Wie der Earl das Sandwich entdeckte (German Edition)
gestern bestellt.‹ Wirklich lag der feste braune, runde Karton, weißblau verschnürt, schon bereit. ›Vielleicht nimmt ihn der junge Mann, aber vorsichtig.‹ Der junge Mann, trotz des ärgerlichen Titels, nahm ihn … Will man sich eines sachlich beschreibenden Ausdrucks bedienen … mag man gestehen, daß die Prinzregententorte eine Schichtentorte war … Die Masse, sauber gelb-und braun-gestreift, war gerade fest genug, um den Zähnen jenen Widerstand zu leisten, der jedes Entzücken dieser Welt verdoppelt, das Biskuit selber schmeckte man nicht … Die Torte war so niedrig als fest, ihr ganzer Zauber aber spiegelte sich im tiefbraunen Guß.«
Rezept Prinzregententorte
(stark vereinfacht)
»100 g Butter, 2 Eidotter und 100 g Zucker werden schaumig gerührt und mit 1 Tasse Milch, 175 g gesiebtem Mehl und ½ Packerl Backpulver sowie 50 g Stärkemehl vermengt. Man hebt den steifen Eischnee darunter und gießt von dieser Masse 4–5 dünne Blätter auf eine gut gefettete Springform. Sie werden nacheinander hell ausgebacken. Dann bestreicht man sie mit einer Fülle aus 125 g gerührter Butter, 125 g erwärmter Schokolade, 2 Eiern und 1 Eßlöffel Zucker. Die aufeinander gesetzte Torte wird mit einem Guß aus 150 g erwärmter Schokolade und einigen Tropfen heißem Wasser rasch überzogen.«
Quelle: Erna Horn, Bayrische Kuchl. Alte bayrische OriginalRezepte , München 1982
Radler
Überzeugte Biertrinker rümpfen ja meistens die Nase, wenn von Bier-Mischgetränken die Rede ist und beharren darauf, dass in ein Bierglas nur Bier gehöre und sonst nichts. Bier mit Limonade – da könnte man auch gleich Wasser reinschütten! Aber die Puristen mögen noch so granteln, die Mischung wird bei uns in jedem ordentlichen Biergarten ausgeschenkt, in Süddeutschland als Radlermaß oder kurz Radler, in Norddeutschland als Alsterwasser.
Und wer hat damit angefangen, das reine deutsche Bier mit Limonade zu panschen? Ausgerechnet die Bayern. Behaupten sie jedenfalls selbst. Ein echtes bayerisches Original, der Kugler Franz, soll im Sommer 1922 die erste Radlermaß ausgeschenkt haben. Franz Xaver Kugler (1873–1935) verdiente seinen Lebensunterhalt als junger Mann zunächst als Gleisarbeiter an der Strecke München-Holzkirchen; bald kam er auf die Idee, die Bierversorgung der Männer zu übernehmen und mit einer Kutsche zwischen der nächstgelegenen Wirtschaft und der Baustelle zu pendeln. Einige Zeit später machte er sich mit einem Kiosk selbstständig. Als die Bahnstrecke 1897 fertig gestellt war, eröffnete Kugler ein Ausflugslokal in Deisenhofen bei München, die Kugler-Alm. Die Gaststätte war sehr beliebt, und im Juni 1922 sollen tausende von Radfahrern die Alm regelrecht gestürmt haben. Als am Nachmittag das Bier auszugehen drohte, soll der Kugler Franz die geniale Idee gehabt haben, den Gerstensaft mit Zitronenlimonade zu strecken und als ideale Erfrischung für Radler anzupreisen … Das war angeblich die Geburtsstunde der Radlermaß.
Doch auch wenn Kuglers Alm in den 1920er Jahren tatsächlich ein Magnet für Ausflügler war und dort auch Bier mit Limo ausgeschenkt wurde – erfunden wurde das »Radler« dort sicher nicht. Die Schriftstellerin Lena Christ, die als junges Mädchen in der Gastwirtschaft ihrer Eltern in München als Kellnerin arbeitete, berichtete schon 1912 in ihren Erinnerungen einer Überflüssigen : »In der Schenke ging es zur Mittagszeit noch ziemlich ruhig her; doch war am Nachmittag auch hier ein großes Hinundher. Da wurde nicht nur Bier ausgeschenkt, sondern auch alle möglichen Limonaden, Sauerbrunnen, Schorlemorle, Radlermaße und auch gar manche Flasche Wein.« Der Kugler Franz warb dagegen noch 1928 in launigen Anzeigen nur mit Bier, obwohl er auch Radfahrer ausdrücklich anspricht. Ein Auszug: »Auf zur Kugleralm! Aufnahme des Vollbetriebes am Sonntag bei jeder Witterung! Was ich heuer im Sinn hab, alles zu treiben, dös kann gar koa Zeitung so ausführlich schreibn … Und zur allgemeinen Freude fließt eine Quelle dahier, von dunklem und hellem Franziskanerbräu-Bier … Also kommt’s am Sonntag mit dem Zug um ¼ 3 … Auch d’Radler von München und anderen Orten sind herzlich willkommen beim Festzug dorten!«
Die »Limonadisierung« des Münchner Bieres muss viel früher begonnen haben, wie ein Bericht aus dem Jahr 1869 beweist, als ein Besucher in der berühmt-berüchtigten Kneipe »Zum Ewigen Licht« – in der angeblich die Weißwurst erfunden wurde – im Sommer statt
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