Widerstand zwecklos - Der Versuchung ergeben (German Edition)

sehr viel besser. Sie hatte es ihnen heimgezahlt, auf die einzige Weise, die ihr gefesselter Zustand zuließ. Und damit bestand sie auch jene Tests.
    Insgesamt dauerte Liz’ knochenharte Ausbildung, die ihresgleichen suchte, fast vier Jahre, weil sie keinerlei militärische Vorkenntnisse besaß. Sie wurde zu dem gedrillt, was sie nun bereits seit drei Jahren war: Special Forces Agent Elisabeth Gibson, Mitglied der unkonventionellen Top Secret Spezialeinheit Townsends Dutzend . Sie war Inhaberin des Sicherheitsstatus SFSU-IV, der für Special Forces Security Unit Stufe vier stand. Zusätzlich war Liz mit der Lizenz zum Töten ausgestattet. Ganz so wie James Bond, nur nicht im Auftrag ihrer Majestät.
     
    Im Überwachungsraum angekommen, atmete Liz tief durch. Sie verdrängte die Erinnerung an die Zeit ihrer Ausbildung und stellte ihren Rucksack neben der Tür ab. Sie warf Gray, der vor einem der Monitore saß, unter halb gesenkten Lidern einen Blick zu.
    Dieser Mann hatte engen Kontakt zu ihrer Familie. Für einen winzigen Augenblick flackerten Bedenken in ihr auf, er könnte ihr Geheimnis, wenn auch unbeabsichtigt, doch vor ihrem Vater oder John preisgeben. Aber Liz erstickte diese Bedenken sofort im Keim. Sie machte sich unnötig Sorgen um etwas, das niemals geschehen würde, schließlich war er zum Schweigen verpflichtet, hatte einen Eid darauf geleistet.
    Ihre Familie durfte und würde nichts herausfinden, nichts über ihren wahren Job erfahren. Denn es bedeutete eine nicht abzuschätzende Gefahr, brachte man sie in Verbindung mit einem Special Forces Agenten, einem TDA, der ihre Sicherheitseinstufung besaß. Genau aus diesem Grund hielt Liz bereits so lang Abstand von ihnen. Das war die einzige Möglichkeit, die sie sah, um ihre Familie zu schützen.
     
    „Zwanzig Luft-Boden-Raketen des Typs AGM-88D wurden vor einer Woche von einem Transport der US Air Force entwendet. Bei den AGM-88D handelt es sich um taktische Anti-Radar-Raketen mit Splittersprengköpfen, die per GPS gelenkt werden. Ihr müsst sie zerstören, bevor man sie aus dem Areal wegbringt und verkauft“, informierte Chris sie kurz und knapp über die vorherrschende Situation, während Gray sich im Hintergrund hielt. „Zurückholen geht in diesem speziellen Fall leider nicht. Wir können nur Schadensbegrenzung betreiben und müssen unbedingt verhindern, dass sie in die falschen Hände geraten.“
    „Als wären sie nicht schon dort“, stellte Liz sarkastisch fest. „Warum wurde eigentlich nicht jemand vom Air Force Special Operations Command geschickt, um wieder einzusammeln, was die eigenen Leute verloren haben? Wäre doch eigentlich das Sinnvollste.“
    „Sicher. Aber die Entscheidung, wer sich um die Angelegenheit kümmern soll, haben nicht wir getroffen, sondern Lt. General Townsend. Und, wie schon gesagt, gibt es da ein kleines, aber nicht unbedeutendes Problem. Und das betrifft das Zurückholen. Die Raketen befinden sich jetzt nämlich auf einem Gebiet, zu dem niemand offiziell Zutritt hat, es sei denn, er wird persönlich eingela...“
    „Ach, nee!“, warf Jennifer altklug ein. Chris sah sie mit großen Augen an, erhob sich daraufhin von seinem Arbeitsplatz am Computer und ging zum Tisch in der Mitte des Raumes. Dort umschrieb er mit einer Handbewegung ein rot umrandetes Gebiet auf der ausgebreiteten Karte, das Einsatzgebiet. Chris griff nach einem Marker und zeichnete das Zielobjekt derb nach.
    Der Einsatz würde gewiss kein leichtes Unterfangen werden. Die Lagerstätte befand sich auf einem ebenen Gelände im Bundesstaat Virginia. Die spärliche Vegetation auf dem ausgedörrten Boden bot kaum Schutz. Die einzige Zufahrtsstraße, eher ein holpriger Feldweg denn eine befestigte Straße, schied also von vornherein aus. Nicht unbedeutend konnte der dichte Waldstreifen bezeichnet werden, der das Gebiet umgab. Er könnte Schutz bieten, ihnen und den Gegnern gleichermaßen. Im weiteren Umkreis wurde das Gelände zunehmend hügelig.
    „Der Grund und Boden dieses Waldstreifens gehört der Frau eines Ausländers. Sie ist gebürtige Amerikanerin, er ist ein russischer Diplomat, der politische Immunität besitzt. Natürlich bestreitet er, dass etwas Illegales auf ihrem Besitz geschieht. Die Regierung muss sich also an die „Spielregeln“ halten, um keinen offenen Konflikt zu provozieren. Dass unsere Beziehungen zu den Russen noch immer auf wackeligen Füßen stehen, ist kein Geheimnis und macht die Angelegenheit auch nicht leichter. Wir