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Wie ausgewechselt

Wie ausgewechselt

Titel: Wie ausgewechselt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rudi Assauer , Patrick Strasser
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sagen wir: kopiert. Das Weserstadion sollte sowieso umgebaut werden, da haben wir uns die Arena in Belgien als Vorbild genommen. Bayern München profitierte seit 1972 vom neu errichteten Olympiastadion, Gelsenkirchen bekam zur WM 1974 das Parkstadion. In Bremen mussten wir also nachziehen. Mit einer pfiffigen Finanzierung ging es los. Ich hatte die Unternehmer in Bremen aufgefordert, Werder stärker zu unterstützen und Geld in die Hand zu nehmen. Ich habe alle verrückt gemacht und geackert wie ein Pferd – das war richtiges Klinkenputzen. Ich sagte: › Wir bauen das so!‹ Mir wurde immer die bange Frage gestellt: › Können wir uns das überhaupt leisten?‹ Ich habe es schließlich durchgeboxt. Hier war es noch eine Tribüne, mit der Arena AufSchalke 20 Jahre später ein ganzes Stadion.«
    Assauer macht sich mit seiner Arbeit bundesweit einen Namen und erarbeitet sich einen guten Ruf. Beim FC Bayern München hat man den Jungmanager schon lange im Auge. Da die Bayern Walter Fembeck, damals Geschäftsführer und Manager an der Säbener Straße, entlasten wollen, suchen sie einen hauptamtlichen Manager, um endlich die Krise nach dem dreimaligen Gewinn des Europapokals der Landesmeister von 1974 bis 1976 zu überwinden. Im März 1979 kommt daher der erste Kontakt mit Assauer zustande. Die Bayern wollen ihn nach München holen. Zu diesem Zeitpunkt bestreitet Uli Hoeneß gerade seine letzten Bundesligaspiele während seines Kurzintermezzos beim 1. FC Nürnberg.
    »Bayerns Präsident Neudecker rief mich an und sagte: ›Herr Assauer, wir brauchen einen guten Manager in München.‹ Offenbar hatte er Uli Hoeneß den Job nicht wirklich zugetraut, denn soweit ich informiert war, liefen da im Hintergrund schon Gespräche. Ich war mir nicht ganz sicher, ob ich das Angebot annehmen sollte. Natürlich war die Herausforderung da, aber der FC Bayern war eben doch eine ganz andere Welt, zu der ich bis dato keinerlei Bezug gehabt hatte. Neudecker blieb hartnäckig. In geheimer Mission kamen er und seine Frau mit einem Privatjet aus München nach Bremen geflogen. Wir haben erste lockere Gespräche geführt. Neudecker hat mich nach München eingeladen, das sollte der zweite Schritt sein. Ich habe eingewilligt, bin runtergeflogen und habe mir das Trainingsgelände an der Säbener Straße angeschaut – natürlich unter dem Vorwand, ich wolle mich als Manager des SV Werder ein wenig umschauen und Anregungen holen. Der Plan ging auf. Kein Journalist wurde hellhörig, wir wurden auch nicht erkannt, als mir ein paar Villen in Grünwald gezeigt wurden, in die ich hätte einziehen können. Neudecker hat sogar einen Vertrag ausgearbeitet, den ich lange Zeit in meinen Unterlagen aufgehoben habe.«
    Uli Hoeneß ist also beim damaligen Präsidenten Wilhelm Neudecker nur die zweite Wahl – hinter Rudi Assauer. Doch der Werder-Manager zögert, spielt auf Zeit, weil die Bremer wieder mal dick im Abstiegskampf stecken.
    »Daher habe ich gesagt: ›Herr Neudecker, ich komme, sobald klar ist, dass wir nicht absteigen.‹ Auf keinen Fall wollte ich eine Entscheidung vor dem 4. April, als wir in München auf die Bayern trafen. Assauer zu den Bayern – und als Manager der Gäste im Olympiastadion? Wie hätte das denn ausgesehen? Das macht man nicht. Ich bat Neudecker um Geduld, wollte alle Fakten, das Für und Wider ausloten. Doch er hatte offenbar Zeitdruck, forderte eine schnelle Entscheidung: ›Herr Assauer, das geht nicht, das muss jetzt sofort passieren: Hopp oder topp.‹ Für mich war klar: Ich haue nicht ab. Ich will meine Bremer nicht sitzen lassen. Und ich wusste, was ich an Werder hatte. Die haben mich, nachdem ich ihnen das Angebot offenbart hatte, auch inständig gebeten zu bleiben. Ich rief Neudecker an und sagte am Telefon ab: ›Danke für das Angebot. Mein Bauch und mein Kopf haben Nein gesagt.‹ Neudecker antwortete: ›Sie können es sich in den nächsten Tagen noch über­legen, Sie sind herzlich willkommen.‹ Ich blieb standhaft.«
    Am 1. Mai 1979 hat schließlich Uli Hoeneß seinen ersten Arbeitstag als Jungmanager an der Säbener Straße – mit zarten 27 Jahren. Damit unterbietet er den bisher von Rudi Assauer gehaltenen Rekord deutlich, der ja 1976 über Nacht mit 32 Jahren Werder-Manager wurde. Doch was wäre passiert, hätte Assauer den Bayern und ihrem Präsidenten Neudecker zugesagt?
    »Natürlich wäre vieles anders gelaufen. Wer weiß, wofür es gut war, dass ich in Bremen geblieben bin? Vielleicht hätte Uli

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