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Wider die Unendlichkeit

Wider die Unendlichkeit

Titel: Wider die Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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Druckausgleich, um Zeit zu sparen. Die Außentür schwenkte auf. Ein Wind blies Staub an ihnen vorbei auf die beschattete Ebene und erstarb heulend. Der Colonel trat als erster hinaus.
    Der Körper lag vor dem Förderband, das Gesicht nach oben, die Augen immer noch glitzernd, das Helmvisier offen. Ganymeds Eis ergriff bereits Besitz von dem zerstörten Gesicht. Old Matt hatte die ganze Vorderseite des Anzugs geöffnet, um den Todeshauch Ganymeds hereinzulassen. Bei so plötzlichem Eindringen ließ die schreckliche Kälte die gefrierenden Zellen aufplatzen.
    »Mierda! Bei dem Unterdruck kriegen wir ihn nie zurück!«
    Der Colonel wirbelte zu seinem Sohn herum. »Tot! Er ist tot! Und du hast ihm geholfen!«
    Colonel López hielt inne. Er drehte sich mit einem Ruck zu dem Körper um, bückte sich, um ihn hochzuheben. Beide hörten das Knacken, als er ihn hob und die gefrorene Haut aufplatzte.
    Neue Risse öffneten sich in den Körper hinein, so daß eine kleine Dampfwolke aus dem Visier entwich und das Eis dieser Welt Old Matt noch weiter in Besitz nahm.
    Der Vater starrte auf seinen Sohn. »Du hast ihn umgebracht. Endgültig. Ewiger Tod. Das weißt du, oder?«
    »Ich …« Er blinzelte, aber die Feuchtigkeit schien wie Schweiß von überall zu kommen. Seine Brust hob sich, nahm aber keine Luft auf. »Ich habe …« Er schluchzte.
    »Du hast ihn umgebracht. Genauso als hättest du selbst seinen Anzug aufgerissen. Ein alter Mann, der nicht wußte, was er tat, halb verrückt durch seine Verletzungen. Und du hast ihm geholfen.«
    Manuels Körper zitterte, seine Sicherheit hatte sich in Nichts aufgelöst. »Ich … Vater, ich …«
    »Umbringen, geht’s darum, si? Alles umbringen, was alt ist …«
    Er keuchte, von Worten überflutet. »Gestern war … war nicht genug, was? Du mußtest …«
    »Was? Umbringen – du meinst das Aleph? Ich war …«
    »Wir jagen es, si, aber es … es …« Der Colonel schüttelte den Gedanken mit einer energischen Bewegung ab. »Aber … Old Matt!«
    Seine Kiefermuskeln verhärteten sich. »Kein Sohn von mir tut so etwas. Keiner, der zu mir gehört!« Seine Augen blickten hart und wütend, loderten in eine Wut, die nicht schwand, wenn sie einmal da war. »Kein Sohn von mir!«

 
     
     
Teil 4
     
HIRUKO

 
Sechs Jahre später
     
1.
     
     
    Zerstreut nahm Manuel den Weg durch die glatten Gänge. Er behielt die zu Fäusten geballten Hände in den Taschen, obschon es hier überhaupt nicht kalt war. Dieser Abschnitt von Hiruko war immer gut geheizt, so daß die Frauen, die gern enge Kleidung trugen, sich bei kurzen Ausflügen behaglich fühlen konnten. Es war ein Zeichen für etwas – er hatte sich nie Gedanken gemacht, wofür –, wenn Menschen ohne den Reflex, nach einer Jacke zu greifen, umhergingen und das hohe Temperaturgefälle beiläufig ignorierten.
    Seine Stiefel machten auf der mit Matten belegten Isolierung kein Geräusch, doch das Rattern und Summen unterirdischer Fabriken drang durch die Wände. Er ging um die Ecke zur Rotonde Plaza. Zwei junge Männer lungerten dort herum, bekleidet mit abgetragenen Hosen und Faserhemden, die wie grobes Leinen wirkten. Einer war klein und hatte einen stechenden Blick. Seine schmalen Augen zuckten nervös über alle Passanten. Der größere musterte Manuel, richtete sich dann auf und hob eine Faust. »Raus«, sagte er mit übertriebenem, aufgesetztem Akzent und öffnete die Hand, »-geben!«
    »Was?« Verwirrt blieb Manuel stehen und nahm die Hände aus den Taschen.
    »Du hast ’ne Menge Überflüx, Freund.«
    »Über …?«
    »Überflüssiges – so formuliert es – der Rat«, sagte der Kleine in schnellem Stakkato.
    »Was, zum Teufel, soll das?« erwiderte Manuel gereizt.
    »Alles – was nicht unmittelbar nötig ist für – Gesundheit – oder Sicherheit – was nach Luxus riecht – nach Privilegien.«
    Manuel hatte etwas darüber gelesen, es ging um einen Kollektivbeschluß, aber es fiel ihm nicht ein, was es bedeutete. Der Große strich sich eine Haarsträhne mit langsamer, selbstbewußter Anglo-Geste aus der Stirn und meinte mit schleppender Stimme zu seinem Kumpan: »Schon wieder ein Bürger, der nicht auf dem laufenden ist, Enrico. Schätze, wir werden ihn erziehen müssen.«
    Manuel sagte nichts. Er stellte die Füße ein wenig auseinander, lockerte seine Haltung.
    »Tja, der Rat hat endlich auf den Willen des Volkes, des wirklichen Volkes reagiert und zugegeben, daß wir viel zuviel verdächtigen Reichtum hier hatten.«
    »Wenn

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