Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wider die Unendlichkeit

Wider die Unendlichkeit

Titel: Wider die Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
Vom Netzwerk:
war eine tote Leere. Dann holten ihn die schrillen Laute der schreienden und über das Aleph kletternden Männer aus dieser Leere heraus, und er ging zu seinem Vater.
    »Welche Route nehmen die Schlepper?«
    »Sie müssen einige Schluchten umfahren«, sagte der Colonel. Er zeigte seinem Sohn die Route auf der Kartenauflage.
    »Das wird zu lange dauern.«
    »Zwei Stunden, schätze ich. Petrowitsch meint …«
    »Ich werde ihn tragen. Gehe über den Kamm dort. Treffe sie unten, wo der Cañon sich verengt. Halbiert die Zeit.«
    »Ihn tragen? Sohn, du bist erschöpft. Ich kann nicht …«
    »Fragen wir Petrowitsch, ob es ihm schadet.«
    »Du tust, was ich …« Colonel López unterbrach sich und blickte seinen Sohn einen Moment an, während der Junge auf die verkrümmte Gestalt des alten Mannes starrte. Dann ging er zu Petrowitsch und fragte, und der meinte, es könnte so gehen, wenn Manuel nicht spränge, sondern nur den Kamm hinaufstiege und auf der anderen Seite wieder hinunter, keine schnellen Bewegungen …
    »Gut, gut«, reagierte Manuel.
    Major Sánchez gab ihm eine Reserve-Energiepackung von einem der Hiruko-Leute. Der Mann wehrte sich dagegen, sie abzugeben, bis er die finsteren Blicke um sich herum bemerkte. Der Junge dachte nicht schlecht von dem Mann. Ohne die Reserve wäre der Rückmarsch ein lange Mühsal voller Schweiß und Schmerzen. Er ignorierte die Männer und konzentrierte sich darauf, ein Geschirr zu knoten, den Körper auf den Armen tragen zu können. Mit einem Gurt um seinen Hals sicherte er das Geschirr gegen plötzliche Stöße. Sein Vater beobachtete ihn und erkannte mit einigem Erstaunen, daß es nicht gut wäre, etwas zu sagen. In jenem Moment, da er seinen Sohn losließ, wechselte er in eine neue Zeit und begann Kummer und Zorn in sich zu sammeln, die von einem Verlust genährt wurden, den er während der kommenden Monate bewußt fühlen würde.
    Behutsam hob Manuel den alten Mann hoch. Ausdruckslos blickte er in den Kreis aus Gesichtern, gab auf Ratschläge und Warnungen keine Antwort. Er hatte sich bereits inwärts gewandt und bereitete sich vor. Dann drehte er sich um und ging mit gleichmäßigen Schritten los. Einmal, nach einem Kilometer, blieb er stehen und blickte zurück, um sich zu orientieren. Er schien über eine weite Strecke zu schauen. Die Männer waren geschrumpfte Pünktchen, kleine Flecken, die über die Flanken eines riesigen Kadavers schwärmten.
    Er ging die Hänge aus Geröll und Felsplatten hinauf. Als er höher kam und weiter sehen konnte, wurde ihm bewußt, wie weit sie gelaufen waren. Er dachte nicht über das Geschehene nach, sondern marschierte weiter, auf sich den leicht schwankenden, schlaffen Körper. Einmal öffnete Old Matt die Augen und blickte eine Zeitlang zum schwarzen Himmel hinauf, dann verlagerte er seinen Körper ein wenig, und seine Augen blickten wässrig und im bleichen Sonnenlicht glänzend auf Manuel.
    Manuel stapfte schwerfällig über den felsigen Bergrücken. Er sah im Süden Wolken hochkriechen, wo eine leuchtende Fusionsaura die Dämpfe gelb färbte. Die Bahnen aus Feuchtigkeit trübten sich und verschlangen sich miteinander zu einem blauen Gebilde. Aufsteigend schwebten sie über den Kamm, dann kam Regen herunter und brachte künstliche Dunkelheit mit, so daß der Junge langsamer ging, um sicher aufzutreten. Die erste Stunde ging vorüber. Der Körper knarrte in seinen Armen. Sechzehn Klicks legte er auf dem Bergrücken zurück, dann begann der Abstieg, das härteste Stück. Geröll und feuchter Boden gaben plötzlich nach, und er taumelte unbeholfen, damit der schwankende Körper nicht den vollen Stoß abbekam. Old Matts Augen öffneten sich kurz, dann sank das Gesicht in einen erschöpften Schlaf.
    Es war die dritte Stunde, und er konnte seine Arme nicht mehr spüren. Er ging weiter durch die zunehmende dumpfe Dämmerung. In seinem Helm hörte er das regelmäßige Ping-ping des Richtungssignals, das der Schlepper sendete. Er bog nach unten, um ihn zu treffen. Unzählige Male rutschte er, fing sich wieder, rutschte erneut, löste kleine Steinschläge aus. Durch die flutende Dunkelheit erreichten ihn die periodischen Signale wie der konstante Ruf eines geistlosen Dings, der einzigen sinnlichen Erscheinung neben dem Knirschen seiner Stiefel auf knackendem Eis.
    Er fand den Leitschlepper, der in einem Flußbett gut vorankam.
    Er hielt, und er hob den Körper durch die Schleuse. Zwei Schlepper und ein Geher zogen vorbei in die graupelnde

Weitere Kostenlose Bücher