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Wie der Earl das Sandwich entdeckte (German Edition)

Wie der Earl das Sandwich entdeckte (German Edition)

Titel: Wie der Earl das Sandwich entdeckte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Foede
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(1861–1931) beleidigt gewesen wäre, hätte sie zu Lebzeiten geahnt, dass man später nicht an ihre Bühnenerfolge denken wird, sobald ihr Name fällt, sondern an einen Pfirsich. Dabei war die Diva durchaus stolz, dass sie den französischen Starkoch Auguste Escoffier (1846–1935) zu dem berühmten Dessert inspiriert hat. Die beiden kannten sich persönlich und Escoffier galt als Bewunderer ihrer Gesangskunst. Wobei er auch viele andere Künstlerinnen seiner Zeit verehrte und ihnen Süßspeisen widmete, aber nur Pfirsich Melba hat es zu internationalem Ruhm gebracht.
    Nellie Melba wurde als Tochter eines schottischen Geschäftsmannes in Melbourne geboren; eigentlich hieß sie Helen Porter Mitchell, nach ihrer Hochzeit mit 21 Jahren dann Armstrong. Die Ehe ging bereits kurze Zeit später in die Brüche, auch wenn die Scheidung erst im Jahr 1900 folgte. Der Künstlername Melba – die Idee ihrer Pariser Gesangslehrerin Mathilde Marchesi – ist eine Anspielung auf die Stadt Melbourne, wo sie ihre Karriere mit 23 Jahren startete. Ihr Debüt auf der Opernbühne gab sie 1887 in Brüssel. Ihre größten Erfolge feierte sie danach im Londoner Covent Garden, an der Mailänder Scala und in New York. London wurde zu ihrer Wahlheimat, wo sie im luxuriösen Hotel Savoy logierte. 1918 erhob die Queen sie in den Adelsstand, und sie durfte sich fortan Dame nennen, die weibliche Entsprechung zu Sir. Bei Kollegen war sie wegen ihres divenhaften Auftretens und ihrer Eitelkeit nur mäßig beliebt.
    Wie kam nun die Melba zu ihrem Pfirsich? Oft ist zu lesen, Escoffier habe das Dessert 1892 erfunden, als Nellie im Covent Garden die Elsa in Wagners Lohengrin sang, und es ihr bei einer Dinnerparty zu ihren Ehren präsentiert. Tatsächlich lernten sich der Koch und die Diva in diesem Jahr persönlich kennen und Escoffier erfand tatsächlich zu diesem Anlass einen Nachtisch für sie, nämlich pochierte Pfirsiche auf Vanilleeis, serviert in einem aus einem Eisblock geschnitzten Schwan in Anspielung auf Lohengrin. Dieses Dessert war aber noch nicht Pfirsich Melba; Escoffier nannte es P êches au cygne , was wörtlich übersetzt »Pfirsiche mit Schwan« heißt. Die Sängerin erinnert sich 1925 in ihren Memoiren ganz genau an ihren ersten Pfirsich Melba: Es war ein schöner Frühlingstag und sie aß allein in ihrer Suite im Savoy zu Mittag, ein mehrgängiges Menü. Zum Schluss brachte der Kellner ein silbernes Gefäß mit der Nachricht von Chefkoch Escoffier, dass er sich dieses Dessert speziell für sie ausgedacht habe. Sie ließ nach dem Namen fragen und da es noch keinen hatte, gab sie huldvoll ihre Zustimmung, es Pêche Melba zu taufen.
    Im Frühling dürften frische Pfirsiche in London sehr schwer aufzutreiben gewesen sein. Der Meisterkoch erzählt die Geschichte auch ganz anders. Bei der Eröffnung des Hotels Ritz in Paris im Jahr 1898 habe Madame Melba ihn um das Rezept für ihr Lieblingsdessert Pêche Cardinal gebeten: pochierte Pfirsiche mit Himbeerpüree, ein Klassiker der französischen Küche. »Während ich es aufgeschrieben habe, kam mir die Idee, Pfirsich Melba zu kreieren, aber es war wichtig, den Charakter von Pêche Cardinal beizubehalten … Ich fand, dass nichts besser passen würde als ein delikater Pfirsich auf einem Bett aus Vanilleeis, bedeckt mit seiner Kardinalsrobe (aus Himbeersauce).« Escoffiers Idee fiel also nicht vom Himmel, sondern war ein Pfirsich Cardinal mit Vanilleeis. Serviert hat er Melbas Dessert dann zum ersten Mal ein Jahr später zur Eröffnung des Hotels Carlton in London. Das war im Juli, da gab es auch reife Pfirsiche. Natürlich wurde Pfirsich Melba bald von anderen Küchenchefs kopiert, die sich mehr oder weniger weit vom Original entfernten, und Escoffier bemerkte in späteren Jahren einmal sarkastisch, er habe mit diesem Dessert vielleicht nichts für die Haute Cuisine getan, aber eine Menge für die Konservenindustrie.
    Längst nicht so bekannt wie das Dessert für die Opernsängerin ist Toast Melba, eine zweimal geröstete hauchdünne Scheibe Weißbrot, die ein bisschen an Zwieback erinnert. Wer ihn wann erfunden hat, ist umstritten. Nach einer Darstellung waren die dünnen Scheiben ursprünglich für die Ehefrau des Hoteliers César Ritz, den Geschäftspartner Escoffiers, bestimmt, weil ihr der übliche Toast nicht knusprig genug gewesen sei. Bei einem ihrer Aufenthalte im Savoy habe Nellie Melba Geschmack an den dünnen Scheiben gefunden, weshalb das Hotel ihn dann als Toast Melba

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