Wie die Hells Angels Deutschlands Unterwelt eroberten (German Edition)
Spezialeinheiten verhafteten drei Rocker, darunter den Präsidenten des Charters, Heiko R., 45. Bei der Durchsuchung von acht Wohnungen und einem Bordell beschlagnahmte die Polizei vier Stichwaffen und eine Pistole. Den drei Festgenommenen wird unter anderem vorgeworfen, bei einem Einbruch Gegenstände im Wert von 500 000 Euro gestohlen zu haben. Auch die Entführung eines 22-Jährigen legen Ermittler ihnen zur Last. Aus Angst vor einem Befreiungsversuch wurden die drei Angels, nachdem sie von einem SEK-Kommando in Hand- und Fußfesseln dem Haftrichter vorgeführt worden waren, per Hubschrauber in eine baden-württembergische Justizvollzugsanstalt geflogen.
Am 2. Dezember 2011 traf es ein weiteres Charter im Osten. Polizeieinheiten durchsuchten das Clubhaus des Hells Angels MC Rostock und mehrere Privatwohnungen. Das Landeskriminalamt und die Staatsanwaltschaft Rostock ließen einen 30-jährigen Angel verhaften. Die Vorwürfe: Menschenhandel, Zuhälterei, Vergewaltigung und Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz. Gegen weitere Mitglieder des Clubs wird zurzeit noch ermittelt; sie sollen junge Frauen psychisch abhängig gemacht und anschließend zur Prostitution gezwungen haben. Sämtliches dabei verdiente Geld sollen sie ihnen abgenommen haben. Erst einen Tag zuvor waren zwei Mitglieder der Brigade 81 Rostock inhaftiert worden. Zivilbeamte hatten sie bei Drogengeschäften observiert. Bei den gleichzeitig durchgeführten Durchsuchungen beschlagnahmten die Ermittler Marihuana, Amphetamin und Waffen.
Der Vizepräsident des Rostocker Charters, Alexander O., 33, der 2009 schon wegen versuchter räuberischer Erpressung, Körperverletzung und erpresserischen Menschenraubs zu einer Haftstrafe von vier Jahren und drei Monaten verurteilt worden war, gestand bei einer späteren Gerichtsverhandlung eine weitere Straftat. Obwohl er Bareinzahlungen von 65 000 Euro auf sein Privatkonto vornahm und überdies eine Harley-Davidson für 18 000 Euro, einen Oldtimer, einen Mercedes für 19 000 Euro und ein Bordell in der Heinrich-Schütz-Str. für 150 000 Euro gekauft hatte, ergaunerte er sich durch Falschangaben gegenüber der Arbeitsagentur Hartz-IV-Bezüge in Höhe von 19 000 Euro. Alexander O. gestand den Betrug, weigerte sich jedoch, über die Herkunft des Geldes Rechenschaft abzulegen. Die Staatsanwaltschaft vermutete Einnahmen aus der Prostitution, den sogenannten Modellwohnungen. Das Urteil gegen O. lautete zwei Jahre und drei Monate Haft.
Der Bandidos MC versuchte mit eilig neu gegründeten Chaptern in Ostdeutschland nicht ins Hintertreffen zu geraten: In Greifswald, Halberstadt, Haldensleben, Jena, Lauchhammer, Magdeburg, Neubrandenburg, Perleberg, Rügen, Strelitz und Stralsund fasste der Fat Mexican Fuß. Des Weiteren stützten sie ihre Macht im Osten auf mehr als 30 Supporter-Clubs und X-Teams.
Der Kampf in Ostdeutschland nahm an Härte zu, und wieder traf es einen Hells Angel. Raphael H., 36, einem Mitglied des Bandidos MC Weimar, wird vorgeworfen, gemeinsam mit zwei weiteren Bandidos dem Höllenengel vor einem Motorradgeschäft in Erfurt aufgelauert zu haben. Die Tatwaffe, eine besonders in Bandido-Kreisen beliebte Machete, habe sich der Beschuldigte eigens für die Tat kurz zuvor in einem Baumarkt gekauft, sagten Ermittler später. Mit dieser griff er den Angel beim Verlassen des Ladenlokales an und verletzte ihn schwer. Selbst auf den am Boden liegenden Höllenengel stachen die Angreifer mit der Machete und einem Messer weiter ein und traktierten ihn zusätzlich mit Fußtritten. Der Attackierte überlebte diesen Mordanschlag nur aufgrund einer eiligst durchgeführten Notoperation.
Das auf diesen Anschlag folgende Mordverfahren, das vor dem Landgericht Erfurt verhandelt wird, erhält besondere Brisanz durch die Protokolle abgehörter Gespräche im Clubhaus des Bandidos MC Weimar. Dort soll der Präsident des Jenaer Clubs den ihm unterstellten Täter beauftragt haben, die anstehende Gründung eines Thüringer Hells-Angels-Charters gewaltsam zu verhindern.
Der Täter soll im Anschluss an den Mordanschlag von der nationalen Bandidos-Führung mit dem berüchtigten Patch »Expect No Mercy« ausgezeichnet worden sein. Eben diesen Schriftzug ließ er sich kurz danach zusätzlich auf den Arm tätowieren.
Für dieses Patch und die Tätowierungen bezahlte nicht nur der lebensgefährlich verletzte Angel einen hohen Preis. Unter strengen Sicherheitsvorkehrungen verurteilte das Landgericht Erfurt am 22. Juli 2011 den
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