Wie die Hells Angels Deutschlands Unterwelt eroberten (German Edition)
Haus überstand den Anschlag und acht Tage später wurden aus dem Clubhaus Schüsse auf einen vorbeifahrenden Pkw abgefeuert, in dem Outlaws saßen, von denen einer verwundet wurde.
Am 27. Januar 1996 waren in Hamar wieder die Screwdrivers Ziel einer Bombenattacke, der ein weiterer Anschlag auf eine Bar der Angels in Helsinki folgte. Die Angels beantworteten diese Angriffe, indem sie am ersten März in Helsinki auf zwei Bandidos schossen, von denen einer an den Folgen seiner Verletzungen starb. Weitere Bandidos wurden in Helsingborg, Schweden, und Fornebu, Norwegen, angeschossen, überlebten aber. Die Mörder von Helsinki konnten ermittelt werden: zwei Angels-Prospects, die zu 12,5 und sechs Jahren Haft verurteilt wurden.
Al Capone am dänischen Flughafen
Der Airport Kastrop in Kopenhagen erweckt an diesem 10. März 1996 keinen anderen Eindruck als andere Flughäfen in Europa: Es herrscht hektische Betriebsamkeit, Urlauber und Geschäftsreisende durchlaufen die Gepäckabfertigung und die Sicherheitskontrollen oder entspannen sich bei einem Cappuccino in einem der zahlreichen Cafés. Genauso locker wirken auch die fünf Member der Bandidos, die gerade von einem Clubtreffen mit Brüdern aus Finnland heimkehren. Sie verstauen ihre Koffer und steigen in zwei Autos, die unmittelbar vor der Ankunftshalle auf sie warten. Dann überschlagen sich die Ereignisse.
Geschockte Passagiere und Augenzeugen sagen später aus, dass sie sich in einen Bandenkrieg der 20er-Jahre in Chicago versetzt fühlten – in die Zeit von Al Capone.
Drei Autos rasen heran und blockieren die Fahrzeuge der Bandidos. Zwei Hells Angels springen aus den Autos und eröffnen ohne Vorwarnung mit Maschinengewehren das Feuer auf die rivalisierenden Biker. Die überrumpelten und unbewaffneten Rocker flüchten unter den entsetzten Blicken der anderen Fluggäste in die Ankunftshalle. Dort brechen sie blutüberströmt im Kugelhagel der Angels zusammen. Drei Männer werden schwer verletzt, ein vierter, Uffe Larsen, der dänische Anführer der Bandidos, überlebt nicht. Er verstirbt noch auf dem Boden des Terminals, während die Angels fliehen.
Diese Schießerei findet selbst im Mutterland der Bikergewalt Beachtung: Die New York Times berichtet nach dem Vorfall ausführlich über den »Great Nordic Biker War«.
Die Schwierigkeiten der Polizei und aller Strafverfolgungsbehörden, in diesem – und jedem anderen – Rockerkrieg Ermittlungserfolge zu erzielen, resultieren aus dem Ehrenkodex der Einprozenter-Clubs. Dessen wichtigste Regel bestimmt: keine Zusammenarbeit mit der Polizei. Dabei spielt es keine Rolle, ob ein Biker als Täter oder als Opfer dasteht − mit der Polizei und anderen Behörden redet man nicht.
Obwohl in Skandinavien Auseinandersetzungen barbarischen Ausmaßes toben, halten sich alle Beteiligten an diesen Kodex. So sterben langjährige Freunde, Kameraden und Brüder in den Armen der Rocker. Sie kennen oder ahnen zumindest die Identität ihrer Angreifer, doch niemand spricht sie aus. Biker regeln ihre Angelegenheiten selbst.
Bei diesem Anschlag waren jedoch Dutzende unbeteiligte Augenzeugen anwesend und Überwachungskameras zeichneten das Geschehen auf. Die Omertà der Rocker half nicht gegen Videobeweise, sodass es im November des gleichen Jahres zum Prozess gegen sechs Hells Angels kam.
Ganze Teile der Innenstadt Kopenhagens wurden abgeriegelt und von schwer bewaffneten Polizeibeamten gesichert. Bombenspürhunde schlichen in den Gängen des Gerichtsgebäudes umher und beschnupperten parkende Autos in der Umgebung. Alle Zuschauer im Gerichtssaal wurden penibel nach Waffen durchsucht. Rockern oder Vorbestraften war der Zugang generell verboten worden.
Weder die beteiligten Hells Angels noch die angegriffenen Bandidos gaben Auskunft über die Schützen oder den Tatablauf, doch dieses Mal reichten dank der Überwachungskameras die Beweise aus.
Der Tat angeklagt und überführt wurden fünf Männer, Hells Angels und Supporter. Die Strafen waren hoch und sollten abschreckend wirken: einmal »lebenslänglich«, zweimal 11,5, einmal acht und einmal sech s Jahre Haft. Doch die Haftstrafen hatten keine abschreckende Wirkung. Die Gewalt nahm kein Ende. Im Gegenteil, es wurde noch schlimmer.
Schweres Geschütz
Die Vergeltung für den Flughafen-Überfall traf das Clubhaus der Hells Angels in Helsingborg. Es wurde mit zwei Panzerabwehrraketen beschossen. Weitere Raketen schlugen im Vereinsheim der Hells Angels South Denmark ein, das
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