Wie ausgewechselt
Hoeneß nicht diese Karriere gemacht. So ist er da reingerutscht. Ich hätte es in München sicher nicht so weit gebracht. Was der Uli in München erreicht hat, weiß jeder. Bayern hatte unglaublich viele Erfolge, die alle mit seinem Namen verbunden sind. Und wir immer ein sehr gutes Verhältnis, das von gegenseitigem Respekt geprägt war. Bis auf kleinere Scharmützel und Wortgefechte hat es nie größere Auseinandersetzungen gegeben, auch bei Transfers liefen die Gespräche und Verhandlungen immer fair ab. Uli Hoeneß ist zu Recht der größte, weil fähigste Manager der Bundesliga. Vielleicht sollte er mir noch mal einen ausgeben dafür, dass ich damals Nein gesagt habe.«
Mit Assauer geht Werder Bremen nun 1980/81 in seine erste Zweitligasaison, Gruppe Nord. Assauer will den Betriebsunfall Abstieg sofort wiedergutmachen und stürzt sich in die Arbeit. Er verpflichtet in Absprache mit Präsident Böhmert einen alten Bekannten als neuen Trainer: Kuno Klötzer, damals 58 Jahre alt. Von 1949 an hatte Klötzer drei Jahre für Werder Bremen gespielt. Wie der Spieler Assauer 1966 mit dem BVB gewann Klötzer den Europapokal der Pokalsieger 1977 mit dem Hamburger SV. Klötzer, Spitzname »Ritter Kuno«, kam von Hertha BSC zum SV Werder und galt als absoluter Fachmann.
Der personelle Aderlass nach dem Abstieg ist groß. Einige Profis sind sich zu gut für die Zweite Liga, andere muss Assauer gewinnbringend verkaufen. Werner Dreßel wechselt zum Hamburger SV, Jürgen Röber zum FC Bayern und Karlheinz Geils zu Arminia Bielefeld. Klaus Wunder beendet seine Karriere, Franz Hiller geht in die Schweiz und Gerhard Steinkogler zurück in seine Heimat Österreich. Präsident Böhmert und Assauer sind gezwungen, einen Neuaufbau zu gestalten. Gefragt sind dafür Mut und Ideen.
Man verpflichtet den Finnen Pasi Rautiainen vom FC Bayern, den Polen Bohdan Masztaler und Klaus-Dieter Jank – sie entwickeln sich alle zu brauchbaren Mitläufern. Mit drei Neuzugängen beweist Assauer jedoch ein echtes Glückshändchen: Er entscheidet sich für die Oldies Klaus Fichtel, 35 Jahre alt, und Erwin Kostedde, bereits 36. Dazu holt der Verein ein Talent aus der Verbandsliga: Norbert Meier, 21. Für Fichtel muss Werder 70 000 DM bezahlen, für Meier 25 000 DM, und Kostedde kommt ohne Ablöse.
Nach dem Flop mit Watson ist das Trio der wohl größte Transfercoup Assauers während seiner gesamten Managertätigkeit bei Werder Bremen. Dadurch gelingt 1981 der direkte Wiederaufstieg. Doch jeder Wechsel hat seine eigene Geschichte.
Klaus Fichtel, Stammposition Libero, findet sich nach 15 Jahren beim FC Schalke unter Trainer Fahrudin Jusufi erstmals auf der Ersatzbank wieder – das Urteil des Coaches: zu alt. Nach einer Anfrage von Rot-Weiß Essen sagt Fichtel daraufhin ausgerechnet dem Schalker Erzrivalen zu.
»Für Klaus war ausschlaggebend, dass er zu Hause hätte wohnen bleiben können. Sein Sohn wurde im Vorjahr eingeschult, es hätte privat alles gepasst. Doch dann trat bei RW Essen ein Sparkommissar auf, wollte das Monatsgehalt von Fichtel, damals 10 000 DM, drücken. Dieselbe Summe hatte ich ihm als Grundgehalt bei Werder geboten. Dann verlor Essen auch noch die Qualifikationsspiele um den dritten Bundesligaaufsteiger gegen Karlsruhe, fortan war kein Geld mehr da. Fichtel war die Sache so peinlich, dass er einen Freund bat, bei mir im Büro anzurufen, um zu fragen, ob Werder noch an ihm interessiert sei.«
Assauer hielt sich an alle getroffenen Zusagen. Mit Fichtel als Libero, der alle 42 Saisonspiele mitmacht, kassiert Werder die wenigsten Gegentore aller Zweitligisten. Obwohl sein Entschluss steht, nach der Saison in die Heimat zurückzukehren, verlängert er seinen Vertrag 1981 um ein weiteres Jahr und bleibt noch drei Jahre, erst danach wechselt er zurück zu den Schalker Knappen.
Bei Talent Norbert Meier kommt der Tipp für Rudi Assauer von einem Sportjournalisten. Das Sturmtalent sei der Beste, der momentan im Hamburger Amateurfußball herumlaufe. Und so fährt Assauer an die Elbe, sieht sich das Verbandsligaspiel Lurup gegen Bergedorf an und ist enttäuscht vom so hoch gepriesenen Flügelstürmer.
»Meier zeigte ein schlechtes Spiel. Ich war sauer, weil ich extra hingefahren bin. Trotzdem habe ich ihm eine Einladung zum Probetraining nach Bremen geschickt. Denn obwohl er einen schlechten Tag hatte, war zu sehen, wie gut er mit dem Ball umgehen konnte und wie schnell er war. Meier sagte zu, überzeugte im Training und erhielt einen
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