Wie die Hells Angels Deutschlands Unterwelt eroberten (German Edition)
Innensenator ließ das Vereinsverbot von der Polizei durchsetzen, das Clublokal »Bulldog« durchsuchen und das Vereinsvermögen beschlagnahmen. Ob dieses Verbot die kriminellen Geschäftsmodelle des Miri-Clans tatsächlich unterbinden wird, darf stark bezweifelt werden.
Das Berliner Chapter des Mongols MC verband mit der Bekanntmachung seiner Gründung Anfang 2011 sogleich eine Kriegserklärung an die Hells Angels der Hauptstadt. Auch hier rekrutierten sich die 17 Gründungsmitglieder überwiegend aus drei türkisch-arabischen Familien-Clans, den Großfamilien A., O. und R., die tief in die organisierte Kriminalität in Berlin verstrickt sind.
Bereits im November 2010 wies eine Schießerei auf den drohenden Krieg in Berlin hin. Der 28-jährige Nidal R., genannt »Mahmoud«, schloss sich unmittelbar nach seiner Haftentlassung dem in Berlin angesiedelten Hells-Angels-Charter Turkey Nomads an, das später in Berlin City unbenannt wurde. Mahmoud wurde Opfer eines Schusswaffenanschlags, durchgeführt von Männern aus arabischen Großfamilien, die nun den inneren Kreis der Berliner Mongols stellen sollen.
Das Berliner Landeskriminalamt intervenierte, bevor in der Hauptstadt ein Krieg ausbrechen konnte. Im Februar 2011 stürmten ein Spezialeinsatzkommando und 120 weitere Polizisten elf Wohnungen, in denen Mitglieder der Mongols vermutet wurden. Neun Mongols wurden festgenommen, von denen vier umgehend in Untersuchungshaft kamen. Die Haftbefehle lauteten auf Erpressung, Bildung einer kriminellen Vereinigung, schweren Raub und Verstöße gegen das Waffen- und Sprengstoffgesetz, denn unter den beschlagnahmten Waffen befanden sich auch Sprengstoff und zwei Rohrbomben. Die Berliner Polizei ist sich sicher, das Ziel der geplanten Sprengstoffanschläge zu kennen: Berliner Höllenengel.
Auf der Internetseite ride-free-mag.com erschien nur einen Tag nach dem Polizeieinsatz eine offizielle Pressemitteilung des Mongols MC Germany zu den Vorfällen in Berlin:
»Der Mongols MC Germany gibt bekannt, dass das Berliner Chapter bis auf Weiteres aufgelöst wird. Die Vorfälle in Berlin sind absolut nicht mit unserer Club-Politik zu vereinbaren und werden auch keinesfalls toleriert.«
Wie die genaue deutsche Club-Politik in Bezug auf die Feindschaft gegenüber den Hells Angels aussieht, wurde jedoch genauso wenig erläutert wie der wahrscheinliche Hauptgrund für die eilige Auflösung des Berliner Chapters.
War sie vielleicht einzig taktischen Überlegungen geschuldet, um einer vermutlich folgenden Verbotsverfügung der Berliner Innenbehörde zuvorzukommen? Um somit, nach einem gewissen zeitlichen Verzug, einen neuen Anlauf in Berlin unternehmen und bestehende Strukturen und ein weltweites Netzwerk weiterhin nutzen zu können?
Im Juli 2011 begann die juristische Ahndung dieser Mongol-Aktivitäten vor dem Landgericht Berlin. Sieben Männer im Alter von 17 bis 36 Jahren saßen auf der Anklagebank, darunter der Hauptbeschuldigte und mutmaßliche Präsident der Berliner Mongols, Omar R. Der 29-jährige Vorbestrafte stammt aus einem der erwähnten polizeibekannten arabischen Clans.
Innerhalb der nächsten Monate entwickelten sich mehr als chaotische Zustände im Mongols MC Germany. Es folgten zahlreiche Chapter-Gründungen, aber auch -Auflösungen, sodass es schwerfiel, den Überblick zu behalten.
Die Auflösung des Berliner und das Verbot des Bremer Chapters blieben bestehen. Zurzeit existieren vier Chapter, je eines in Karlsruhe, Köln (Dark District) und Kiel und ein viertes mit der nationalen Führung, die sich als Germany Chapter bezeichnet. Der Mongols MC Germany verfügt außerdem über zwei Prospect-Chapter in Köln und Stade. Der Club in Stade steht im Verdacht, eine Ersatzorganisation für das verbotene Bremer Chapter zu sein, da der größte Teil der zehn Gründungsmitglieder aus Bremen stammen soll. Des Weiteren wurden auf der eigenen deutschen Homepage zahlreiche weitere Neugründungen angekündigt und ein offizieller Supporter-Club vorgestellt, der Bouriates MC Germany.
Das Chaos im Club nahm kein Ende. Ständig wechselnde Personen gaben Statements ab oder wurden mit einem »Out In Bad« aus dem Club geworfen. Nach allen vorliegenden Erkenntnissen ist der Mongols MC Germany weit davon entfernt, ein Motorradclub beschriebener Prägung zu sein. Der Club soll über keine funktionierende Organisationsstruktur verfügen und einige der aufgeführten Chapter sollen nur aus wenigen Mitgliedern bestehen, sodass der jeweilige
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