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Wider die Unendlichkeit

Wider die Unendlichkeit

Titel: Wider die Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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Stimme zueinander sprachen, die nicht über Komm ging, und ihr eigenes, ganz persönliches Ritual daraus machten. Sie baten darum, nach drinnen gehen und Old Matt besuchen zu dürfen, aber Petrowitsch ließ sie nicht. Sie fragten nach Manuel, aber keiner von ihnen erkannte den Jungen – sie hatten nur von ihm gehört –, deshalb blieb Manuel nahe bei Adler, ohne daß sie ihn belästigten.
    Adlers Verfassung hatte sich nicht verändert. Alle paar Stunden hob er den Kopf und drehte den Hals unter Schmerzen. Bei jedem kleinen Ruck schien ein Zahnrad in die nächste Nute zu greifen. Die schwarzen Augen spähten zu den sich sammelnden Menschen hinaus und zeigten nichts von den inneren Qualen. Er betrachtete die fernen Hügel, nicht mit der früher an den Tag gelegten Wildheit, sondern als wollte er sich versichern, daß die weit ausgedehnten Wüsten noch da wären, noch immer hinter dem Ring aus menschlichen Gesichtern lägen. Manuel beobachtete ihn, spürte seine unnachgiebige Weigerung, Kompromisse zu schließen, ein Zeichen von dem zu geben, was verletzt innen im Gehäuse lag. Adler gehörte nicht zum Menschen und konnte mit den Menschen nicht versöhnt werden, aber er war irdisch und wußte das auch. Er hatte seine Arbeit getan, eine Aufgabe, die er sich am Ende selbst auferlegt hatte, und war nun frei. Er starb am Mittag.

 
5.
     
     
    Major Sánchez brach als erster auf. »Muß zurück. Habe zu arbeiten. Ich bin schon zu lange geblieben«, sagte er zu Manuel. »Die meisten von uns fahren morgen raus«, sagte ein Mann aus Sidon.
    Ein Mechaniker einer anderen Siedlung mischte sich ein: »Meine Männer haben genug. Für uns ist Schluß.«
    Colonel López nickte. »Ein paar sollten bei Old Matt bleiben, bis er transportfähig ist. Ich mache das.«
    Manuel sah zu, wie sich die Menschen vor der Hütte verstreuten. Die meisten kehrten zu ihren Siedlungen zurück. Einige wollten hinaus zu dem Aleph ziehen, obwohl sie nicht viel mehr tun könnten als es anzustarren. »Ich bleibe auch«, sagte er.
    »Si, wir haben’s gepackt, he?« sagte Major Sánchez und schlug Manuel auf die Schulter. »Nach all dieser Zeit.«
    »In Sidon, da werden wir feiern«, meinte Petrowitsch herzlich. »Aber wir warten, bis du kommst.«
    »Fein«, sagte Colonel López, seinen Sohn beobachtend. »Ich nehme an, es sind nur noch ein paar Tage. Der Med-Techniker sagt, Old Matt komme durch.«
    »Si, si, er ist eine zähe Haut«, sagte Major Sánchez. Er stampfte mit den Füßen auf, um sie zu wärmen und zeigte auf einen abgestellten Schlepper. »Ich will aufbrechen. Brauch Hilfe, um Adler wieder auf’s Deck zu legen und festzuzurren.«
    Manuel fragte: »Was werdet ihr mit ihm tun?«
    »Recycling. Er ist Sidon-Eigentum. Eine Menge Schrott. Aber ein paar gute Motoren und Servos sind bestimmt noch da.«
    »Was ist mit dem Körper?« fragte Manuel scharf.
    Major Sánchez blickte zu Colonel López. »Körper? Tja, Tiere …«
    »Tiere kommen ins Organ-Recycling«, sagte Petrowitsch.
    »Er ist kein Tier«, entgegnete Manuel. »Ihr wißt das nicht.«
    Colonel López nickte. »Ich erinnere mich. Hiruko sagte so etwas, daß er vielleicht menschlich wäre. Oder teilweise menschlich.«
    »Aber Dad …«
    Der Colonel wandte sich an Manuel. »Wenn sie ihn öffnen, werden wir’s wissen. Gehandelt hat er ja nicht wie ein Mensch, oder?«
    »Darum geht’s nicht.«
    Der Colonel lächelte. »Du weißt, wir bewerten menschliches Leben höher als alles andere. Wir werden für Old Matt tun, was wir können. Aber es gab keine Möglichkeit, Adler zu helfen. Er war zu fest in der Apparatur verankert.«
    Manuel sagte nichts. Sein Vater hatte sich immer sehr um Med-Monitore gekümmert. Das war Bestandteil des Neukatholizismus – daß die Menschen, in jeder möglichen Form, am Leben gehalten werden sollten.
    Major Sánchez zuckte die Achseln. »Kleinigkeiten. Wahrscheinlich steckt sehr wenig von irgendwas da drin. Große Maschine, das war es, si. So, wer hilft nun? Hm?«
    Sie schafften Adler auf den Schlepper, und als sie damit fertig waren, war der Platz fast frei von Menschen. Die meisten aus der Hauptgruppe bestiegen ihre Gefährte, tauschten sich mit Rufen über Dinge aus, die sie nicht zurücklassen wollten und Dinge, die schon verloren wurden, und wetteten, wer wen auf der Heimfahrt nach Sidon schlagen würde. Der Junge nahm wenig davon wahr. Er arbeitete an der Ladung und betrachtete den klaren Himmel. Die Sonne glitt hinter die rosigen Wolken Jupiters, verlieh dem

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