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Wie angelt man sich einen Daemon

Titel: Wie angelt man sich einen Daemon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kenner
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sogar.
    Inzwischen hatte sie zu Ende gepackt und wandte sich mir wieder zu. »Okay. Hören Sie«, sagte sie. »Als ich hierherkam, hatte ich keine Ahnung, dass Eric da sein würde. Ehrlich. Aber nachdem Sie mir von David erzählt hatten, wollte ich ihn mir zur Brust nehmen. Ich wollte ihm klarmachen, dass er Sie nicht einfach allein patrouillieren lassen kann. Verstehen Sie?« Sie kaute auf einem Kaugummi herum, da ich ihr nicht erlaubt hatte, im Haus zu rauchen. Nun hielt sie inne, um eine große Blase zu machen.
    »Und?«
    »Ich bin also zu ihm hin, bereit, ihm zu erklären, was Sache ist. Aber er kam mir so bekannt vor und starrte mich an, als ob er einen Geist sehen würde. Dann gestand er mir, wer er war. Ich meine, es geht hier um einen Mann, der mir einmal sehr wichtig war. Sehr wichtig.« Sie zuckte mit den Achseln und vermied es, mir in die Augen zu sehen. »Jedenfalls sind Sie in dem Moment aufgetaucht, und…«
    »Sie miese, kleine Lügnerin!«, unterbrach ich sie, wobei mir die Worte als heiseres Flüstern über die Lippen kamen. Ich musste mich gegen diese Frau wappnen. Ich wusste, dass ich recht hatte. Ich hatte zwar keine Ahnung, was Nadia im Schilde führte, aber mir war auf einmal sonnenklar, dass sie mich anlog.
    Für einen Moment quälte mich das schlechte Gewissen. Ich hatte Eric mein Leben lang gekannt und trotzdem Zweifel gehegt. Warum war ich nur so dumm gewesen?
    Nadia blickte mich an. Sie legte den Kopf zur Seite und machte die Tasche zu. »Es ist leicht, mich als Lügnerin zu bezichtigen, nicht wahr?«
    »Ja«, erwiderte ich ehrlich. »Das ist es.«
    Der Blick, den sie mir zuwarf, war sowohl kalt als auch voller Mitleid. Doch ich schaffte es, mich zurückzuhalten und ihr keine Ohrfeige zu verpassen. Stattdessen zeigte ich auf die Tür. Sie schulterte ihre Tasche und ging in den Flur. Vor der Haustür blieb sie noch einmal stehen und drehte sich zu mir um. »Im Grunde ist es egal, was Sie glauben«, sagte sie. »Andramelech ist besiegt – zumindest für den Moment. Es ist vorbei. Ich kenne die Wahrheit und Eric ebenso. Sie können jetzt wieder zu Ihrer Hausarbeit zurückkehren, Wäscheberge bügeln und Hackbraten machen. Genießen Sie Ihr Leben im Eigenheim, Crowe.«
    »Danke«, erwiderte ich mit süßlicher Stimme, als sie aus dem Haus trat. Leider konnte ich es mir nicht verkneifen, die Tür so heftig hinter ihr zuzuknallen, dass mir beinahe das Trommelfell platzte. Ich lehnte mich gegen die Wand. »Werde ich«, fügte ich leise hinzu und blickte in den Flur des Hauses, das mir so viel wert war und das ich mein Heim nannte. »Tue ich bereits.«
    Ich war noch immer wütend auf Nadia, als das Telefon klingelte. Im Kopf war ich unser Gespräch immer wieder von Neuem durchgegangen und hatte mir alle möglichen Sätze überlegt, mit denen ich hätte antworten können. Ich hätte entweder unglaublich höflich, aber deshalb nicht weniger scharf oder einfach direkt und unverblümt sein können. Die beste Entgegnung wäre es allerdings gewesen, alle Formen von Höflichkeit beiseitezulassen und Nadia einfach mit ihrem Lotus über den Haufen zu fahren.
    Recht befriedigend, wenn auch nicht ganz das Richtige.
    Ich sah auf das Display. Es war David. Ich erstarrte. Ein Teil von mir wollte abheben. Der andere Teil jedoch wollte am liebsten weglaufen und sich verstecken.
    Nach einigem Hin und Her entschloss sich der erwachsene Teil, die Führung zu übernehmen. Ich hob ab.
    »Es tut mir so leid«, sagte er ohne große Einleitung. »Sie lügt.«
    »Ich weiß«, erwiderte ich. Ich holte tief Luft. »Wie geht es deinem Bein?«, fügte ich betont gelassen hinzu.
    »Nicht gut«, meinte er. »Aber es wird wieder verheilen… Kate, was Nadia betrifft…«
    »Das wird auch verheilen«, entgegnete ich. »Ich war… Na ja, inzwischen ist es egal. Ich vertraue dir. Das tue ich wirklich. Und es tut mir leid, wenn das einen Moment lang anders ausgesehen haben mag.«
    »Kate«, sagte er mit einer derart drängenden Stimme, dass es mich beunruhigte. »Ich habe dir nicht alles erzählt. An dem Abend in meiner Wohnung, als du auf mich gewartet hattest. Ich habe dir nicht alles über damals erzählt. Einige Dinge habe ich weggelassen.«
    »Was hast du weggelassen?«, flüsterte ich und setzte mich auf einen der Stühle in der Küche. Meine Knie waren plötzlich weich geworden.
    »Wir haben damals nicht nur miteinander telefoniert. Sie ist auch nach San Diablo gekommen. Sie hat mich in der Bibliothek aufgesucht. Ich glaube,

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