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Widersacher-Zyklus 02 - Die Gruft

Widersacher-Zyklus 02 - Die Gruft

Titel: Widersacher-Zyklus 02 - Die Gruft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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benutzen und die Sache in Handarbeit erledigen. Wenn es irgendeine Möglichkeit gab, ohne sie beide in Gefahr zu bringen, dann würde er dafür sorgen, dass Abe einen Blick auf einen Rakosh werfen konnte. Abe würde sie sehen müssen – ihm nur zu erzählen, was da auf Kusums Schiff hauste, wäre vergebliche Liebesmüh.
    Auf jeden Fall würde er dafür sorgen, dass bis zum Morgengrauen kein Rakosh in New York mehr am Leben war. Und wenn Kusum ihm dabei in die Quere kam, dann war Jack in höchstem Maße willens, seinem Atman auf den Weg zu seiner nächsten Inkarnation behilflich zu sein.
    Der Laster hielt an.
    »Wir sind da,« sagte Abe. »Was jetzt?«
    Jack stieg ganz vorsichtig durch die Hintertür aus und ging dann bis zum Fenster auf Abes Seite. Er deutete durch die Dunkelheit in Richtung auf Pier 97.
    »Warte hier, während ich an Bord gehe. Es wird nicht lange dauern.«
    Abe sah aus dem Fenster und dann mit verwunderter Miene auf Jack. »An Bord von was?«
    »Da ist ein Schiff. Du kannst es von hier nur nicht sehen.«
    Aber schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht, dass da außer Wasser sonst noch etwas ist.«
    Jack blinzelte in die Dunkelheit. Es war doch da, oder? Mit einer Mischung aus Überraschung, Verblüffung und wachsender Erleichterung sprintete er zu dem Pier – dem leeren Pier.
    »Es ist weg!«, brüllte er, als er zum Laster zurückrannte. »Es ist weg!«
    Ihm wurde klar, dass er sich wie ein Irrer benahm, wie er da mit einem Flammenwerfer auf dem Rücken auf der Straße auf und ab tanzte, aber es war ihn egal.
    Er hatte gewonnen. Er hatte die Rakoshi-Mutter besiegt und Kusum war ohne Vicky und Kolabati nach Indien aufgebrochen. Triumph brandete in ihm auf.
    Bon voyage, Kusum.
     

25
     
    Gia rannte die Stufen zu dem fünfstöckigen Backsteinbau hinauf und betrat das Vestibül. Sie zog an dem Griff der Innentür, für den Fall, dass diese nicht ins Schloss gefallen war, aber sie gab nicht nach. Aus Gewohnheit griff sie in ihre Handtasche nach den Schlüsseln, erinnerte sich dann aber, dass sie die schon vor Monaten an Jack zurückgeschickt hatte.
    Also ging sie zu der Klingelleiste und drückte auf den Knopf in der dritten Reihe neben dem handgeschriebenen Schild »Pinocchio Productions«. Als die Tür daraufhin nicht geöffnet wurde, klingelte sie erneut und so lange, bis ihr der Daumen wehtat. Trotzdem blieb die Tür verschlossen.
    Gia ging auf den Bürgersteig zurück und sah zu den Fenstern von Jacks Wohnung hoch. Dahinter war es dunkel, aber in der Küche schien Licht zu brennen. Plötzlich sah sie eine Bewegung am Fenster, einen Schatten, der auf sie hinuntersah. Jack!
    Sie rannte die Treppen wieder hoch, um noch einmal zu klingeln, aber der Türöffner summte, sobald sie das Vestibül betrat. Sie stieß die Tür auf und rannte die Treppen hinauf.
    Auf der Treppe in den zweiten Stock fand sie eine Perücke mit langen braunen Haaren und einen breitkrempigen Hut. Ein unangenehm süßliches Parfüm lag in der Luft. Der Geländerpfosten auf dem Treppenabsatz war in der Mitte durchgebrochen. Überall lagen Fetzen von Kleidung herum und Spritzer einer zähen schwarzen Flüssigkeit klebten auf dem Boden vor Jacks Wohnung.
    Was ist hier passiert?
    Irgendetwas an den Flecken verursachte ihr eine Gänsehaut. Sie ging vorsichtig um sie herum. Sie wollte nicht einen davon berühren, nicht einmal mit ihren Schuhen. Sie versuchte, das mulmige Gefühl in ihrem Magen zu unterdrücken, und klopfte an Jacks Tür.
    Dann zuckte sie zusammen, weil sie sich sofort öffnete. Wer da auch war, er musste auf ihr Klopfen gewartet haben. Aber die Tür öffnete sich nur wenige Zentimeter, mehr nicht. Sie konnte die ungefähren Umrisse eines Kopfes ausmachen, aber das schwache Licht im Flur stand im falschen Winkel, um ein Gesicht erkennen zu können.
    »Jack?« Gia hatte jetzt einfach nur noch Angst. Hier stimmte etwas ganz und gar nicht.
    »Er ist nicht hier,« flüsterte eine heisere, brüchige Stimme.
    »Wo ist er?«
    »Ich weiß es nicht. Werden Sie nach ihm suchen?«
    »Ja … ja.« Die Frage hatte sie überrascht. »Er muss mir helfen. Sofort!«
    »Finden Sie Jack! Finden Sie ihn und bringen Sie ihn hierher zurück! Bringen Sie ihn zurück!«
    Die Tür schlug zu und Gia stolperte davon, angetrieben von der Dringlichkeit in dieser Stimme.
    Was ging hier vor? Warum war diese merkwürdige heimlichtuerische Person in Jacks Wohnung und nicht Jack? Gia hatte keine Zeit zum Rätselraten: Vicky war verschwunden und Jack

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