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Widersacher-Zyklus 03 - Die Gabe

Widersacher-Zyklus 03 - Die Gabe

Titel: Widersacher-Zyklus 03 - Die Gabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Gabe
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Leitartikel aufgeschlagen. Alans Blick fiel augenblicklich auf die Schlagzeile in der oberen linken Ecke:
    DER SCHANDFLECK SCHAMANISMUS
    »Witzig«, sagte Alan.
    »So wirst du nicht mehr denken, wenn du den Artikel gelesen hast.« Ginnys Stimme hatte einen feindseligen Ton angenommen, der ihm in den vergangenen Wochen nur zu vertraut geworden war.
    Alan überflog den Kommentar. Er füllte die halbe Seite. Er entdeckte seinen Namen und begann, mit einem beunruhigten Gefühl zu lesen.
    Der Artikel begann mit einer ausgedehnten Wiedergabe der Sensationsnachrichten, die in den letzten Wochen mit seinem Namen verbunden waren; dann wurde es konkreter. Es ging um die Finanzierung des Erweiterungsbaus des Monroe-Community-Hospitals, darüber, wie verzweifelt zusätzliche Betten in dieser Gemeinde benötigt würden, wie das Hospital Dutzende von Patienten wegen des chronischen Bettenmangels in Feldbetten auf den Fluren unterbringen musste.
    Das Fazit ließ Alan frösteln:
    Und darum müssen wir beim Express uns fragen, was das Kuratorium des Monroe-Community-Hospitals unternehmen wird. Werden sie so lange warten, bis der zweifelhafte Ruf eines einzigen Mitarbeiters die Glaubwürdigkeit der Institution als medizinische Fachklinik untergräbt und dadurch die dringend notwendige Zuteilung von Fördergeldern und das Einwerben von Spenden infrage stellt? Oder wird man Dr. Bulmer an die Kandare nehmen und ihn in dieser Angelegenheit zur Rede stellen?
    Zugegeben, Dr. Bulmer ist nicht allein für den ihn umgebenden Wirbel verantwortlich. Die Tatsache bleibt jedoch bestehen, dass er nichts unternommen hat, um dieser steigenden Flut von Spekulationen und Hysterie Einhalt zu gebieten. Unter normalen Umständen würden wir sein Recht respektieren, zu diesen wilden Geschichten keine Stellungnahme abzugeben. Aber wenn das Schweigen dazu angetan ist, das Feuer zu schüren, ein Feuer, das die Erweiterung einer Einrichtung, die so lebensnotwendig für die medizinische Versorgung unserer Gemeinde ist, bedroht, dann müssen wir verlangen, dass er sieh äußert und diese aberwitzigen Geschichten zurückweist. Sollte er dies versäumen, sehen wir das Kuratorium in der Pflicht, Dr. Bulmers Position als Mitarbeiter des Monroe-Community-Hospitals neu zu überdenken.
    »Das kann doch nur ein Scherz sein!«, sagte Alan, während sich ein Knoten des Unbehagens in seinem Magen zusammenzog. »Was habe ich mit dem Krankenhaus zu tun? Das ist doch lächerlich! Ich könnte es ja verstehen, wenn ich ein Mitglied des Kuratoriums wäre, aber ich bin …«
    »Du gehörst zum Personal!«, sagte Ginny. »Wenn du wie ein Spinner dastehst, dann stehen die ebenfalls wie Spinner da, weil sie dich in ihrem Krankenhaus arbeiten lassen. So einfach ist das.«
    »Warum können sie es nicht auf sich beruhen lassen?«, sagte Alan eher zu sich als zu Ginny.
    »Warum kannst du das nicht? Das ist die Frage! Warum gibst du nicht einfach ein Interview oder so etwas und sagst, dass das alles Unsinn ist?«
    »Weil ich das nicht kann.« Er sagte ihr nicht, dass das Magazin People ihn letzte Woche aus ebendiesem Grunde dreimal angerufen und er den Vorschlag stets abgelehnt hatte. Oder war es in dieser Woche gewesen? Die Zeit schien seit Kurzem wild durcheinanderzulaufen.
    »In Gottes Namen, warum nicht?«
    »Das sagte ich dir doch – weil es kein Quatsch ist!«
    »Das will ich nicht hören, Alan. Ich will diese Art von Gespräch nicht mehr mit dir führen.«
    Alan wusste, dass sie sich gegenüber der Möglichkeit verschlossen hatte, dass es wahr sein könnte.
    »In Ordnung. Dann will ich dir eine hypothetische Frage stellen.«
    »Ich bin nicht an hypo…«
    »Hör mir einfach zu. Gehen wir um der Argumentation willen davon aus, dass ich Leute heilen kann.«
    »Ich will das nicht hören, Alan.«
    »Ginny –!«
    »Du brauchst Hilfe, Alan!«
    »Spielen wir es doch einfach durch. Was sollte ich tun? Es leugnen?«
    »Natürlich.«
    »Selbst wenn es wahr wäre?«
    »Sicher.«
    »Und es weiterhin im Geheimen anwenden?«
    »Nein!« Sie rollte verärgert mit den Augen. »So etwas lässt sich nicht verbergen. Du musst einfach alles über diese irrwitzige Macht vergessen und dich wieder der normalen Medizin zuwenden. Siehst du nicht, dass du mittlerweile so etwas wie ein Aussätziger geworden bist?«
    »Nein.«
    »Natürlich siehst du es nicht! Du läufst in letzter Zeit herum, als ob du unter Drogen ständest. Aber ich sehe es! Darum höre jetzt sofort und für immer damit auf. Sage allen,

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