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Wie ausgewechselt

Wie ausgewechselt

Titel: Wie ausgewechselt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rudi Assauer , Patrick Strasser
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Trainingslager für das Schicksalsspiel im Abstiegskampf gegen Duisburg am nächsten Tag zu motivieren. Als die Nachricht von Assauers Abschied in Bremen durchsickert, sind die Fans geschockt, jedoch in zwei Lager gespalten. Es gibt daher beim Spiel Spruchbänder pro Assauer in der Westkurve (»Wir danken dir, Rudi«), aber auch Schmähungen auf der Gegengeraden (»Verräter!«). Rudi Assauer selbst taucht erst kurz vor dem Halbzeitpfiff auf der Tribüne auf und bleibt trotz der Anfeindungen cool. Schalke übrigens verliert am kommenden Tag in Duisburg mit 1 : 5 und fällt damit auf den letzten Platz zurück.
    »Heimlich hatte ich im Hintergrund an einer einmaligen Aktion gearbeitet. Meine Idee war, Rehhagel für die Schlussphase des Bundesliga-Abstiegskampfes, als Werder den Aufstieg schon perfekt gemacht hatte, nach Schalke auszuleihen – doch Rehhagel lehnte ab. Seine Begründung lautete, er könne nicht überall und zu jeder Zeit als Nothelfer einspringen. Er wollte den Ruf des ständigen Feuerwehrmannes der Trainergilde abschütteln. Ich musste das akzeptieren. Er hatte sich für Werder entschieden.«
    Otto Rehhagel entwickelt sich in den nächsten Jahren überraschend zu einem erfolgreichen Langzeittrainer. Er begründet eine Ära, wird »König Otto« genannt und bleibt bis Saisonende 1994/95. Unter ihm feiert Werder die größten Erfolge der Vereinsgeschichte, wird zweimal Deutscher Meister (1988 und 1993), zweimal DFB-Pokalsieger (1991 und 1994) und holt 1992 den Europapokal der Pokalsieger. Es war Rudi Assauer, der Rehhagel im Frühjahr 1981 überredet hat, zu Werder zu kommen – eine Idee mit Langzeitwirkung.
    Als die Schalker anfragen, kann Assauer einfach nicht Nein sagen, doch die Umstände des rasch durchgezogenen Wechsels verärgern viele Menschen in Bremen. Andere Wegbegleiter empfinden Dankbarkeit. »Für den Verein und uns Spieler war Rudis Abgang ein Verlust. Aber er war ein Kind des Ruhrgebiets, und als der Ruf kam, wurde es eine Herzensangelegenheit«, erzählt Burdenski. »Es war sein Ehrgeiz, unbedingt noch die Schmach des Abstiegs mit Werder 1980 zu tilgen. Und das hat er ja mit dem direkten Wiederaufstieg geschafft. Damit sah er jedoch seine Mission in Bremen erfüllt und wollte sich der neuen Herausforderung stellen. Natürlich war er sehr beliebt in Bremen und hatte dort ein angenehmes Leben. Es war auch keine Frage des Gehaltes. Das war ihm nicht so wichtig. Ich konnte den Wechsel nachvollziehen, es war ein verständlicher Schritt. Er konnte ja nicht ahnen, dass Werder in den Jahren danach so großen internationalen Erfolg haben sollte.«
    »Der Reiz, bei Schalke etwas bewegen zu können, dazu meine Heimat Ruhrpott als emotionaler Faktor – dagegen hatte Werder Bremen am Ende keine Chance. Ich wusste: Auf Schalke habe ich bessere finanzielle Möglichkeiten in einer so fußballbesessenen Stadt, bei einem Verein mit so viel Ruhm und Tradition, mit einem Stadion, das bis zu 70 000 Zuschauer fasst.«

7. Meine erste Schalke-Achterbahn
    »Glück auf, Glück ab«
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    Rudi Assauer weiß, was beim FC Schalke 04 auf ihn zukommt. Der ehemalige Profi vom Erzrivalen Borussia Dortmund als neuer, starker Mann in Gelsenkirchen – ein euphorischer Empfang mit offenen Armen ist seitens der Fans eher nicht zu erwarten. Daher dürfen es zum Amtsantritt schon mal markige Worte sein. Der Neumanager sagt: »Entweder ich schaffe Schalke, oder Schalke schafft mich.« Ein Satz, an dem er gemessen werden wird, das ist ihm klar. Aber in seinem Selbstverständnis bedeutet so eine Herausforderung immer: machen, klare Aussagen treffen, Fakten schaffen. Und das angesichts einer beinahe unlösbaren Aufgabe. Zum bis dato chaotischen Finanzgebaren des Vereins fällt ihm als eine Art Wahlversprechen ein: »Ich werde den Sumpf schon trockenlegen.«
    Assauer arbeitet sich mit seiner Sekretärin Sabine Söldner ein, die im Juni 1979 mit 19 Jahren auf der Schalker Geschäftsstelle angefangen hatte. Sie erinnert sich nur zu gut an die erste Begegnung mit dem Mann, mit dem sie auch 2012 noch zusammenarbeiten wird. »Er hat an seinem ersten Arbeitstag durch die Gegensprechanlage zu mir gesagt: ›Guten Morgen! Ich hätte gerne einen Tee.‹ Das war’s. Mehr nicht. Ich dachte mir: Sind die Werderaner so? Sind die im hohen Norden so arrogant? Was bildet sich der feine Herr eigentlich ein? 14 Tage lang kam Assauer ins Büro, aber zu Gesicht bekam ich ihn nicht wirklich. Schon

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