Wie angelt man sich einen Vampir
stimmte! Sie flüchtete vom Bett. Angst stieg in ihrem Hals auf und brach als Schrei aus ihr heraus.
Roman Draganesti war tot.
10. KAPITEL
Sie hatte neben einer Leiche geschlafen. Zugegeben, die paar Männer, mit denen sie bisher das Bett geteilt hatte, hatten die Erde auch nicht gerade zum Beben gebracht. Und nach einer Weile waren sie dann einfach gegangen und nie mehr zurückgekommen. Shanna hatte deren Mobilität nie als Plus verbucht.
Sogar nach ihrem markerschütternden Schrei lag Roman einfach nur da, genauso friedlich wie vorher. Er musste einfach tot sein. Nein, verdammt!
Sie schrie erneut. Die Tür flog auf. Sie zuckte zusammen und drehte sich gleichzeitig um.
„Was ist los?" Der Mann, den sie auf dem Flur hatte stehen sehen, stand jetzt mit gezogener Waffe in ihrer Tür.
Shanna zeigte auf das Bett. „Roman Draganesti ist tot." „Was?" Der Mann steckte seine Pistole zurück ins Halfter. „Er ist tot!" Shanna zeigte noch einmal auf das Bett. „Ich bin aufgewacht und habe ihn in meinem Bett gefunden. Tot."
Mit einem besorgten Gesichtsausdruck näherte der Mann sich dem Bett. „Oh." Sein Stirnrunzeln glättete sich. „Kein Problem, Miss. Er ist nicht tot." „Ich bin mir sicher, dass er tot ist."
„Nein, nein. Er schläft nur." Der Wachposten legte zwei Finger auf Romans Hals. „Normaler Puls. Keine Sorge. Ich bin ausgebildeter Sicherheitsspezialist. Ich würde einen Toten schon erkennen."
„Also, ich bin ausgebildete Medizinerin, und ich erkenne eine Leiche, wenn ich eine sehe." Und sie hatte viel zu viele gesehen, als Karen gestorben war. Shannas Knie zitterten, und sie sah sich nach einem Stuhl um. Keiner da. Es gab nur das Bett. Und den armen Roman.
„Er ist nicht tot", sagte die Wache mit Bestimmtheit, „er schläft nur." Gott, dieser Mann war vielleicht vernagelt. „Wissen Sie ... wie heißen Sie?" „Phil. Ich bin Teil der Tagesschicht."
„Phil." Shanna lehnte sich an einen der vier Bettpfosten, um ein wenig Halt zu haben. „Ich verstehe, dass Sie es nicht zugeben wollen. Immerhin sind Sie eine Wache, und Sie sollten dafür sorgen, dass er am Leben bleibt."
„Er lebt. " „Tut er nicht!" Shannas Stimme wurde immer schriller. „Er ist tot! Dahingeschieden. Abgekratzt. Das romanische Reich ist gefallen!"
Phil machte große Augen und trat einen Schritt zurück. „Okay, okay. Beruhigen Sie sich." Er zog ein Funksprechgerät aus der Tasche. „Ich brauche Hilfe im vierten Stock. Unser Gast dreht vollkommen durch."
„Tue ich nicht!" Shanna schritt auf das Fenster zu. „Vielleicht kommt etwas Licht in die Sache, wenn wir die Rollläden aufmachen." „Nein!" Phil klang so panisch, dass Shanna innehielt.
Im Funksprechgerät ertönte statisches Rauschen, dann kam eine Stimme durch. „Was ist los, Phil?" Piep.
„Wir haben hier eine prekäre Lage", antwortete Phil. „Miss Whelan ist aufgewacht, hat neben sich im Bett Mr. Draganesti gefunden, und jetzt glaubt sie, er sei tot."
Am anderen Ende ertönte ein Lachen. Shanna stand der Mund offen. Herrje, diese Leute waren eiskalt. Sie ging wieder auf Phil und sein Kommunikationsgerät zu. „Kann ich mit Ihrem Vorgesetzten sprechen, bitte?"
Phil sah sie betreten an. „Das war mein Vorgesetzter." Er drückte auf einen Knopf. „Howard, könntest du raufkommen, bitte?"
„Oh, klar", antwortete Howard, „das will ich auf keinen Fall verpassen." Piep. Phil ließ das Funksprechgerät wieder in seine Tasche gleiten. „Er ist gleich da."
„Gut." Shanna sah sich im Raum um, konnte aber kein Telefon entdecken. „Und würden Sie bitte 911 verständigen?" „Ich ... ich kann nicht. Mr. Draganesti würde das überhaupt nicht gefallen." „Mr. Draganesti gefällt oder missfällt überhaupt nichts mehr."
„Bitte! Vertrauen Sie mir, alles kommt wieder in Ordnung." Phil sah auf seine Uhr. „Warten Sie nur etwa zwei Stunden."
Warten? Würde er in zwei Stunden weniger tot sein? Shanna ging energisch im Zimmer auf und ab. Verdammt, wie konnte Roman einfach so sterben? Er sah so stark und gesund aus. Es musste ein Schlaganfall gewesen sein oder ein Herzinfarkt. „Wir müssen seine Angehörigen verständigen."
„Die sind alle tot."
Keine Familie? Shanna hielt inne. Armer Roman. Er war ganz allein gewesen. Wie sie selbst. Eine Welle aus Trauer ergoss sich über sie - Trauer darüber, was hätte sein können. Jetzt würde sie nie wieder in seine wunderschönen goldbraunen Augen sehen. Oder seine Arme um sich spüren. Sie lehnte sich
Weitere Kostenlose Bücher