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Wie die Hells Angels Deutschlands Unterwelt eroberten (German Edition)

Wie die Hells Angels Deutschlands Unterwelt eroberten (German Edition)

Titel: Wie die Hells Angels Deutschlands Unterwelt eroberten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Schubert
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ganz Norddeutschland einschließlich der Hansestadt Bremen als ihr ureigenes Territorium. In der Vergangenheit waren die Angels stets gewillt und bereit, ihr Revier mit aller zur Verfügung stehenden Gewalt zu verteidigen. Das war ein Umstand, den unter anderen das Bremer Chapter der Bandidos noch schmerzlich erfahren sollte.
    Die Lage in Bremen spitzte sich nach der Gründung des Mongols-Chapters zu und der Ausbruch von handfesten Streitigkeiten schien unabwendbar bevorzustehen.
    Nach polizeilichen Erkenntnissen übernahm nach dem tödlichen Motorradunfall von Mustafa B., dem ersten Bremer Mongol-Präsidenten, Ibrahim M. die Führung des Clubs. Dass er wie die meisten Bremer Mongols weder über einen Motorradführerschein noch über ein eigenes Motorrad verfügte, schien in der Mongols Nation niemanden besonders zu stören. Dafür brachte es die neue Führungsperson auf 147 Einträge in der Polizeidatenbank; die Taten reichen von Körperverletzung bis zu illegalem Waffenbesitz.
    So vermutete das Bremer Landeskriminalamt wohl nicht zu Unrecht, dass es dem städtischen Mongols-Ableger weniger um das Easy-Rider-Feeling ging, sondern darum, neue Strukturen und Handelswege im globalen Drogenhandel aufzubauen und zu besetzen.
    Anders als von vielen Sicherheitsexperten vermutet, starteten nicht die Hells Angels eine Offensive, um ihr Revier zu verteidigen und ein Zeichen der Stärke und Entschlossenheit zu setzen. Vielmehr eröffneten die zahlenmäßig weit unterlegenen Mongols mit einer ersten Attacke den neuen Rockerkrieg von Bremen. Die offizielle Mitgliederzahl entsprach aber auch nicht der wahren Schlagkraft der Mongols in Bremen. Der Miri-Clan verfügt allein in der Hansestadt über 2600 Angehörige. Die Hälfte davon ist bereits durch die Begehung von Straftaten aufgefallen und knapp 70 von ihnen gelten als besonders gewaltbereite Intensivtäter. Durch die enge familiäre Verflechtung der Mongols mit den Miris benötigten sie nur kurze Zeit für die Aufstellung einer bewaffneten Truppe.
    Der Ärger begann mit der geplanten Eröffnung des Clubhauses der Mongols. Es blieb bei der Absicht, da die Sicherheitsbehörden die Feier schlichtweg verboten. Nur 100 Meter von der geplanten Opening Ceremony entfernt feierten nämlich 300 Hells Angels auf einer Tattoomesse.
    Wie würden die Mongols reagieren? Würden sie die Schmach der verbotenen Feier einfach hinnehmen?
    Nein, das taten sie nicht. Ein Kommando von rund 60 Mongols sammelte sich abseits der Innenstadt. Kurz vor Mitternacht gelang es einem Großteil des Mongols-Konvois trotz eines starken Polizeiaufgebotes, sein Ziel zu erreichen – das Clubhaus der Hells Angels. Es folgte eine kurze, heftige Prügelei, bevor es Spezialeinsatzkräften aus vier Bundesländern gelang, die Mongols zu überwältigen. Am Ende des Einsatzes lagen 61 Mongols mit auf dem Rücken gefesselten Armen auf den Straßen Bremens. 33 von ihnen stammten aus Bremen, weitere Inhaftierte waren aus anderen Bundesländern und sogar aus den Niederlanden angereist. Von den Männern im Alter zwischen 18 und 56 Jahren waren 41 bereits polizeibekannt, der Spitzenreiter dieser Gruppe konnte auf 144 aktenkundige Straftaten zurückblicken.
    Nur eine Freitagnacht später setzte sich ein weiteres Überfallkommando der Mongols mit 30 Mann in Mercedes- und BMW-Limousinen in Marsch. Die Männer waren mit Baseballschlägern und Holzlatten bewaffnet, als sie an ihrem Ziel ankamen, einem Restaurant, in dem sich rund 50 Hells Angels und ihre Unterstützer von den Red Devils aufhielten. Ohne Vorwarnung stürmten die Mongols in das Lokal und knüppelten auf die arglos feiernden Rivalen ein. Zwei Red Devils mussten ihre Verletzungen im Krankenhaus versorgen lassen, bevor es einem Großaufgebot der Polizei gelang, auch diese Auseinandersetzung zu beenden.
    Das offizielle Treiben des Bremer Mongols-Chapters beendete der Innensenator der Hansestadt am 20.5.2011 mit einer Verbotsverfügung – vorerst. In der Verfügung wurde festgestellt, dass in dem als Motorradclub gegründeten Verein bis auf ein Mitglied niemand über einen Motorradführerschein verfügte. Die überfallartigen Angriffe auf Mitglieder der Red Devils und der Hells Angels innerhalb von einer Woche belegten die hohe Gewaltbereitschaft und die Absicht, auch schwere Straftaten zu begehen. Außerdem waren führende Mitglieder hochgradig kriminell und bereits mit mehrjährigen Haftstrafen auffällig geworden, so die Pressemitteilung der Innenbehörde. Der

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