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Wider die Unendlichkeit

Wider die Unendlichkeit

Titel: Wider die Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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des alten Mannes, bis sie auf die Keramikplatten und das Metall des Brustkorbs traf.
    »Ganz richtig«, sagte Old Matt. »Du denkst, ich bestünde ohnehin stückweise aus Ersatzteilen, oder? Sicher. Aber es gibt einen anderen Punkt … man will nicht mehr.«
    »Hör mal, was das Geld angeht, kann ich …«
    »Du hast viel darüber nachgedacht, was geschehen ist, Manuel. Warum meinst du, hat es uns zurückkommen lassen?«
    »Die anderen, sie haben auf es gefeuert. Haben es verletzt, denke ich. Es konnte sich nicht mit allen befassen.«
    »Ich stelle mir vor … es hatte genug von mir. Deinetwegen wundere ich mich.«
    Manuel lächelte. »Wir sind beide zu unbedeutend, das ist alles.«
    Wieder das trockene Lachen. Dann bewegte sich die Hand, die Manuel hielt, und die Stimme fragte entspannt und ernst: »Meinst du, du könntest mir in der Küche etwas zubereiten?« Überrascht, denn er wußte, daß der Med-Monitor den Körper ernährte, antwortete Manuel: »Aber sicher.«
    Er machte wenig Geräusche, lud etwas kaltes Fleisch und Maisbrot auf. Mit dem Tablett wand er sich zwischen den Kojen hindurch zu der Wand, an der der Med-Monitor stand. Er stellte das Tablett ab und wollte gerade eine kleine Lampe einschalten, als er spürte, daß der Monitor leer war. Er fühlte, die Matratze war noch warm. Eine seltsame Vorahnung überkam ihn. Er müßte die Lampen einschalten, wie er wußte, aber statt dessen bahnte er sich seinen Weg durch die nahezu vollständige Dunkelheit zur Schleuse am anderen Ende der Hütte. Dort, im Schatten der Notbeleuchtung, sah er eine Gestalt auf dem Boden liegen, fast fertig damit, einen Notfallanzug überzuziehen.
    »Was zum Teufel …«
    »Die Sonnenfinsternis. Ich will sie wieder sehen.«
    »Das ist Wahnsinn! Wie bist du hierher gekommen?«
    »Gekrochen. Die Beine fast wertlos, die Arme nicht viel besser.«
    »Warte, ich hebe dich hoch …«
    Als Manuel den überraschend leichten Körper hob, erreichte Old Matt die seitlichen Anzugverschlüsse und drückte sie zu. Das Helmvisier stand noch offen, und durch die Öffnung erklang die heisere Stimme: »Ich werde dich jetzt bitten. Ich möchte, daß du nachdenkst, bevor du irgend etwas tust. Bevor du mich … wieder dort hinein bringst.«
    »Ich kann doch nicht …«
    »Ich sage dir, ich will die Sonnenfinsternis noch einmal sehen, von draußen. Nicht auf irgendeinem Bildschirm, denn so werde ich sie mir anschauen müssen, wenn sie mich zusammenflicken.«
    »Aber das wäre, wäre …«
    »Ich … erinnerst du dich noch, als wir es zum letzten Mal angingen? Erinnerst du dich, was ich gesagt habe? Ich brauchte Hilfe. ›Achte auf mich‹, habe ich gesagt.«
    »Richtig. Auf dich achten. Ich verstehe nicht …«
    »Denk später darüber nach! Wenn du Zeit hast.«
    »Ja, okay, aber ich …«
    »Jetzt will ich, daß du auf mich achtest und sicherstellst, daß niemand mich aufhält, wenn sie die Schleuse hören. Ich kann ohne dich hinaus- und die Rampe hinunterkriechen. Aber ich werde jemanden brauchen, der sie aufhält, wenn sie nachschauen kommen. Nur ein paar Minuten.«
    Manuel musterte das Gesicht in dem trüben Rotlicht. Die Augen schienen noch immer mehr Licht einzufangen und sich mit brechender, wäßriger Intensität zu bewegen. Er wußte, was der alte Mann sagte, und er sprach es laut aus: »Achte auf mich!«
    Old Matt lächelte. »Genau.« Die Anstrengung zeigte sich in seinen gefurchten Wangen.
    »Dann los«, sagte Manuel.
    Er half dem alten Mann, in die Schleuse zu kommen und legte ihn auf das Förderband, mit dem sonst Ladungsteile hinaustransportiert wurden. Dann ging er wieder nach drinnen und pumpte die Schleuse langsam leer, damit die Maschinen leise arbeiteten. Die äußere Tür öffnete sich. Das Förderband jaulte. Er wartete lange Momente vor der Kontrolltafel, und dann hörte er Fußschritte auf dem Metallboden klirrend näherkommen.
    »Was – warst du draußen?« Sein Vater.
    Er drehte sich um. »Nein. Old Matt ist dort.«
    »Old Ma … und du hast ihn gelassen? Wo hast du deinen Kopf, Junge?« Colonel López packte den Kontrollhebel, riß die Außentür zu und setzte eine Schnellfüllung in Gang. »Wenn ich je … was … warum hast du ihn gelassen? Du weißt, er ist …«, und dann riß er einen Anzug vom Regal und stieg hinein, den Mund zu einer dünnen Linie zusammengepreßt.
    Stumm zog Manuel sich an. Die Schleuse öffnete sich, die beiden gingen hinein. Der Abpumpvorgang begann. Colonel López verzichtete auf vollen

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