Wie der Earl das Sandwich entdeckte (German Edition)
daran erinnern, diesen Salat schon als junges Mädchen in Cardinis Restaurant gegessen zu haben. Sie schreibt in ihrem Buch From Julia Child’s Kitchen : »Eine meiner frühesten Erinnerungen an Restaurants waren Besuche mit meinen Eltern in Tijuana, 1925 oder 1926 … in Caesar’s Restaurant … Meine Eltern bestellten natürlich den Salat. Caesar selbst … mischte den Salat in einer großen Holzschüssel … Das einzige, was ich noch deutlich vor mir sehe, sind die Eier. Er zerbrach zwei Eier über dem Romanasalat und hob sie unter … Zwei Eier in einem Salat? Und Knoblauch-Croutons? Und frisch geriebener Parmesan? Es war eine Sensation …«. An Sardellen kann sie sich offensichtlich nicht erinnern. Es wäre allerdings auch zuviel des Guten, sowohl Worcestershiresauce als auch Sardellen zu verwenden, denn die Sauce enthält bereits Sardellenextrakt. Wie so oft im Leben, hatten zwei Brüder wohl einfach nicht ganz denselben Geschmack, und so mixte sich eben jeder seinen eigenen Salat.
Der Caesar Salat war angeblich der erste amerikanische Salat, der nicht als Beilage, sondern als Hauptgericht serviert wurde, und wahrscheinlich war es der erste Salat, der nicht mundgerecht zerkleinert, sondern mit den Fingern gegessen wurde. Wirklich bekannt wurde der Salat allerdings erst, als Cesare Cardini sich nach dem Ende der Prohibition 1938 in Los Angeles niederließ und Restaurants in Hollywood das Rezept kopierten. Wenig später kam Cardini auf die Idee, sein Dressing als Fertigsauce aus der Flasche zu vermarkten.
Rezept Caesar Salad
Julia Child hat sich das Rezept von Rosa Cardini geben lassen, das dem Original ihres Vaters zumindest sehr nahe kommen soll – ohne Sardellen und ohne die heute manchmal auch in Restaurants verwendete Mayonnaise.
Zutaten: 2 Köpfe Romana-Salat, 2 große Eier, ¾ Tasse Öl mit Knoblaucharoma, 1 große Zitrone, ½ TL Worcestershiresauce, ¼ Tasse frisch geriebener Parmesan, 1 Tasse Knoblauch-Croutons, Salz, Pfeffer. Zubereitung: Salat waschen und verlesen, den Salat in eine Schüssel geben, etwa ½ Tasse Öl darüber gießen, leicht vermengen, dann Salz und Pfeffer zugeben und kurz mengen. Den frischen Zitronensaft und die Worcestershiresauce über den Salat gießen, danach die zwei Eier, das restliche Öl und den Parmesan. Alles in der Schüssel gut miteinander vermischen. Zum Schluss die Croutons dazugeben und unterheben. Sofort servieren. (1 Tasse = etwa 250 ml)
Quelle: Patricia Bunning Stevens, Rare Bits. Unusual origins of popular Recipes , Athens 1998
Carpaccio
Von Köchen wird gerne alles mögliche als Carpaccio bezeichnet, was in feine Scheiben geschnitten wird. Das echte italienische Carpaccio besteht aber aus hauchdünn geschnittenem rohen Rindfleisch, serviert mit einem Dressing, oft auch noch mit Parmesan und Rucola. Erfunden wurde dieses Gericht angeblich von Giuseppe Cipriani (1900–1980), dem Inhaber von »Harry’s Bar« in Venedig. Der Familienlegende nach handelte es sich um einen spontanen Einfall. Angeblich kam die Contessa Amalia Nani Mocenigo, eine Stammkundin, im Jahr 1950 ganz verzweifelt in die Bar, weil der Arzt ihr eine strikte Diät verordnet hatte, bei der gekochtes oder gebratenes Fleisch verboten war. Und die Dame wollte partout nicht zur Vegetarierin werden. Cipriani zeigte volles Verständnis und komponierte auf die Schnelle in der Küche dieses Gericht mit einer speziellen Sauce. Als die Kundin nach dem Namen der Kreation fragte, fiel ihm ein italienischer Maler der Renaissance ein, der damals gerade eine große Ausstellung in Venedig hatte und bekannt war für leuchtende Rottöne: Vittore Carpaccio. Etliche Jahre vorher hatte Cipriani einen neuen Cocktail nach einem anderen Maler Bellini genannt. Das rohe Rindfleisch wurde innerhalb kurzer Zeit zu einem beliebten Standardgericht der Bar, obwohl die anderen Besucher gar keine Diät einhalten mussten.
Erzählt wird diese Geschichte von Giuseppes Sohn Arrigo Cipriani, der die Bar 1957 von seinem Vater übernommen hat. Es ist durchaus möglich, dass das Carpaccio in »Harry’s Bar« erfunden wurde. Die Rahmenhandlung darf man dagegen anzweifeln; die Contessa hat sich zu »ihrem« Gericht nie geäußert, aber rohes Fleisch war in den 1950er Jahren für eine adelige Dame garantiert tabu, zumal sie es bei Cipriani in aller Öffentlichkeit gegessen hätte. Betrachten wir das Ganze nüchtern: Eine Bar ist kein Restaurant; Cipriani war auch kein Koch, sondern Barkeeper. Die meisten Gäste bestellten einen
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