Wie die Hells Angels Deutschlands Unterwelt eroberten (German Edition)
Angels wurde umso genauer beobachtet und brachte beide MCs wieder einmal weltweit in die Schlagzeilen.
Der Laughlin River Run
Das größte Motorradevent der Westküste stand an, der Laughlin River Run in Nevada. Dieser Run ist nach Sturgis in South Dakota und Daytona in Florida das drittgrößte Motorradtreffen in den gesamten USA. Seit 1983 wächst dieses Spektakel kontinuierlich und zieht dank reichlich fließender Sponsorengelder auch etliche Stars an. Das Publikum erwarten Stripperinnen in Mannschaftsstärke, Damenringkämpfe mit eingeölten Bodys, Misswahlen und Motorradwettkämpfe. Doch die wirklichen Stars unter den bis zu 75 000 Bikern waren immer die Männer mit den dreiteiligen Aufnähern der Gesetzlosen auf ihren Kutten, allen voran die Hells Angels. 2002 jedoch nahmen die Mongols sich vor, den Angels ihre Führungsrolle streitig zu machen. Nach 30 Jahren Feindschaft steuerte alles auf eine neue Eskalationsstufe zu.
Laughlin liegt 150 Kilometer südlich von Las Vegas und zählt knapp 7000 Einwohner, ist aber bezogen auf die Casinodichte nach Las Vegas und Reno die Stadt Nummer drei in Nevada. Nevada zeichnet sich außerdem durch ein selbst nach amerikanischen Maßstäben äußerst liberales Waffengesetz aus.
Vor diesem Hintergrund lief das Fest in einer Atmosphäre knisternder Spannung ab. Vier Tage wurde schon gefeiert und noch war nichts passiert. Ganz Amerika blickte nach Laughlin, und das war auch den Behörden bewusst. Die Staatsmacht hatte dementsprechend ein beeindruckendes Aufgebot an Polizisten, Spezialeinheiten und Special Agents der örtlichen Polizei, des FBI und des ATF aufgeboten und noch sah es ganz gut aus.
Um die angespannte Atmosphäre etwas zu beruhigen, hatte der Doc entschieden, das bevorzugte »Hotel Riverside« diesmal nicht zu buchen, sondern im entgegengesetzten Teil der Stadt das Quartier der Mongols aufzuschlagen. Neben dem »Riverside« lag nämlich das Stammhotel der Angels, das »Flamingo«. Die Mongols entschieden sich für das »Harrah’s«, das mit einem eigenen Casino ausgestattet war. Beim Eintreffen im Hotel erblickten die Mongols, deren Tross etwa 200 Köpfe zählte, ein halbes Dutzend Späher der Angels, die im Umkreis des »Harrah’s« Posten bezogen hatten. Es folgten verbale Scharmützel, doch noch blieb es friedlich.
Im Hauptquartier der Angels befand sich zu dieser Zeit auch der Undercover-Agent Jay Dobyns des ATF, dem es in der Zeit zwischen 2001 und 2003 unter lebensgefährlichen Umständen gelungen war, den Club zu infiltrieren.
Jay Dobyns erinnerte sich besonders an die angespannte Atmosphäre im »Flamingo« in jener Nacht. Den Angels stand der Sinn nicht danach, zu feiern und zu trinken; sie bereiteten sich intensiv auf einen Kampf gegen ihre Todfeinde vor.
Die Stimmung heizte sich weiter auf, als ein Mongol einen unbeteiligten Gast verprügelte. Die Polizei suchte jetzt den Täter. Später in der Nacht schliefen die meisten Mongols schon ihren Rausch aus oder vergnügten sich mit einer Lady in ihrer Hotelsuite. Trotzdem wimmelte es im Casino des »Harrah’s« noch von Dutzenden Mongols. Sie hielten sich an der Casino-Bar auf oder spielten Black Jack. Sie waren größtenteils unbewaffnet, da sie mit Polizeikontrollen und Überprüfungen durch die Hotel-Security rechneten. Allerdings beschuldigte das ATF die Mongols später, in unauffälligen Sporttaschen Waffendepots angelegt zu haben, um diese bei einem Kampf sofort einsetzen zu können. Doch die Staatsmacht beschränkte sich darauf, das weitere Treiben der Rocker aus der Ferne mit einer Armada von Kameras zu überwachen.
Einige wenige Hells Angels aus San Francisco wagten es, an der Bar herumzulungern. Allein ihre Anwesenheit stellte, trotz der gravierenden Unterzahl, eine Herausforderung, ja eine Beleidigung der diesjährigen Hausherren da. Beide Gruppen belauerten sich argwöhnisch.
Von draußen ertönt plötzlich der unverkennbare Sound eines ganzen Trupps Harley-Davidsons. Die Türen gehen auf und eine Schwadron von 30 Hells Angels betritt schweigend das »Harrah’s«, um nach den hoffnungslos unterlegenen Brüdern zu sehen. Und offensichtlich sind sie auf Ärger aus. Doc Cavazos, der sich noch unter den Feiernden befindet, berichtet später, dass die Angels augenscheinlich unter Drogeneinfluss standen. Seiner Ansicht nach Methamphetamin. Sie tragen ihre Waffen offen und einige haben die Pistole schon in der Hand und notdürftig unter einem Bandana verborgen, als sie das Casino
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