Wie ausgewechselt
Klötzers. Da wegen einer Schlechtwetterperiode zahlreiche Spiele ausfallen, muss Assauer nur noch einmal, am 6. März 1981, aushelfen. Beim 2 : 2 in Braunschweig gelingt es, einen 0 : 2-Rückstand aufzuholen. Somit beendet Assauer sein Trainerin termezzo diesmal ungeschlagen.
»Im März wollte Trainer Klötzer zurückkehren. Doch in seinem Ehrgeiz, sich möglichst frühzeitig wieder der Aufgabe zu stellen, hatte der 58-Jährige einige Warnzeichen unterschätzt. Seinen Freunden in Bremen gegenüber klagte er immer wieder über schreckliche Kopfschmerzen und Schwindelgefühle. Daher haben wir Anfang April einen gründlichen ärztlichen Rundumcheck veranlasst. Die Diagnose war bitter für Klötzer: Die Ärzte warnten vor dauerhaften Schäden, er musste sich dringend weiter schonen. Und wir mussten uns wieder nach einer Alternativlösung umsehen. Für mich stand damals fest: Noch einmal lasse ich mich nicht breitschlagen und schufte in Doppelfunktion als Manager und Trainer. Ich suchte nach einer Langzeitlösung. Und wie es der Zufall so wollte, kam uns die erzwungene Auszeit von Klötzer nicht ungelegen. Otto Rehhagel war gerade frei und brachte sich durch einen Bremen-Besuch bei seinem Kumpel Klaus Matischak, unserem ehemaligen Finanzmanager, bei uns in Erinnerung. Ich wusste ja zu gut, wie Otto tickt. In meiner letzten Saison als Aktiver hatte er im Frühjahr 1976 für vier Monate ausgeholfen, als wir Herbert Burdenski beurlauben mussten. Kurz entschlossen machten wir mit Rehhagel klar Schiff. Ein neues Gesicht tat uns gut. Er hatte neue Ideen, brachte frischen Wind rein.«
Seinen Einstand gibt der 42-Jährige mit einem 4 : 2 in Solingen am 4. April 1981, drei Tage später kommen 23 000 Zuschauer zum 6 : 0 gegen Aachen ins Weserstadion. Mit Rehhagel gewinnt Werder neun Spiele hintereinander. So hält er Rudi Assauer den Rücken frei für dessen Managerjob, da dieser sich nicht so sehr um die Belange der aktuellen Mannschaft kümmern muss. Also ist Assauer im April und Mai von morgens bis abends unterwegs, um die finanziellen Voraussetzungen für den Wiederaufstieg in die Bundesliga zu schaffen.
»Den Aufstieg in die Bundesliga haben wir am 12. Mai 1981 mit einem 3 : 0 beim VfB Oldenburg klargemacht. Unsere Werder-Fans feierten schon lange vor dem Abpfiff richtig schön, da ließen die Oldenburger einige Dutzend Polizisten vor dem Werder-Block aufmarschieren. Die Polizei befürchtete eine Eskalation nach dem Abpfiff. Es kam zu Zwischenfällen, Dosen flogen auf den Platz. Der Schiedsrichter unterbrach die Partie. Da rannte ich quer über den Platz zu unseren Fans, um sie zu beruhigen. Der verantwortliche Einsatzleiter der Polizei allerdings fühlte sich in seiner Kompetenz von mir übergangen und raunzte mich an: ›Was wollen Sie hier? Hauen Sie ab, das ist unsere Sache!‹ Ich musste mich zusammenreißen und ruhig bleiben. Außerdem sollte ich ja auf unsere Fans aufpassen. Ich bekam dabei jedoch mit, wie der Einsatzleiter seine Beamten einschwor: ›Sobald die Fans über die Bande springen, haut ihnen auf die Köpfe!‹ Unmöglich war dieses Benehmen! Man merkte dem Mann an, wie aggressiv er war. Doch zum Glück blieb es zwischen den Fangruppen am Ende alles in allem friedlich.«
Am Abend wird im Mannschaftshotel Hotel Stadt Bremen der Aufstieg recht moderat gefeiert. Ein schickes Abendessen, ohne dass Sekt in Strömen fließt. Der Grund: Die meisten Spieler haben noch keine Verträge für die Bundesliga unterschrieben. Die finanzielle Zukunft des Vereins ist weiter ungewiss, die Lage angespannt. Und zum Zeitpunkt des Aufstiegs hat Werder eine andere große Sorge. Es ist unklar, was mit Rudi Assauer passiert. Denn der FC Schalke möchte ihn unverzüglich als neuen Manager engagieren.
Am 15. Mai wird schließlich bekannt, dass Assauer den SV Werder zum Saisonende Richtung Schalke 04 verlassen will, geködert vom damaligen Präsidenten Hans-Joachim Fenne. Leistungsträger wie Erwin Kostedde und Klaus Fichtel möchten daraufhin plötzlich auch nicht mehr im Norden bleiben. Sie machen Druck und erklären, dass sie sich unter diesen Umständen nicht an die Zusage zur Vertragsverlängerung gebunden sehen. Doch Assauer kann beide Spieler in einer seiner letzten Amtshandlungen davon überzeugen, bei Werder zu bleiben.
Am Vormittag des Abendspiels an jenem Freitag gegen Viktoria Köln erklärt sich Assauer in Bremen auf einer Pressekonferenz, danach eilt er nach Gelsenkirchen, um seine neue Mannschaft schon im
Weitere Kostenlose Bücher