immer erstarrter Arm, der auf die Stelle zeigte, wo der Laserstrahl aufgetroffen war, ein Gesicht, die Haut straff gespannt durch einen weit geöffneten Mund, geöffnet und stumm und mit dunklen, tiefsitzenden Zähnen bestückt.
    Er traf auf den Boden und bereitete sich auf einen hohen Sprung vor, um bessere Sicht zu bekommen. Er achtete sorgfältig auf die Richtung, die das Aleph einschlagen würde, und plötzlich, ohne Übergang, rutschte er mit dem Gesicht nach unten übers Eis, bis ein Felsstück ihn aufhielt. Seine rechte Hüfte war taub. Etwas hatte ihn an der Seite getroffen und zu Fall gebracht. Er stand auf und sah, daß es Adler war, der weiterhetzte, ohne das momentane Hindernis zu beachten, das er beiseite gewischt hatte. Der Junge warf einen Blick auf den E-Strahler – die Kontrollampe blinkte immer noch grün – und folgte Adler keuchend.
    Das Aleph glitt bergab in Richtung auf die fernen Talwände. Es

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