Wie angelt man sich einen Vampir
weiter zulächelten und wissende Blicke austauschten.
Hatte sie ein Stück Salat zwischen den Zähnen stecken? Endlich gingen die Schotten, um ihre Posten für die Nacht zu beziehen. Connor blieb zurück und spülte die Flaschen aus. Sie erinnerte sich daran, ihm schon einmal dabei zugesehen zu haben, aber damals war ihr die Bedeutung nicht klar gewesen.
„Warum sind alle so fröhlich?", fragte Shanna von ihrem Platz am Küchentisch aus. „Nach den Bomben letzte Nacht dachte ich, dass ein Krieg kurz bevorsteht."
„Oh, aye, das stimmt", antwortete Connor. „Aber wenn man so lange lebt wie wir, kommt einem der Sinn für die Dringlichkeit von so was irgendwie abhanden. Wir kümmern uns schon noch früh genug um Petrovsky. Es ist eine Schande, dass wir ihn im Großen Krieg nicht umgebracht haben."
Shanna beugte sich neugierig vor. „Es gab einen großen Vampirkrieg?" „Aye, 1710." Connor schloss die Spülmaschine und lehnte sich gegen den Küchentresen. Seine Augen überzogen sich mit dem Nebel der Erinnerung. „Ich war dabei. Petrovsky auch, aber natürlich nicht auf der gleichen Seite, ye ken."
„Wie ist es passiert?" „Roman hat dir nichts erzählt?" „Nein. War er dabei?" Connor schnaubte. „Er hat ihn angefangen." War es das, was Roman meinte, wenn er sagte, er habe schreckliche Verbrechen begangen? „Erzählst du mir mehr davon?"
„Kann nicht schaden, nehme ich an." Connor kam auf den Küchentisch zu und setzte sich. „Der Vampir, der Roman verwandelt hat, war ein ganz übler Kerl namens Casimir. Er hatte eine Meute Vampire, die ihm unterstand, und zusammen zerstörten sie ganze Dörfer, vergewaltigten, mordeten, folterten, nur, weil sie Spaß daran hatten. Petrovsky war einer von Casimirs Lieblingsanhängern."
Shanna zuckte zusammen. Roman war ein netter Mönch gewesen, der sich dem Heilen der Armen verschrieben hatte. Es war abstoßend, sich vorzustellen, wie er in die Mitte von So viel Bösem geworfen wurde. „Was ist mit Roman passiert?"
„Casimir war fasziniert von ihm. Er wollte Roman jede', bisschen Güte ausquetschen und ihn vollkommen böse machen. Er ... er hat Roman grausame Dinge angetan. Hat ihn grausame Entscheidungen treffen lassen." Connor schüttelte
angewidert den Kopf. „Einmal hat Casimir zwei Kinder gefangen genommen und gedroht, beide umzubringen. Er sagte, Roman könnte eines von ihnen retten, er müsse bloß das andere selber töten." „Oh Gott." Übelkeit stieg in Shanna auf. Kein Wunder, dass Roman dachte, Gott habe ihn verlassen.
„Als Roman sich weigerte, an solchen perversen Machenschaften teilzuhaben, wurde Casimir unglaublich wütend. Er und seine Teufelsmeute fielen über Romans Abtei her und ermordeten alle Mönche. Dann zerstörten sie die Gebäude."
„Oh nein! Alle Mönche? Auch Romans Adoptivvater?" Shannas Herz zerbrach fast bei dem Gedanken. „Aye. Ye ken, es war nicht Romans Schuld, aber er fühlte sich trotzdem verantwortlich."
Kein Wunder, dass Roman unter so viel Selbsthass litt. Es war nicht seine Schuld, aber sie verstand, warum er sich schuldig fühlte. Karens Tod war nicht ihre Schuld gewesen, aber sie machte sich trotzdem die schlimmsten Vorwürfe. „Die zerstörte Abtei - es ist die auf dem Bild im fünften Stock, oder?"
„Aye. Roman hat sie dort, um sich daran zu erinnern ..." „Du meinst, um sich zu quälen." Shannas Augen wurden trüb vor Tränen. Wie viele Jahrhunderte wollte er sich dafür noch strafen?
„Aye." Connor nickte traurig. „Es war der Anblick der Abtei und der seiner toten Brüder, die Roman einen Sinn für seine neue und schreckliche Existenz gegeben haben. An diesem Tag hat er geschworen, Casimir und seine bösen Anhänger zu zerstören. Aber er wusste, dass er es allein nicht schaffen konnte. Also schlich er sich fort, reiste in den Westen, suchte nach Schlachtfeldern, auf denen die Verwundeten in der Dunkelheit auf den Tod warteten. 1513 fand er Jean-Luc in der Sporenschlacht von Guinegate in Frankreich und Angus bei Flodden Field in Schottland. Er verwandelte sie, und sie wurden seine ersten Verbündeten."
„Wann haben sie dich gefunden?"
„1542, in der Schlacht von Solway Moss." Connor seufzte. „In meinem schönen Schottland herrschte nie lange Frieden. Es war ein ausgezeichnetes Jagdgebiet für sterbende Krieger. Ich war unter einen Baum gekrochen, um dort zu sterben. Roman fand mich und fragte, ob ich noch einmal für eine gute Sache kämpfen wolle. Ich hatte so große Schmerzen, dass ich mich
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