Wie angelt man sich einen Vampir
mit der Zunge über seine Zähne. „Gut. Danke." Jetzt musste er wenigstens nicht mit Draht im Mund an der Konferenz teilnehmen. Und Shanna konnte die Schiene nicht mehr als Ausrede dafür vorschieben, ihn nicht zu küssen. Nicht, dass er sich große Hoffnungen machte, dass es noch mehr Küsse geben würde.
Er warf einen Blick auf die Uhr in seinem Labor. Halb vier Uhr morgens. Er hatte Connor alle halbe Stunde angerufen, um Neuigkeiten zu erfahren, aber niemand hatte Shanna gesehen. Sie hatte die Nummer mit dem spurlosen Verschwinden wirklich toll durchgezogen.
Roman wusste, dass sie stark war und klug. Und sie hatte sein Kruzifix, das sie beschützte. Trotzdem machte er sich Sorgen. Er konnte sich nicht auf seine Arbeit konzentrieren. Sein Paket aus China war angekommen, aber nicht einmal das konnte ihn davon ablenken, dass er sich immer frustrierter und besorgter fühlte. „Kann ich sonst irgendetwas tun?" Laszlo war wieder dabei, seine Knöpfe zu bearbeiten.
„Würden Sie mir bei meinem neuesten Projekt helfen wollen?" Roman nahm einen Stapel Papiere von seinem Schreibtisch. „Es wäre mir eine Ehre, Sir." „Ich arbeite an einer Rezeptur, die es uns ermöglicht, tagsüber wach zu bleiben." Roman gab Laszlo die Papiere.
Er machte große Augen. „Faszinierend." Er blätterte durch den Stapel. Roman kehrte hinter seinen Schreibtisch zurück und öffnete das Paket. „Das hier ist die Wurzel einer seltenen Pflanze, die im Süden von China wächst. Ihr wird eine unglaublich belebende Wirkung nachgesagt." Er grub sich durch eine Menge Füllmaterial und zog dann die in Noppenfolie gewickelte Wurzel hervor.
„Darf ich mal sehen?" Laszlo streckte eine Hand nach der getrockneten Pflanze aus.
„Natürlich." Noch vor einer Woche hatte ihn das Projekt fasziniert. Aber jetzt hatte Roman sein Interesse verloren. Warum sollte er sich die Mühe machen, am Tag wach zu bleiben, wenn er die gewonnene Zeit nicht mit Shanna verbringen konnte? Oh, Blut Gottes, sie hatte ihm mehr zugesetzt als er für möglich gehalten hatte. Und jetzt, da sie fort war, konnte er nichts mehr dagegen unternehmen.
Zwei Stunden später kehrte Roman in sein Stadthaus zurück. Seine Gäste aus Europa waren sicher in ihren Gästezimmern im dritten und vierten Stock einquartiert. Die Damen seines so genannten Harems waren für ihr schlechtes Benehmen Shanna gegenüber gerügt worden. Sie schmollten in ihren Zimmern im zweiten Stock.
Er ging in sein Arbeitszimmer und dort direkt zur Bar, um einen kleinen Mitternachtsimbiss zu sich zu nehmen. Während die Flasche in der Mikrowelle erwärmt wurde, schlenderte er zu seinem Schreibtisch. Erinnerungen an Shanna überschwemmten seine Gedanken. Er konnte sie sehen, wie sie auf der blutroten Samtliege lag. Er konnte sehen, wie sie sich neben der Tür küssten.
Er hielt mit einem Ruck inne. Dort auf seinem Tisch lag die Silberkette mit dem Kreuz. „Shanna, nein." Er griff nach dem Kreuz, aber es verbrannte sofort seine Haut. „Verdammt!" Er ließ es fallen und untersuchte die verbrannte Haut an seinen Fingerspitzen. Genau was er brauchte - eine schmerzhafte Erinnerung daran, dass Gott ihn verlassen hatte. Verdammt. Er würde über Nacht heilen, aber was würde aus Shanna werden? Ohne das silberne Kreuz hatte sie keinen Schutz vor den russischen Vampiren.
Das war seine Schuld. Er hätte ehrlicher sein müssen. Jetzt hatte sie in ihrer Wut das Einzige zurückgewiesen, das sie am Leben erhalten konnte.
Roman schloss fest seine Augen und konzentrierte sich. Noch in der Nacht zuvor hatte er eine mentale Verbindung zu ihr gehabt. Und es war eine besonders starke beiderseitige Bindung gewesen. Vielleicht war etwas davon geblieben.
Er streckte seine Gedanken nach ihr aus. Shanna! Shanna, wo bist du? Oh, Blut Gottes, er fühlte sich so allein und hilflos.
Shanna stöhnte im Schlaf, wurde von einem merkwürdigen Traum verfolgt. Sie war bei der Arbeit, und in ihrem Stuhl saß Tommy, der ihr sagte, dass sie es locker nehmen sollte. Dann verwandelte er sich in Roman. Er hob seine Hand, die Handfläche nach oben. Darin lag ein Fangzahn in einer Blutlache.
Shanna drehte sich im Bett um. Nein, kein Blut.
In ihrem Traum nahm sie ihre Instrumente und sah in Romans Mund. Sie sah in den Dentalspiegel. Was? Der Spiegel zeigte einen leeren Stuhl, aber Roman saß darin. Auf einmal griff er nach ihrer Hand. Er entriss ihr den Spiegel und warf ihn zurück auf ihr Tablett. „Komm mit mir."
Sofort waren sie zurück
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