Wider die Unendlichkeit
Dunkelheit, auf dem Weg zur Hauptgruppe. Als er in den Schlepper stieg, war der Körper an den kleinen Med-Monitor angeschlossen. Er beobachtete zusammen mit drei Männern die aufflackernden Diagnosen. »Er hält durch«, sagte einer der Männer. »Müssen ihn aber ins Lager zurückschaffen, um etwas reparieren zu können.«
Der Schlepper setzte zurück, bis er das Tal hinter sich gelassen hatte und wenden könnte, ohne in Gefahr zu geraten, in den Teichen und dem schmelzenden Eis steckenzubleiben. Der Regen transportierte Energie mit sich, die ein Robot-Fusionsreaktor im Süden in ihm gespeichert hatte, und gab die Wärme jetzt frei, verwandelte das Land.
Es war eine lange Rückfahrt. Manuel bemerkte, daß die Männer ihn prüfend anschauten, und ihm wurde bewußt, daß er sich völlig verausgabt hatte. Seine Anzugsanzeige war im roten Bereich. Er saß in einem Riemensitz und ließ sich von dem Schaukeln schläfrig machen, schlief aber nicht. Hagelkörner prasselten gegen den Rumpf. Die Männer hier waren aus der Hauptgruppe ausgeschert, hauptsächlich vor Erschöpfung, und fragten nicht viel über das, was geschehen war. Er war froh darüber.
Auf dem letzten Stück zum Lager hörten Regen und Hagel auf, und die Sonne drang durch den zurückbleibenden rosa Nebel, der Gräben und Eisrinnen einhüllte. Der Schlepper wurde schneller, näherte sich dem Bip-bip-bip des Entfernungssignals, das Manuel wie ein langgezogener Ruf erschien. Jeder Impuls verharrte in seinem Kopf, bis der nächste ertönte und ihn überlagerte, ein hohler Klang, so formlos und zäh wie der Nebel. Als sie ins Lager kamen, wurden sie von einem Dutzend Männer erwartet. Auf Befehl von Colonel López war ein Med-Techniker aus Sidon herausgekommen. Er war ein dünner Mann mit unsicheren, sich ständig bewegenden grünen Augen. Der Mann half, Old Matt hineinzutragen und drehte vorsichtig die Bahre, um sie ohne anzustoßen durch die Schlepperschleuse zu bekommen. Als sie seinen Anzug ausgezogen hatten, lag der walnußbraune Körper reglos da. Er war fast haarlos und erschien dem Jungen kleiner als in seiner Erinnerung.
Die Med-Geräte und der Techniker machten sich an dem Körper zu schaffen, flickten und paßten Ersatzteile ein, säuberten und desinfizierten, wo möglicherweise Anzugflüssigkeit in den Körper gedrungen war, arbeiteten an den Hauptproblemen und ließen den Rest für später.
»Mein Gott, sieh dir das an!« rief der Med-Techniker aus.
»Erschöpfung?« fragte Manuel. »Die Wunde sieht nicht sehr tief aus.«
»Erschöpft, sicher«, sagte der Med-Techniker. »Und ein ziemlicher Schock dazu. Aber vor allem sind’s die Herzgefäße. Irgendwie vergrößert. Und eine Menge geschädigter Nerven.
Kann mir gar nicht vorstellen, wie das passiert ist. Vielleicht einfach verschlissen. Spricht auf die normalen Mittel nicht an.«
»Wie viele Funktionen können Sie retten?« fragte Manuel ruhig.
»Die meisten. Ganz sicher die meisten.«
»Den Rest ersetzen?«
»Wahrscheinlich, würde ich sagen. Einige der Organe sind allerdings abgestorben. Leber, Nieren, ein paar kleinere Sachen. Und die kleinen Blutgefäße – sie sind im ganzen Körper kaputt. Das zu ersetzen, kostet ’ne Menge.«
»Wieviel?«
»Keine Ahnung. Fälle wie diesen, so alte Leute, sehe ich nicht oft. Die meisten von ihnen sind in Hiruko.«
»Muß er dorthin?«
»Wahrscheinlich. Die Blutgefäße, da sind es nicht die Teile, es ist die Arbeit. Menge Werkbankzeit.«
Old Matt öffnete die Augen. Er blickte wie aus einem tiefen Versteck hinaus, und seine Augen bewegten sich langsam über die um ihn versammelten Männer. Sein Gesicht war trocken und kreidig, aber die Augen schienen in feuchter Fülle zu glänzen. Er öffnete den Mund, aber kein Laut kam heraus. Dann schloß er ihn, ohne daß sein Gesicht irgendeinen Ausdruck von Besorgnis zeigte.
»Irgendeine Kontrollfunktion ist ausgeschaltet«, sagte der Med-Techniker. »Nicht überraschend bei einer Rückgratverletzung.«
»Können Sie es beheben?«
»Ich hab’s dir doch schon gesagt. Komische Nervenschäden da drinnen. Keine Arbeit für den Außendienst.«
Manuel nickte benommen.
Dann ließen sie den Med-Monitor an dem Körper arbeiten. Das Gerät summte, schnaufte und klickte vor sich hin. Manuel beobachtete es im Sitzen, kippte dann zur Seite und schlief einige Stunden. Er wachte auf, als die Hauptgruppe ins Lager fuhr und einige Männer in der Hütte um Hilfe baten, um Adler vom Deck eines Schleppers
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