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Wie angelt man sich einen Daemon

Titel: Wie angelt man sich einen Daemon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kenner
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Mit größter Mühe tastete ich danach, vermochte aber immer noch nicht, die Waffe zu ergreifen.
    Der Dämon drückte immer fester zu. Die Welt um mich herum begann sich zu verschleiern, während mein Körper den letzten Sauerstoff aufsog, den meine Lungen noch hergaben. Ich kämpfte gegen eine Ohnmacht an und konzentrierte mich ein letztes Mal auf meinen freien Arm und die Hand, die nun endlich den Griff der Machete umklammerte. Verzweifelt wand und drehte ich mich unter dem Dämon, um endlich dem Würgegriff zu entkommen.
    Jetzt oder nie.
    Ich spürte, wie die Machete ihr Ziel traf. Mit einem Schlag durchtrennte ich Knorpel und Fleisch. Der tödliche Griff um meinen Hals lockerte sich, und der Dämon brach über mir zusammen. Ich drehte mich zur Seite. Endlich hob sich der Schleier vor meinen Augen.
    Da sah ich, was ich getan hatte. Auf mir lag der Körper des Dämons – ohne Kopf.
    Der Kopf war rasch gefunden. Während er mich in einer Sprache beschimpfte, die wohl nur den Bewohnern der Hölle bekannt sein dürfte, benutzte ich die Machete erneut, um mein hässliches Werk zu vollenden. Ich stieß sie durch das Auge, so dass der ganze Dämon, und nicht nur sein Körper, das Zeitliche segnete.
    »David!«, rief ich. Als ich mich umdrehte, sah ich, dass er auf dem Boden lag. Ich eilte zu ihm. Entsetzt bemerkte ich, wie bleich er war.
    »Es hat keine Arterie getroffen«, ächzte er, während er sich seinen Gürtel um das Bein wickelte, um es so abzubinden. »Alles in Ordnung. Nadia braucht deine Hilfe.«
    Ich gab ihm einen raschen Kuss auf die Stirn und sprang wieder auf. Die Steintafel war inzwischen völlig zerbrochen und bestand fast nur noch aus Schutt. Nadia und Andramelech kämpften noch immer, und wieder einmal war ich von den Fähigkeiten dieser Frau beeindruckt.
    Trotzdem konnte sie einem wütenden, wiederauferstandenen Dämon nicht ewig die Stirn bieten. Ich hatte sogar das Gefühl, als ob er mit ihr spielen würde. Also rannte ich auf die beiden zu und hob auf dem Weg dorthin mein Stilett auf. Als ich näher kam, sah mich Andramelech an. »Kleine Jägerin«, sagte er drohend. »Du kannst nicht gewinnen.«
    »Oh doch! Kann ich«, erwiderte ich. Noch während ich sprach, schleuderte ich mein Stilett. Es landete mitten in seinem Auge, so dass der Dämon – der große Andramelech, der uns so viele Probleme und Schwierigkeiten bereitet hatte – auf einen Schlag aus seinem Körper gesogen wurde und zischend im Äther verschwand.
    Ehrlich. Das Ganze enttäuschte mich ein bisschen. Ich fühlte mich ziemlich ernüchtert, denn ich hatte mich auf einen langen, heißen Kampf eingestellt.
    »Eric!«, rief Nadia. Sie sprang von einem Steinbrocken der Tafel herunter und rannte auf ihn zu. »Gott sei Dank! Du bist in Sicherheit! Zum Glück! Zum Glück!« Sie zog ihn an sich und drückte ihm einen langen Kuss auf die Lippen. Ich stand vor Zorn bebend daneben. David schien das Ganze ziemlich unangenehm zu sein, wobei mir nicht klar war, ob ihm der Kuss nicht gefiel oder die Tatsache, dass ich dabei zusah.
    Eines wusste ich jedenfalls mit Sicherheit: Andramelech war besiegt, und mit ihm hatte sich auch mein letzter Grund in Luft aufgelöst, warum ich David noch sehen musste.
    In diesem Moment war Eric für mich ein für alle Mal gestorben.
    »Ganz ehrlich, Crowe. Ich wollte Sie bestimmt nicht verletzen«, sagte Nadia, während sie ihre Sachen in eine große Reisetasche stopfte. »Schließlich ist das Ganze schon fast sechs Jahre her. Sie haben wieder geheiratet. Warum sollten Sie sich noch darüber Gedanken machen, was damals zwischen Eric und mir passiert ist?«
    »Vermutlich, weil ich so eine spießige Mami mit Eigenheim bin«, erwiderte ich kalt. »Für unsereins ist es schwer, seine Gefühle unter Kontrolle zu halten.«
    »Mann, Crowe. Ich hätte gedacht, dass Sie etwas rationaler an das Ganze herangehen.«
    »An die Tatsache, dass Sie mir direkt ins Gesicht sagen, Sie hätten mit meinem Mann eine Affäre gehabt?«
    »So habe ich das nie gesagt«, entgegnete sie mit einem eisigen Lächeln. »So nie.«
    Ich lehnte mich an Stuarts Schreibtisch und sah zu, wie sie ihre Wäsche in die Tasche räumte. Noch immer war ich mir nicht sicher, was ich eigentlich glauben sollte. Ich vertraute Eric. Zumindest hatte ich das bisher immer getan. Doch welchen Zweck sollte Nadia mit ihrer Behauptung verfolgen, eine Affäre mit ihm gehabt zu haben? Mir fiel kein triftiger Grund ein, und das machte mich nervös. Sehr nervös

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