Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wie die Hells Angels Deutschlands Unterwelt eroberten (German Edition)

Wie die Hells Angels Deutschlands Unterwelt eroberten (German Edition)

Titel: Wie die Hells Angels Deutschlands Unterwelt eroberten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Schubert
Vom Netzwerk:
Städte oder Gebiete mehr, die nicht schon von einer der Gruppierungen okkupiert worden waren. Ostdeutschland besaß zudem den Vorteil, dass es unmittelbar an Polen, Tschechien und weitere Staaten des ehemaligen Warschauer Paktes grenzt.
    Diesen Ländern im Osten galt der nächste große Zugriff der weltweit agierenden Clubs. Bereits jetzt zeichnet sich dort durch zahlreiche hektische Neugründungen eine weitere Front im globalen Verteilungskrieg der Subkultur ab. Die professionellen Biker stießen auf Zustände, die für ihre Absichten ideal waren. Weite Bevölkerungsschichten sind verarmt und von hoher Arbeitslosigkeit gebeutelt. Die Polizeibehörden sind schlecht ausgestattet, unterbezahlt und anfällig für Korruption. Und all diese Länder besitzen zudem einen Rohstoff im Überfluss, den jede Zuhälterbande für ihre Bordelle dringend benötigt: Frauen. Junge Frauen. Je hübscher, desto besser.
    So ist die Bruderschaft mit dem geflügelten Totenkopf seit der Gründung eines tschechischen Charters und einer russischen Dependance in Moskau am 30. September 2006 auch tief im Osten Europas aktiv. Es folgten weitere Neugründungen in Tschechien (Ostrava 2006 und Nomads 2007), Ungarn (Budapest 2008 und Nomads 2010) und Polen (Tychy und Posen beide 2010, Breslau 2012). Darüber hinaus verfügt die rot-weiße Bruderschaft über zahlreiche neue Prospect-Charter in Litauen, Lettland, Polen, Ungarn, Russland, Rumänien, Slowakei, Estland, Bulgarien und der Ukraine.
    Die Bandido Nation folgte ihrem Rivalen in den Osten Europas und rekrutierte Mitglieder und Chapter in der Ukraine (Odessa, Donezk und Kiew), Estland (Tallinn) und Rumänien (Temeswar). Dazu kam der Supporter-Club Salteadores MC Moscow.
    Die Neugründungen und der Aufbau von Organisationsstrukturen in den östlich von Deutschland gelegenen Ländern sowie den ehemaligen Staaten der UdSSR sollen maßgeblich mit finanzieller und persönlicher Unterstützung deutscher Hells Angels und Bandidos betrieben werden. Dass die deutschen Hells Angels die Expansion in den östlichen Nachbarstaaten tonangebend vorantrieben, wurde im Jahr 2012 gerichtlich protokolliert. Dort sagte ein hochrangiger Kronzeuge aus, dass der Hells Angel Darius S. als Lohn für einen Mord im Kieler Rotlichtmilieu von Hanebuth persönlich die Erlaubnis erhalten habe, ein Charter in Polen zu gründen. Deutschlands führender Hells Angel denkt und agiert schon seit Langem in internationalen Dimensionen und scheint auch seit geraumer Zeit damit aufgehört zu haben, ständig in Amerika um Erlaubnis zu fragen. Oder war die Expansion in den Osten Teil einer internationalen Strategie der Big Red Machine, die das FBI als den Versuch bezeichnete, die kriminelle Weltherrschaft zu erreichen?
    Die blutige Historie beider Motorcycle Clubs scheint sich ein weiteres Mal zu wiederholen. Während sich die beiden großen Blöcke in Deutschland unter den immer schärfer hinsehenden Augen der Staatsgewalt feindselig und waffenstarrend belauern und schließlich auch angreifen, zeichnet sich östlich unseres Landes ein weiterer Kriegsschauplatz ab. Ein Schauplatz, auf dem die Parteien wahrscheinlich deutlich unbehelligter das Recht des Stärkeren in die eigenen Hände nehmen können. Nach Amerika, dem barbarischen Gemetzel in Kanada, dem skandinavischen Rockerkrieg sowie dem immer noch anhaltenden tödlichen Konflikt in Deutschland ist es wohl nur eine Frage der Zeit, bis dort ein neuer Krieg ausbricht. Es ist davon auszugehen, dass auch deutsche Rocker – direkt und indirekt – in den aufziehenden Konflikt hineingezogen werden. Das wiederum wird die Atmosphäre zwischen den beiden großen Clubs in Deutschland zwangsläufig weiter vergiften.
    In Deutschlands Osten war man unterdessen ebenso rührig: Der Hells Angels MC Germany gründete in den letzten Jahren folgende Charter in Ostdeutschland: Cottbus 2007, Leipzig 2008, Rostock 2008, Dresden 2009, Schwerin 2009, Erfurt 2009, Oder-City 2011 und im Jahr 2012 schließlich Central, East District und East Area. Diese drei Neugründungen sind jedoch den besonderen Berliner Verhältnissen geschuldet und werden später erläutert. Zusätzlich verfügt ihr Supporter-Club Red Devils MC über Chapter in Erfurt, Leipzig, Saalfeld, Schwerin, Chemnitz, Helmstedt, Riesa und Zeitz sowie ein Chapter, das sich East Area nennt.
    Es dauerte nicht lange und Mitglieder der neuen Charter fielen durch Straftaten auf. Ende Mai 2011 wurde das Dresdener Charter der Angels Ziel einer Razzia.

Weitere Kostenlose Bücher