Wie die Hells Angels Deutschlands Unterwelt eroberten (German Edition)
Crisps und die Bloods mit jeweils um die 30 000 Bandenmitgliedern und ihre blutige Fehde in den 70ern und 80ern schlugen selbst in der deutschen Presse hohe Wellen. Ein blaues oder ein rotes Bandana entschied über Leben und Sterben in L. A. Auch die größte aller Gangs, die Mara Salvatrucha – kurz MS-13 – mit bis zu 100 000 Mitgliedern lateinamerikanischer Herkunft wurde von Salvadorianern aus der 13. Straße in einem Park in L. A. gegründet und breitete sich metastasenartig zunächst in amerikanischen Haftanstalten und dann nach Mittelamerika aus. East L. A. stellt auch die Machtbastion für einen Zusammenschluss mexikanischer Straftäter dar: die MM oder auch La eMe genannt, die Mexican Mafia. Diese hispanische Gang gründete sich Ende der 50er-Jahre im kalifornischen Gefängnis Tracy, um sich im Falle von Übergriffen schwarzer und weißer Banden in den Haftanstalten zu verteidigen. Der Zusammenschluss bot den damals in der Gefängnishierarchie ganz unten stehenden Männern erstmals Schutz. Aus diesen Anfängen entwickelte sich nach Aussage des FBI eine der größten Drogenhandelsorganisationen des Landes mit rund 30 000 Mitgliedern. Ihr Einfluss ist besonders stark in Texas, Südkalifornien und East L. A.
All diese streng nach Ethnien getrennten Gangs kämpfen untereinander um die Vorherrschaft und den lukrativen Drogenhandel auf den Straßen der Greater Los Angeles Area, die mit beinahe 18 Millionen Einwohnern einer der größten Ballungsräume der Welt ist. Und auch eine der großen OMCGs mischt hier mit: der Mongols MC.
»The baddest 1%er Motorcycle Club known worldwide«
Männer mit hispanischer Abstammung findet man nur selten bei einer der großen Bikergangs. Die meist weißen Jungs blieben lieber unter sich und verwehrten ausländischen Anwärtern oft den Zutritt in die Bruderschaft. So gründeten die Abgelehnten, von denen auch viele gerade erst die Schlachtfelder Vietnams verlassen hatten, ihren eigenen Club. Neben der Kriegserfahrung einte diese Männer der Hass auf jene Gruppierung, die fast ausschließlich Weißen vorbehalten war, die Hells Angels.
Der Name Mongols MC und ihr schwarz-weiß gehaltenes Color (ein muskulöser mongolischer Krieger auf einer Harley) leiten sich von dem mongolischen Großreich des frühen 13. Jahrhunderts und seinem Kriegsherrn Dschingis Khan ab. Die furchtlosen Krieger ritten nun nicht mehr auf Pferden in Eroberungskriege, sondern standesgemäß auf einer Harley-Davidson.
Unter dem ersten nationalen Präsidenten Louis Costello und später unter Andy Holguin wuchs der Mongols MC beharrlich, und bis auf wenige weiße Amerikaner bestand er hauptsächlich aus Männern mit mexikanischen Wurzeln. Besonders die kontinuierliche Expansion der Mongols in Südkalifornien verursachte Ärger mit den Angels, die das Gebiet seit den 60er-Jahren für sich allein beanspruchten.
Ein Grund war schnell gefunden. Der Streit entzündete sich am Bottom Rocker »California«, den die Angels exklusiv für sich beanspruchten. Sie erlaubten anderen Motorcycle Clubs lediglich die Namen ihrer Heimatstädte. Die Mongols setzten sich über dieses Verbot hinweg. Das allein reicht in der Einprozenter-Welt für offenen Krieg aus. Über 20 Tote auf beiden Seiten, ermordet mit Messern, Pistolen, Maschinengewehren und Sprengstoffbomben, kostete es, die Nutzungsrechte des Schriftzugs »California« endgültig zu klären.
Hells Angels vs. Mongols
Den ersten Toten gab es bei einer Motorradausstellung auf der als Museum und Tagungsort verankerten Queen Mary . Im Zuge einer Prügelei zwischen Angels und Mongols wurde der Präsident des Charters San Bernadino erstochen. Kurze Zeit später war ein zusätzlicher Toter zu beklagen, in San Diego war ein weiterer Angel getötet worden. Damit begann ein Krieg von fast zwei Jahrzehnten Dauer. 17 Jahre lang wüteten die Auseinandersetzungen mit Toten und Verletzten auf beiden Seiten, bis ein brüchiger Waffenstillstand für etwas Ruhe sorgte.
Doch so ein Krieg ist teuer. Das FBI und das ATF warfen dem Mongols MC vor, mit Kriegsbeginn intensiv in den Drogenhandel eingestiegen zu sein, insbesondere in den mit Methamphetamin. Mit den Profiten wurde die Kriegskasse gefüllt und ein umfangreiches Waffenarsenal angelegt.
Unter dem Einfluss von Ruben »Doc« Cavazos, der 1996 zu den Mongols stieß, setzte eine neue zügellose Mitgliederexpansion ein. Cavazos war ein »Gangster« (wörtlich: Mitglied einer Gang) im wahrsten Sinne des Wortes, der seit seinem
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