Wie angelt man sich einen Vampir
zu. Sie war die Treppe bereits halb heruntergelaufen, als die Tür mit einem letzten Knall ins Schloss fiel und sie in völliger Dunkelheit zurückblieb. Toll. Sie verlangsamte ihr Tempo. Das Letzte, was sie wollte, war, sich wie eines dieser Mädchen in Filmen zu benehmen, die immer stolperten und sich den Knöchel verstauchten, dann hilflos herumlagen und schrien, wenn der Bösewicht sie fand. Das Treppengeländer endete, sie hatte den letzten Absatz erreicht. Stück für Stück arbeitete sie sich mit ausgestreckten Händen vor, bis sie eine Tür fand.
Sie stieß sie auf und wurde von hellem Licht begrüßt. Der Flur war leer. Gut. Sie rannte zum Fahrstuhl. Ein Schild baumelte vor den Metalltüren. Außer Betrieb. Verdammt! Sie sah über ihre Schulter zurück. Also hatte der Drecksack sie angelogen. Er konnte sie nicht mit dem Aufzug hochgebracht haben. Sie sah sich um, ob es einen Lastenaufzug gab, fand aber keinen. Wie auch immer er sie auf das Dach gebracht hatte, sie hatte keine Zeit, sich darüber Gedanken zu machen.
Sie fand den Haupttreppenschacht und dankte Gott dafür, dass er beleuchtet war. Sie rannte die Treppenflucht hinunter und erreichte das Erdgeschoss. Hinter ihr war nichts zu hören. Gott sei Dank. Es schien, als würde Wolfmann sie nicht verfolgen. Sie öffnete vorsichtig die Tür des Treppenschachtes und sah hinaus. Die Lobby war gedämpft beleuchtet und leer. Der Haupteingang bestand aus zwei Glastüren. Durch sie hindurch konnte Shanna die schwarzen Autos und die Auftragskiller sehen.
Sie ging langsam in die Lobby und schlich sich, immer dicht an der Wand entlang, zum Hintereingang. Das leuchtend rote Ausgangsschild rief sie wie ein Leuchtfeuer, versprach ihr die Freiheit. Sicherheit. Sie würde ein Taxi finden, in irgendein namenloses kleines Hotel ziehen, und dann, wenn sie sicher in ihrem Zimmer war, würde sie Bob Mendoza noch einmal anrufen. Und wenn der U.S. Marshal immer noch nicht abhob, würde sie am nächsten Morgen ihr Konto leeren und einen Zug irgendwohin nehmen. Egal wohin.
Sie lugte hinaus, sah niemanden, und verließ dann das Gebäude. Sofort umfasste ein starker Arm ihre Taille und zog sie gegen einen steinharten Körper. Eine Hand legte sich über ihren Mund und verschloss ihn mit eiserner Kraft. Sie trat nach seinen Schienbeinen und stampfte auf seine Füße.
„Hör auf, Shanna. Ich bin es", sagte ihr eine Stimme ins Ohr, die ihr jetzt vertraut vorkam. Der Wolfmann? Wie konnte er sie auf der Treppe überholt haben? Frustriert stöhnte sie in seine Hand.
„Komm jetzt." Er zog sie die Straße hinunter, an einer Reihe leerer Tische mit Sonnenschirmen vorbei. Über ihnen flatterte eine Fahne, die den Namen des Bistros verkündete. Das nächste Geschäft hatte eine Glasfront, die vergittert war. Er zog sie in die Eingangsbucht. Die Markise über ihnen schützte sie vor dem Licht der Straßenlaternen. „Laszlo wird bald hier sein. Bleib einfach still, bis er da ist."
Sie schüttelte den Kopf, versuchte, seine Hand loszuwerden. „Kannst du atmen?" Er klang besorgt. Sie schüttelte noch einmal den Kopf.
„Du schreist nicht, wenn ich dich loslasse? Es tut mir leid, aber ich kann nicht zulassen, dass du Lärm machst, wo diese Killer so nahe sind." Er lockerte seinen Griff.
„So dumm bin ich nicht", murmelte sie gegen seine Handfläche.
„Ich halte dich für sehr intelligent, aber du steckst in großen Schwierigkeiten. So ein Stress kann jeden dazu bringen, eine falsche Entscheidung zu treffen."
Sie drehte den Kopf, um sein Gesicht sehen zu können. Sein Kiefer war stark und hager. Seine Augen waren auf die Straße gerichtet, die er zweifellos nach Gefahr absuchte. „Wer bist du?", flüsterte sie.
Er sah hinunter, und der Schatten eines Lächelns überzog sein Gesicht. „Ich bin jemand, der einen Zahnarzt braucht." „Lüg mich nicht an. Es gibt da draußen eine Batzillion Zahnärzte." „Ich lüge nicht." „Du hast gelogen, was den Fahrstuhl angeht. Er ist außer Betrieb. Ich musste die Treppen benutzen."
Er kniff den Mund zusammen und sah sich weiter nach Gefahr um, ohne ihr zu antworten.
„Wie bist du so schnell hierhergekommen?" „Ist das nicht egal? Ich will dich beschützen." „Warum? Warum sollte dir das wichtig sein?"
Er zögerte. „Das ist kompliziert." Er sah sie an, und der Schmerz in seinen Augen nahm ihr den Atem. Wer dieser Mann auch sein mochte, er wusste, was es bedeutete, zu leiden. „Du wirst mir nicht wehtun?"
„Nein, meine Schöne.
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