Wie die Hells Angels Deutschlands Unterwelt eroberten (German Edition)
nicht mehr aus, verborgen vor der Außenwelt ihren Geschäften auf der Reeperbahn nachzugehen. Sie wollten nun ganz offen mit ihren Harbor-City-Kutten auftreten. Offiziell war es ihnen verwaltungsrechtlich immer noch untersagt, den Schriftzug »Hells Angels Hamburg« in Verbindung mit dem Deathhead in der Hansestadt zu tragen. Die Ämter bezogen das Verbot auch auf die Kutte des neuen Charters Harbor City, denn die Assoziation mit der Hafenstadt Hamburg bedeute eine zu große Verwechslungsgefahr, so die geltende Behördenmeinung.
Die Hells Angels suchten ihr Heil in der Offensive. Der 48-jährige Thomas K., genannt »Stuttgart-Tom«, ließ sich in seiner Harbor-City-Kutte vor dem Wahrzeichen der Stadt Hamburg, dem Michel, fotografieren. Die Höllenengel und die Barockkirche, die dem Erzengel Gabriel, dem Bezwinger Satans, geweiht ist – eine wahrlich unheilige Allianz.
Die Fotos wurden der Polizei zugesandt, die umgehend Ermittlungen wegen »Verstoßes gegen das Vereinsgesetz« aufnahm. So erzwangen die Hamburger Hells Angels eine endgültige juristische Klärung bezüglich des Kuttentragens in ihrer Stadt.
Es war in dieser Sache bereits das dritte Verfahren, das die Hells Angels in kürzester Zeit provozierten. Zwei Prozesse hatten sie bereits vor Hamburger Amtsgerichten gewonnen. Es ist abzusehen, dass die Hamburger Hells Angels alle Mittel ausschöpfen werden, um ihren Herrschaftsanspruch auf der Reeperbahn auch wieder offen signalisieren zu können. An Geld wird dieser Gang durch die Instanzen sicherlich nicht scheitern. Der Bodybuilder Stuttgart-Tom erschien mit zwei Rechtsanwälten vor dem Amtsgericht und setzte sich nach seinem juristischen Sieg mit einem breiten Grinsen in seinen amerikanischen Geländewagen der Marke Hummer.
United Tribuns vs. Hells Angels Pforzheim
In Süddeutschland trat in den letzten Jahren die Türstehervereinigung United Tribuns äußerst dominant und aggressiv auf. Den Tribunen wurden auch Kontakte zu den Bikern des Mongols MC Germany nachgesagt. Sie bezeichnen sich selbst als Bruderschaft und Interessenvertretung in der Türsteherszene. Die Kontakte und Aktivitäten dieser Gruppierung reichen nach Erkenntnissen von Polizeiermittlern jedoch bis weit ins Rotlichtmilieu. Die Polizei ordnet dieser Vereinigung, die multikulturell geprägt und in Süddeutschland mit bis zu 350 Männer vertreten ist, mehrere Bordelle zu und beschuldigt sie der Zuhälterei. Weiterhin bescheinigt ihnen die Polizei, ähnliche Hierarchien wie in Rockergruppierungen aufzuweisen und ein dementsprechendes Auftreten zu pflegen. Am 27. November 2010 eskalierte die Lage zwischen Hells Angels und Tribuns, als die 81er laut Polizeibericht in Pforzheim angriffen.
Türsteher der Tribuns lassen ihre mitunter gewalttätige Nachtschicht traditionell bei einem Plausch unter Kollegen ausklingen. In dieser Nacht trafen sich sieben von ihnen auf dem Parkplatz eines Supermarktes, als ein etwa 30-köpfiges Kommando der Höllenengel sie angriff. In einer erbitterten Auseinandersetzung brachten die Beteiligten Schusswaffen, Macheten und Baseballschläger zum Einsatz. Die per Notruf alarmierte Polizei beschlagnahmte Waffen, nahm insgesamt 27 Männer fest und sicherte Spuren, die den Einsatz von scharfen Schusswaffen bewiesen.
Drei Hells Angels wurden schwer verletzt, darunter ein 31-Jähriger lebensgefährlich durch einen Messerstich in den Bauch. Ein weiterer Rocker erlitt durch einen Schlag eine schwere Kopfverletzung, und ein 25-jähriger Höllenengel wurde durch eine Machete verletzt. Die Hells Angels ihrerseits fügten zwei Tribuns mit Machetenhieben schwere Kopfverletzungen zu.
Einem Großteil der Höllenengel gelang zunächst die Flucht vom Kampfplatz. Sie zogen sich in ihr Vereinshaus zurück, was sich als zweifacher schwerer Fehler herausstellen sollte. Erstens saßen sie in der Falle und konnten dort von einem Spezialeinsatzkommando der Polizei kurze Zeit später überwältigt und festgenommen werden. Zweitens hatten sie damit aber auch der Staatsanwaltschaft und dem Innenministerium in die Hände gespielt. Diese konnten den Überfall als Handeln für den Verein interpretieren, da die Gruppe anschließend auf Vereinsbesitz geflüchtet war. Handeln also, das durch Vereinsorgane angeordnet war, um die Vormachtstellung der Tribuns in der Türsteherszene zu brechen. Es sollte keine acht Monate dauern und die 15 polizeibekannten Vollmitglieder des Charters Borderland (Pforzheim) konnten diese Argumentation Schwarz auf
Weitere Kostenlose Bücher