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Widersacher-Zyklus 01 - Das Kastell

Widersacher-Zyklus 01 - Das Kastell

Titel: Widersacher-Zyklus 01 - Das Kastell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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Kleidung klebten. Er trug ein dickes und anscheinend recht schweres Paket.
    »Ich habe ihn, Magda!« rief er, blieb vor ihr stehen und strahlte übers ganze Gesicht.
    »Was meinst du, Vater?« fragte sie und fürchtete die Antwort.
    »Molasars Talisman – die Quelle seiner Macht!«
    »Hast du sie ihm gestohlen?«
    »Nein. Er hat sie mir anvertraut. Ich soll sie an einem si cheren Ort verstecken, bevor er nach Deutschland aufbricht.«
    Magda spürte, wie die Reste von Wärme in ihrem Herzen eisiger Kälte wichen. Ihr Vater hatte die Absicht, die Feste mit einem »Talisman« zu verlassen – das bestätigte Glae kens Vermutungen.
    »Zeig mir den Talisman.«
    »Für so etwas haben wir jetzt keine Zeit. Ich muß …« Cuza trat zur Seite, um durchs Tor zu gehen, aber seine Tochter versperrte ihm den Weg.
    »Bitte«, sagte sie. »Zeig ihn mir.«
    Der Professor zögerte, bedachte sie mit einem fragenden Blick und zuckte mit den Schultern, bevor er den Gegenstand auswickelte.
    Magda hielt unwillkürlich den Atem an. O Gott! dachte sie. Der »Talisman« bestand aus massivem Gold und Silber – und sah genauso aus wie die seltsamen Kreuze in den Mauern der Feste. Oben wies er sogar eine Öffnung auf – für die dornartige Erweiterung am unteren Ende der Klinge.
    Das Heft von Glaekens Schwert. Nur dieses Heft konnte Rasalom daran hindern, die Feste zu verlassen und die ganze Menschheit ins Elend zu stürzen.
    Magda stand wie gelähmt da und starrte auf das Metall. Sie hörte die Stimme ihres Vaters, verstand jedoch nicht die Worte, die er an sie richtete. Voller Grauen dachte sie an Glaekens Schilderungen einer von Rasalom beherrschten Welt, in der es keinen Platz für Freude und Glück, nicht einmal für Hoffnung gab.
    »Geh zurück, Vater!« stieß sie schließlich hervor und musterte forschend sein Gesicht. War dies der Mann, den sie gekannt und dem sie seit Mutters Tod ihr Leben gewidmet hatte? »Laß den Talisman in der Feste. Molasar hat dich von Anfang an belogen. Dies ist nicht die Quelle seiner Macht, sondern der einzige Gegenstand, der seiner dämonischen Kraft widerstehen kann! Er ist der Feind alles Guten! Du befreist ihn, wenn du diesen Talisman aus dem Kastell trägst!«
    »Lächerlich! Er ist bereits frei. Und mein Verbündeter. Sieh nur, was er für mich getan hat! Ich bin geheilt.«
    »Damit du ihm zu Diensten sein kannst. Damit du die Feste mit diesem Gegenstand verläßt. Solange er sich innerhalb dieser Mauern befindet, bleibt der Untote gefangen.«
    »Du lügst! Molasar wird Hitler töten und das Grauen in den Konzentrationslagern beenden!«
    »Er labt sich an dem Greuel, das die Nazis verursachen, Vater!« erwiderte Magda verzweifelt. »Bitte, hör auf mich, wenigstens dieses eine Mal! Vertrau mir! Ich beschwöre dich: Laß dieses Metallstück in der Feste !«
    Cuza schenkte seiner Tochter keine Beachtung und trat vor. »Laß mich vorbei!«
    Magda wich nicht von der Stelle. Sie hob die Hände und legte sie ihrem Vater auf die Brust. »Bitte …«
    »Nein!«
    Die junge Frau stieß den Mann zurück. Sie verabscheute sich selbst, aber sie wußte auch, daß sie nicht länger einen hilflosen Krüppel in ihm sehen durfte. Theodor Cuza war gesund und stark – und ebenso entschlossen wie sie selbst.
    »Du wendest dich gegen deinen eigenen Vater?« rief der Professor fassungslos. Wut blitzte in seinen Augen. »Hat dich dein verdammter rothaariger Liebhaber so sehr verdorben? Geh zur Seite – ich befehle es dir!«
    »Nein«, erwiderte Magda mit Tränen in den Augen. Bisher hatte sie sich immer ihrem Vater gefügt, doch diesmal durfte sie auf keinen Fall nachgeben. Zuviel stand auf dem Spiel.
    Das Schluchzen seiner Tochter schien Cuza zu verwirren. Für einen Sekundenbruchteil glätteten sich seine Züge, und er war wieder er selbst. Er setzte zu einer tröstenden Bemerkung an, überlegte es sich dann aber anders und schloß den Mund wieder. Das Gesicht verwandelte sich jäh in eine Fratze des Zorns, als er vorsprang und mit dem Schwertheft zum Schlag ausholte.
     
    Rasalom stand im Gewölbe und wartete. Finsternis umhüllte ihn wie ein Mantel, und nur das leise Quieken der Ratten unterbrach die Stille. Sie krochen über die Leichen der beiden Offiziere hinweg, die zu Boden gesunken waren, als Cuza mit dem verfluchten Heft durch den Tunnel davongeeilt war. Wenn er es durchs Tor trägt, bin ich endlich frei. Frei!
    Dann konnte er seinen Hunger nach menschlichem Elend stillen. Wenn die Behauptungen des geheilten

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