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Wie ausgewechselt

Wie ausgewechselt

Titel: Wie ausgewechselt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rudi Assauer , Patrick Strasser
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zahlen habe. Und für die Tätlichkeit samt Roter Karte aus dem 1860-Spiel nachträglich auch noch einmal 5000 DM. Der Rest der Truppe sollte sehen, dass auch Superstars keine Sonderbehandlung bekommen.«
    Der 33-jährige Watson empfindet dies als einen Schlag ins Gesicht, zumal es Assauer gewesen sei, der ihm zugesichert habe, ihn bei seinem Abenteuer Bundesliga in jeder Weise zu unterstützen. Watson reicht es. Das Heimweh kommt dazu, seine Frau Penny drängt zum Abschied. Also lässt er ­seinen Vertrag auflösen und wechselt im Herbst zurück auf die Insel zum FC South­hampton. Immerhin bekommt der Verein die Summe, die er zuvor für seinen Transfer ausgegeben hatte, wieder als Ablöse von den Südengländern. Für Werder markiert dies den Beginn des Niedergangs in der Saison 1979/80. Denn die Lücke, die Watson hinterlässt, ist nicht so schnell zu schließen. Ein Transfer von Gladbachs Libero Hans-Günter Bruns scheitert. Der Südkoreaner Bum Kun Cha spielt im Probetraining vor, entscheidet sich letztlich jedoch für das finanziell lukrativere Angebot von Eintracht Frankfurt. Zwei weitere Rückschläge. Weber, erst 34 Jahre alt, verzichtet auf einen Nachfolger für Röndved und Watson und glaubt an die Stärke des vorhandenen Kaders – ein Trugschluss. Im DFB-Pokal verliert die Mannschaft in der zweiten Runde mit 0 : 2 gegen Hertha BSC, und in der Liga gerät Werder in den Abstiegsstrudel. Trotz einer Negativserie und einem mittlerweile gestörten Verhältnis zwischen Mannschaft und Trainer geht man mit Weber in die Winterpause. Assauer gibt ihm noch eine letzte Chance. Zum Rückrundenbeginn setzt es dann ein 0 : 2 in Uerdingen und eine groteske 4 : 6-Pleite gegen den TSV 1860 München, einen direkten Konkurrenten im Abstiegskampf. Nun liegen die Grün-Weißen nur noch einen Punkt vor dem 16. Tabellenplatz, der den Sturz in die Zweitklassigkeit bedeuten würde. Assauer hat jetzt genug: Weber wird daher am 29. Januar 1980 entlassen und zieht sich daraufhin tief enttäuscht aus dem Trainergeschäft zurück. Am 20. Spieltag setzt sich Rudi Assauer wieder selbst auf die Bank. Es setzt eine derbe Ohrfeige: Bei seinem Exverein Borussia Dortmund unterliegt der Interimscoach mit 0 : 5. Assauer will es bei seinem zweiten Spontanengagement wiederum nicht allein richten, der Verein engagiert daher am 20. Februar 1980 Fritz Langner, der sich mit seinen 68 Jahren bereits im Ruhestand befunden hatte. Wie im Fall Schulz in der Rückrunde 1977/78 fungiert Langner, der damit seinen dritten Trainerjob in der Hansestadt antritt, als Strohmann für Assauer.
    Am 30. Spieltag rutscht Werder dann nach einem Zwischenhoch auf den 16. Tabellenplatz und erholt sich nicht mehr, im Gegenteil: Es geht sogar auf Rang 17 herunter, der Abstieg in die Zweite Liga ist damit unvermeidlich – und auch kein Wunder bei 93 Gegentoren. Es erwischt die Bremer mit einem deftigen 0 : 5 im Heimspiel gegen den 1. FC Köln am 33. Spieltag.
    »Damals war ich müde und k. o. Die ganzen Transfergeschichten, der Abstiegskampf, das hatte mich ganz schön mitgenommen. Für die Familie war kaum noch Zeit. Ich sah das Problem der Abnutzung, des Verschleißes der Arbeit bei einem Klub auf mich zukommen – nicht so schnell wie bei einem Trainer, aber irgendwann. Ich weiß noch, dass ich mir damals mit 36 Jahren dachte: Mit 60 willst du diesen Managerjob nicht mehr ausüben.«
    Torhüter Burdenski, der mit Assauer noch gemeinsam gespielt hat, erlebt beide Interimsjobs des Selfmade-Trainers: »Rudi war zunächst erfolgreich, als er sich auf die Bank setzte und den Trainer gab. Beim zweiten Mal sind wir ja leider abgestiegen. Als Gründungsmitglied der Bundesliga von 1963 hat es uns erwischt. Irgendwie war das aber abzusehen, weil wir in den Jahren davor immer im hinteren Mittelfeld der Tabelle herumgekrebst sind und den Abstiegsrängen nahe waren. Außerdem gab es zwischen 1971 bis zum Abstieg 1980 neun Trainerwechsel, das konnte nicht gut gehen.«

    Damit war Werder nur noch zweitklassig – und das mit einer neuen, erstklassigen Tribüne, zu der Rudi Assauer den Anstoß gegeben hatte. 1978 war die Nordtribüne zu einer Zweirangtribüne mit nunmehr etwa 9500 Sitzplätzen umgebaut und waren moderne Flutlichtmasten errichtet worden.
    »Eines Tages war ich nach Belgien gereist, um einen Spieler zu beobachten, da dachte ich mir während der Partie im Stadion: Oh, ’ne schöne Haupttribüne haben die hier. Wir haben dieses belgische Modell dann eins zu eins geklaut,

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