Widersacher-Zyklus 05 - Nightworld
dunkelhäutig. Sagt, ihr Name ist Cola Batschi oder so ähnlich.«
Glaeken schloss die Augen, um sich wieder zu fangen und sicherzugehen, dass er den letzten Satz richtig verstanden hatte. War das möglich? Konnte sie es wirklich sein? Oder war das nur wieder eines von Rasaloms Spielchen?
Nun, wir werden es bald herausfinden.
»Bring sie nach oben ins Penthouse. Sofort.«
Ein paar Augenblicke später wartete Glaeken neben der Tür zu seiner Wohnung, als Julio eine schlanke, dunkelhäutige Frau mit rabenschwarzen Haaren aus dem Fahrstuhl geleitete. Ihre Kleidung war zerrissen, ihre Hände und das Gesicht mit Dreck beschmiert und ihre dunklen Mandelaugen waren weit aufgerissen und blickten wild und erschöpft. Überhaupt nicht so, wie Glaeken sie sich vorgestellt hatte, aber er spürte die Jahre, die sich unter der glatten, jugendlichen Oberfläche ihrer Haut drängten.
Er konnte kaum die Augen von der Kette um ihren Hals losreißen. Er musste sie haben. Wie er sie bekommen konnte, wusste er noch nicht, aber er konnte nicht zulassen, dass sie mit dieser Halskette wieder ging.
»Miss Bakhti?«
Sie nickte. »Und Sie sind der, von dem Jack mir erzählt hat, der Uralte?«
Der Uralte. Er verbarg ein Lächeln. Ist das die Art, wie Jack von mir spricht? Nun, es stimmt ja auch, oder?
»Ja, das dürfte ich sein. Nennen Sie mich Glaeken. Kommen Sie herein.«
Er nickte Julio dankend zu und geleitete Kolabati in seine Wohnung. Sie stolperte, als sie die Schwelle überschritt und wäre beinahe gefallen, aber Glaeken stützte sie am Arm.
»Geht es Ihnen gut?«
Sie schüttelte den Kopf. »Nein. Ganz sicher nicht.«
Er führte sie zum Sofa. Sie fiel buchstäblich hinein. Sie rieb sich mit einer zitternden Hand über die Augen und seufzte. Sie schien am Ende ihrer Kräfte.
»Jack hat mir erzählt, was mit der Welt geschieht. Ich dachte, er habe gelogen, er wolle mich hereinlegen. Es konnte nicht so schlimm sein, wie er das schilderte.« Sie hielt inne und blickte Glaeken mit gehetztem Blick an. »Stattdessen ist es schlimmer. Viel schlimmer.«
Glaeken nickte und beobachtete sie aufmerksam. Sie wirkte wie betäubt.
»Und es wird noch schlimmer werden.«
Sie starrte ihn an. »Noch schlimmer? Da draußen … nur eine Straße weiter … irgendwas Riesiges, Schwarzes, Schleimiges … so groß, dass es sich auf beiden Seiten an den Gebäuden entlangquetschen musste, um weiterzukommen. Es hatte überall Tentakel, mit denen es in die Fenster hineingriff und alles herauszerrte, was es fand. Ich hörte kreischende Menschen – Kinder.«
»Eine lange, dunkle Nacht der Seele für die Überlebenden«, sagte Glaeken.
Kolabati richtete ihren Blick auf das Kaminfeuer und befingerte ihre Halskette.
»Ist Jack mit der anderen Kette zurück?«
»Ja.«
»Reicht die für Ihre Bedürfnisse?«
»Nein.« Wohin sollte das führen?
»Dann brauchen Sie die hier immer noch?«
»Ja.«
»Wird es etwas verändern?«
»Es kann sein. Vielleicht ist es auch schon zu spät, um überhaupt noch etwas zu bewirken, aber es ist unsere einzige Chance, unsere einzige Hoffnung. Wir müssen es versuchen.«
Sie starrte weiterhin ins Feuer. Ihre Stimme war kaum hörbar.
»Na gut. Sie können sie haben.«
Eine Welle der Erleichterung überschwemmte Glaeken. Die traf ihn so hart, dass er sich setzen musste. Bevor er noch etwas sagen konnte, stürmte Jack ins Zimmer.
»Du!«, fauchte er. »Wie kannst du es wagen, hier aufzutauchen?«
»Jack …« Ihre Lippen setzten zu einem Lächeln an, aber Jack schnauzte sie schon an, bevor es sich entfalten konnte.
»Du hast mich belogen. Du versprichst mir, hierherzukommen und mit Glaeken zu reden, und dann machst du dich aus dem Staub.«
Glaeken wollte Jack aufhalten, bevor der etwas Voreiliges sagte, aber dann bemerkte er, dass Kolabati von Jacks Ausbruch ungerührt schien. Also blieb er still.
»Das stimmt«, sagte sie. »Und hier bin ich. Und ich habe mit Glaeken gesprochen.«
Jack stand über sie gebeugt und seine Wut klang sichtlich ab.
»Ach. Ja, aber du sagtest …«
»Ich habe nie gesagt, ich würde mit dir mitkommen. Ich sagte, ich würde zurückkommen. Und das bin ich auch – aber zu meinen Bedingungen, nicht deinen. Ich lasse mich von niemandem herumkommandieren, Jack. Niemals.«
»Ja. Stimmt. Ich schätze, du hast recht. Aber wie bist du hierhergekommen?«
»Glaubst du wirklich, dass du der Einzige bist, der einen Piloten kennt, der das Risiko eingeht, von Maui hierher zu fliegen?«
Jack
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