Wie angelt man sich einen Earl
sogar in der Ahnengalerie unter den missbilligenden Blicken seiner Vorfahren.
Er wurde ihren hingebungsvollen Körper nicht müde, wusste, was jeder Seufzer, jeder ekstatische Laut bedeutete und wie er seiner Frau immer intensivere Lustgefühle schenken konnte. Rafe hatte sich schon immer ausschließlich auf die Sache und Aufgabe fokussiert, die direkt vor ihm lag, doch dies war etwas anderes.
Angel hielt ihn in ihrem Bann, auch wenn sie nicht bei ihm war. Sie ging ihm unter die Haut und beherrschte seine Gedanken, bei Tag und während der Nacht.
Als er eines Abends zu ihrer gewohnten Dinnerzeit einen geschäftlichen Anruf entgegennehmen musste, gelang es Rafe nur mit Mühe, sich auf seinen Gesprächspartner zu konzentrieren. Und kaum war das Gespräch beendet, machte er sich auf die Suche nach seiner Frau. Er fand sie in der Bibliothek, zusammengerollt wie ein kleines Kätzchen in seinem – und inzwischen auch ihrem – Lieblingssessel.
Wie jeden Abend hatte sie sich umgezogen und sorgfältig zurechtgemacht, während er bei seinem legeren Kleidungsstil geblieben war. „Du siehst aus, als wolltest du auf einen Ball gehen“, neckte er sie.
Angel ließ das Buch sinken, in das sie vertieft gewesen war, krauste die Nase und lächelte ihn an. „Wer weiß, vielleicht plane ich ja eine kleine, sehr private Tanzveranstaltung auf Pembroke Manor?“
Im ersten Moment stutzte Rafe, dann trat er auf sie zu und streckte ihr die Hand entgegen. Als sich ihre Augen überrascht weiteten, zuckte es um seine Mundwinkel, und … er konnte nicht anders, als ihr Lächeln zu erwidern. Es fühlte sich seltsam an, aber gut.
Und wieder einmal staunte Rafe, wie Angel es schaffte, ihn glauben zu lassen, es könnte sich doch noch alles zum Guten wenden. Dass die Dämonen der Vergangenheit und seine inneren Verletzungen ihn nicht zwangsläufig für alle Zeit von einem normalen Leben ausschließen mussten.
Wie schaffte sie das nur? Allein mit ihrem Lächeln. Ihren Berührungen.
„Komm, tanz mit mir!“, wiederholte er genau die Worte, mit denen Angel ihn auf dem Verlobungsball in Santina auf die Tanzfläche gelockt hatte. Ihr Schmunzeln zeigte ihm, dass auch sie daran zurückdachte. Bereitwillig griff sie nach Rafes Hand und landete, wie konnte es auch anders sein, an seiner breiten Brust!
Ihr langes Kleid hatte die Farbe eines guten schweren Burgunders. Der großzügige Ausschnitt ließ den reizvollen Ansatz ihrer Brüste sehen, die schmale Taille kam perfekt zur Geltung, und der weite Rock reichte bis auf die Füße. Eine gelungene Mischung aus Eleganz und angedeuteter Erotik. Und natürlich sah sie wie immer zum Anbeißen aus!
Und dann tanzten sie. Ein ums andere Mal umrundeten sie im Takt einer unhörbaren Musik den riesigen Globus im Zentrum, doch im Unterschied zu damals tanzten sie schweigend. Es gab keine Konfrontation, keine Missverständnisse, nur heiße, verlangende Blicke. Rafe hielt seine Frau so behutsam, fast andächtig in den Armen, als könnte er es immer noch nicht glauben, sie hier in seinem Heim zu sehen. Wie ein Wunder. Und vielleicht war sie auch genau das.
Überwältigt vom Ansturm widerstreitender Emotionen wirbelte er Angel in einer schnellen Pirouette von sich weg, fing sie im letzten Moment wieder ein und genoss den beseligenden Moment, als sie sich atemlos lachend an seine Brust schmiegte. Einen kurzen Augenblick drückte er sie fest an sich, dann schob er sie ein Stück von sich, umfasste ihr Gesicht mit beiden Händen und erschrak.
„Was ist mit dir?“, fragte er alarmiert. „Sind das etwa Tränen?“ Hatte er sie womöglich schon wieder verletzt, ohne es zu wissen?
„Ja … nein, ich weine nie“, behauptete sie mit schwankender Stimme und wischte sich über die feuchten Augen.
„Ich habe dir gesagt, dass ich ein miserabler Tänzer bin.“ Reuig streichelte Rafe ihr über den Rücken. „Du kannst nicht behaupten, ich hätte dich nicht gewarnt.“
Immer noch strömten Tränen über ihre Wangen, die sie einfach nicht zurückhalten konnte. Hilflos schüttelte Angel den Kopf. Das war ein Anblick, den Rafe nicht ertragen konnte. Mit einem unterdrückten Fluch dirigierte er seine Frau zu dem alten Ledersessel, ließ sich hineinfallen, zog Angel auf seinen Schoß und beruhigte sie auf die einzige Weise, die er kannte …
„Es … es ist nicht das Tanzen“, versicherte sie etwas atemlos, sobald sie wieder Luft bekam. „Ich bin nicht einmal traurig, im Gegenteil …“
„Was ist es dann? Sag
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