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Widersacher-Zyklus 01 - Das Kastell

Widersacher-Zyklus 01 - Das Kastell

Titel: Widersacher-Zyklus 01 - Das Kastell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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ist Ihnen das immer gelungen, wie?« Der Ernst des alten Mannes amüsierte Wörmann.
    »Nein, nicht immer. Ab und zu sind Reisende gegen unseren Willen geblieben. Wir vertreiben sie nicht – schließlich werden wir nicht dafür bezahlt, daß wir kämpfen. Aber niemand hat hier mehr als eine Nacht verbracht. Die meisten gehen schon nach wenigen Stunden.«
    Wörmann schmunzelte. Er hatte mit einer derartigen Bemerkung gerechnet. In einem verlassenen Schloß – auch in einem kleinen – mußte es spuken.
    »Was vertreibt sie denn? Dumpfes Stöhnen in finsteren Fluren? Kettengerassel?«
    »Nein. Hier gibt es keine Gespenster.«
    »Irgendwelche Toten? Wurde jemand auf gräßliche Wei se ermordet?« Wörmanns Lächeln wuchs in die Breite. »Wir haben recht viele Burgen in Deutschland, und über jede erzählt man sich Gruselgeschichten.«
    Alexandru schüttelte den Kopf. »Bisher ist hier niemand gestorben. Jedenfalls nicht daß ich wüßte.«
    »Was dann? Was veranlaßt Reisende dazu, nach nur einer Nacht zu verschwinden?«
    »Träume, Herr Major. Schlimme Träume. Und immer die gleichen … Visionen davon, in einer winzigen Kammer gefangen zu sein, ohne Fenster, ohne Licht … in völliger Finsternis … in eisiger Kälte … Und irgend etwas lauert in der Nähe, kälter als Frost, dunkler als die Dunkelheit … Etwas Hungriges …«
    Wörmann spürte, wie es ihm bei diesen Worten kalt über den Rücken lief. Er wollte Alexandru fragen, ob er selbst eine Nacht in der Feste verbracht hatte, aber der Gesichtsausdruck des alten Mannes und das Zittern in seiner Stimme waren deutlich genug. Ja, Alexandru war einmal über Nacht in der Bastion geblieben. Aber nur ein einziges Mal.
    »Warten Sie hier, bis meine Leute die Brücke überquert haben«, sagte Wörmann und unterdrückte ein Schaudern. »Anschließend können Sie mich herumführen und mir alles zeigen.«
    Alexandrus Miene offenbarte hilflose Empörung. »Herr Major«, sagte er mit mühsamer Förmlichkeit, »ich erachte es als meine Pflicht, Sie darauf hinzuweisen, daß die Feste nicht als Unterkunft für Ihre Männer dienen kann.«
    Wörmann lächelte weder verächtlich noch herablassend. Er wußte, was Pflichtbewußtsein bedeutete, und daher respektierte er die Haltung des alten Mannes.
    »Sie haben mich gewarnt, und das genügt. Sie stehen der deutschen Armee gegenüber, einer Streitmacht, die einen Sieg nach dem anderen erringt. Es bleibt Ihnen nichts anderes übrig, als sich zu fügen und die neue Situation zu akzeptieren. Betrachten Sie sich von Ihrer Pflicht entbunden.«
    Damit drehte sich der Offizier um und ging zum Tor.
    Noch immer sah er nirgends Vögel. Träumten Tauben auch? Haben auch sie nur eine Nacht an diesem Ort geschlafen, um dann fortzufliegen und nie zurückzukehren?
    Der Befehlswagen und die drei Lkws rollten über die Brücke und wurden im Hof geparkt. Die Soldaten folgten zu Fuß, trugen ihre persönliche Ausrüstung, machten kehrt und holten die übrigen Versorgungsmaterialien: Proviant, Generatoren, panzerbrechende Waffen.
    Feldwebel Oster kümmerte sich um die Routineaufgaben der Einquartierung, und Wörmann ließ sich von Alexandru mit den Räumlichkeiten der Feste vertraut machen. Überall schimmerten Messing und Nickel von weiteren Kreuzen, und ihre Anzahl erstaunte den Major noch immer. Sie hingen praktisch überall, waren in regelmäßigen Abständen in die Wände eingelassen. Und die Zimmer … Wörmann hörte schon nach kurzer Zeit auf, sie zu zählen. Es gab Kammern in den Außenwällen des Kastells, unter dem Hof, im rückwärtigen Teil, der weit in den Berg hineinragte, im Wachturm. In den meisten von ihnen waren keine Möbel.
    »Es sind neunundvierzig, die Räume im Turm mitge zählt«, sagte Alexandru.
    »Eine komische Zahl, finden Sie nicht? Warum ausgerechnet neunundvierzig und nicht fünfzig?«
    Alexandru zuckte mit den Schultern. »Was weiß ich.«
    Wörmann biß die Zähne zusammen. Wenn der Kerl noch einmal mit den Achseln zuckt …
    Sie wanderten über den Wehrgang, der diagonal vom Turm fortführte, nach einigen Dutzend Metern eine Biegung machte und bis zum Hang reichte. Auch in den brusthohen Zinnen glänzten Messing und Nickel. »Ich kann mich nicht daran erinnern, an den Außenflächen der Feste Kreuze gesehen zu haben.«
    »Es gibt sie nur hier, im Innern. Betrachten Sie auch die Steine. Sie passen perfekt auf- und nebeneinander. Es wurde kein Mörtel verwendet, um sie zu verbinden. Alle Mauern in der Bastion sind

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