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Wie die Hells Angels Deutschlands Unterwelt eroberten (German Edition)

Wie die Hells Angels Deutschlands Unterwelt eroberten (German Edition)

Titel: Wie die Hells Angels Deutschlands Unterwelt eroberten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Schubert
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Zuhälter aus Hamburg verpassten die Duisburger ein Loch in die Hand, Größe: neun Millimeter. Auch wegen dieser Auseinandersetzung soll Pit K. ein umfangreiches Waffenarsenal gehortetet haben.
    Eine Frau, die von den Hamburgern gepeinigt und ausgebeutet worden war, offenbarte schließlich ihr gesamtes Wissen der Polizei und schilderte aus der Sicherheit des Zeugenschutzprogramms heraus Strukturen und Verflechtungen im Rotlichtmilieu, ständige Drohungen und ein skrupelloses System brutaler Unterdrückung.
    Der Hamburger Zuhälter ist mittlerweile einer der wenigen Männer, die ihren Entschluss, bei den Hells Angels auszusteigen, auch umgesetzt haben. Seither sind nicht nur Polizei, Staatsanwaltschaft und Gerichte hinter ihm her, sondern auch seine ehemaligen Brüder, denn der Abtrünnige packte unangenehme Interna aus. In seiner im Hamburger Abendblatt abgedruckten Lebensbeichte sagte er beispielsweise, bei den Höllenengeln »zahlen die soliden Mitglieder 15 Prozent ihres Monatslohns in die Vereinskasse, die kriminellen 25 Prozent«. Da der Verein seinen Mitgliedern keine Rechenschaft über den Verbleib der Gelder ablegt, geht der Aussteiger von folgendem Vorgehen aus: »Die Chefs stecken sich das Geld schön in die eigene Tasche.«
    Die Angels sahen sich veranlasst, diese Anschuldigungen zu dementieren, und bestreiten heute eine Verbindung zwischen diesem Informanten und den Hells Angels.
    Die Staatsanwaltschaft Augsburg führte die Zeugenaussage der ehemaligen Prostituierten und umfassende polizeiliche Ermittlungen in einem Großverfahren zusammen und klagte die Zuhältergruppe aus Hamburger und Münchner Hells Angels unter anderem wegen Bildung einer kriminellen Vereinigung, Menschenhandel, ausbeuterischer Zuhälterei, Körperverletzung und einer Vielzahl weiterer Straftaten an.
    270 Polizeibeamte, darunter Spezialeinsatzkräfte des Polizeipräsidiums München und Kräfte des Mobilen Einsatzkommandos aus Hamburg, bereiteten unter größter Geheimhaltung einen Zugriff am 10. Mai 2011 vor. Gegen fünf Uhr morgens stürmten und durchsuchten sie 17 Objekte in München, Oberbayern und Hamburg. Insgesamt 13 Beschuldigte aus dem Rotlicht- und Angels-Milieu waren von der Staatsanwaltschaft Augsburg vorab konkret benannt worden. Gegen sechs der beschuldigten Männer zwischen 26 und 56 Jahren mit deutscher, türkischer, italienischer und serbischer Nationalität reichte die Beweislage zu diesem Zeitpunkt schon aus, um Haftbefehle zu vollstrecken. In München betraf dies unter anderem den ranghohen Angels-Vizepräsidenten Michi, der auch als Initiator des rund 25 Mann starken Nachwuchs- und Supporter-Zusammenschlusses »Regiment 81 München« gilt. Michi war bereits im März 2010 festgenommen worden, nachdem er zunächst untergetaucht war, um sich der Verbüßung einer Reststrafe wegen eines Kokaindeals aus dem Jahr 2001 zu entziehen.
    In Hamburg traf das polizeiliche Vorgehen besonders Pit K. Der Polizei war bekannt, dass K. im Besitz von Waffen war. Schwer bewaffnete Männer des MEK Hamburg stürmten deshalb ein halbes Dutzend Wohnungen, in denen sie den gefährlichen Hells Angel vermuteten, sowie sein Bordell am Hammer Deich. Im beschaulichen Harsefeld (Kreis Stade) gelang es ihnen dann, Pit im Haus seiner Freundin festzunehmen. Sie beschlagnahmten bei dem Rockerführer eine abgesägte doppelläufige Schrotflinte, eine Glock-Pistole neun Millimeter und eine durchgeladene Walter-PPK. In Siek, Schleswig-Holstein, rissen die MEK-Kräfte Jasar L., 30, aus seinem Bett und stellten eine Pistole Kaliber 7.65 samt Munition und 8000 Euro in bar sicher. Bei weiteren Durchsuchungen fand die Polizei zudem Kokain und Amphetamin. Pit K., Michi, Jasar L. und drei weitere Beschuldigte kamen in Untersuchungshaft. Die weiteren Angeklagten, darunter auch der erwähnte Hamburger Zuhälter wurden im Anschluss an eine erkennungsdienstliche Behandlung vorerst wieder auf freien Fuß gesetzt. Mittlerweile wurden die Untersuchungen gegen fünf Beschuldigte eingestellt, die verbliebenen Verfahren werden von mehreren Staatsanwaltschaften dezentral fortgeführt, was darauf schließen lässt, dass sich die Beschuldigungen hinsichtlich der Bildung einer kriminellen Vereinigung nicht beweisen lassen.
    Inzwischen agierten in Hamburg drei Charter der Angels: North End, Harbor City und Southport, denen auch die Kontrolle des Straßenstriches an der Süderstraße nachgesagt wird. Ab dem März 2012 reichte es den Hamburger Hells Angels offensichtlich

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