Widerstand - Star trek : The next generation ; 2
uns zu einem gegebenen Zeitpunkt als richtig erscheint. Du hast auf dein Herz gehört. Du hättest nicht anders handeln können, nicht, ohne dich selbst zu verleugnen.
Er hatte auf sein Herz gehört und unbeabsichtigt den Tod von Unschuldigen verursacht. Er hatte auf sein Herz gehört und die Leben von unzähligen mehr gerettet.
Worf hob sein Glas. »Auf dich, Jadzia«, sagte er leise. »tlhIngah jIH.«
Ich bin ein Klingone.
VON UTOPIEN UND FEINDBILDERN
Die Borg in STAR TREK
von Julian Wangler
Gene Roddenberry gab sich stets als überzeugter Pazifist. Mit Star Trek entwarf der Urvater eines ganzen Genres eine Zukunftsvision, die die Menschheit im Angesicht der Sterne vereint zeigte, frei von Armut, Krankheit oder Krieg.
Trotzdem pflegte Roddenberry bereits in seiner klassischen Serie Schurken wie kein Zweiter. Die Rede ist von wilden, heißblütigen, territorialen Spezies, mit denen die utopische Föderation in ständige Konflikte verwickelt ist. Damals, in den späten sechziger Jahren, stachen vor allem die kriegerischen Klingonen und die intriganten Romulaner hervor. Fraglich war, von welchem Feindbild in der Realität sie inspiriert worden waren.
Roddenberry legte sich, wann immer er danach gefragt wurde, nicht fest. Er machte zwar einige vage Andeutungen, doch letztlich boten die gegnerischen Völker in Star Trek immer Versatzstücke ganz unterschiedlicher Vorstellungen. So gaben die Romulaner auf der einen Seite mit ihrer Doppelwelt, ihrer Kultur und Ästhetik das Bild eines postmodernen Roms ab. Auf der anderen Seite stammt von Roddenberry die Bemerkung, die Romulaner könnten eine Anspielung auf das entfesselte China sein.
Neue Zukunft, neue Gegner
Gerissene, bedrohliche Gegner mit eigenen Ehrenkodexen und Weltbildern standen also bei Star Trek – entgegen aller anders lautenden Behauptungen – schon immer hoch im Kurs. Und als das Franchise nach zwei Jahrzehnten Ruhepause in eine neue Runde ging, war der Bedarf nach neuen, aufregenden Gegenspielern für die Föderation groß. The Next Generation zeigte die Zukunft von Star Trek selbst – ein gewaltiger Sprung nach vorn.
Deshalb bedurfte es eines Erzfeindes, der seinerseits hoch stapelte. In den Abenteuern von Jean-Luc Picard und seiner Besatzung spielen Klingonen oder Romulaner weiterhin eine nicht unbedeutende Rolle, gehören allerdings auch zum geerdeten Standard des Star Trek-Kosmos’ dazu. TNG sollte indes nicht dort stehen bleiben, sondern mit einem neuen Widersacher aufwarten. Etwas nie da Gewesenem.
Die ersten beiden Staffeln verbrachten Roddenberry, Rick Berman und das Team damit, ein wenig zu experimentieren. Frühe Episoden wie »Der Wächter« oder »Die Schlacht von Maxia« versuchten, die Ferengi als neue Gegner aufzubauen. Tatsächlich sollten die verschrobenen Aliens schon sehr bald ihren spezifischen Reiz in anderen Bereichen entfalten und sich bis zum Start von Deep Space Nine deutlich wandeln. Einen weiteren Anlauf auf der Suche nach neuen Gegenspielern unternahm deshalb die Folge »Die Verschwörung« . Sie etablierte eine außerirdische Parasitenspezies, die sich gewalttätig die Gedankenkontrolle hochrangiger Sternenflottenoffiziere sicherte, indem sie sich an die Nervenstränge des entsprechenden Wirtes heftete. Nach einem 45-Minuten-Abenteuer schien der Stoff aber bereits verbraucht. Die Idee mit den Parasiten wurde ihrerseits verworfen.
In der zweiten Hälfte der zweiten Staffel ( »Zeitsprung mit Q« ) brachte Roddenberry dann die Borg ins Spiel – und schien ein Thema gefunden zu haben, das das Potential zur Wiederkehr besaß. Gewissermaßen spielte Star Trek, als es ein kybernetisches Volk auf die Leinwand hievte, mit sich selbst. Denn bislang hatte die Technologieeuphorie der Serie keine Grenzen gekannt. Für jedes nur erdenkliche Problem schien es in der Zukunft des 24. Jahrhunderts ein Gerät zu geben, das wunschlos glücklich machte.
Fremde Zivilisationen und unbekannte Lebensformen
Das Auftauchen der Borg setzte aller Fortschrittsmythisierung ein vorübergehendes Ende. Wir bekamen eine Spezies gezeigt, die so vernarrt in das Aufsaugen neuer Daten und Techniken war, dass sie dafür sogar die eigene Individualität geopfert hatte – ein Konzept, das eine regelrechte Anti-Föderation beschreibt. Auch sonst waren die Borg ganz und gar fremd; so fremd, dass sie es zur Geißel der Galaxis bringen konnten. Sie besaßen keinen Sinn für Ästhetik; es gab nur ein zweckrationales Verhältnis zur eigenen Umwelt, und
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