Wie die Hells Angels Deutschlands Unterwelt eroberten (German Edition)
Weiteren gestand er, dass der von ihm angeführte Mongol Motorcycle Club eine kriminelle Vereinigung ist, in deren Namen gemordet und Drogenhandel betrieben wurde. Im Zuge diverser Absprachen mit Cavazos wurde eine Höchststrafe von unter 20 Jahren Haft in Aussicht gestellt. Das Urteil, das Plädoyer der Staatsanwaltschaft und fast die gesamten Prozessakten wurden vom Bundesgericht geheim gehalten. Erst nach intensiver Recherche und Nachfrage von Reportern der Nachrichtenagentur Associated Press (AP) machte die Bundesanwaltschaft das bereits verhängte Urteil öffentlich: 14 Jahre Haft. Doc war vor der Urteilsverkündung 2011 bereits 35 Monate in Untersuchungshaft, sodass er nach Einschätzungen von Justizexperten damit rechnen kann, in weiteren acht Jahren, 2019, wieder in Freiheit zu sein. Die Geheimhaltung über das Verfahren ließ der Richter jedoch aufrechterhalten. Nicht wenige Beobachter gehen davon aus, dass mit dieser Geheimniskrämerei hauptsächlich die vier Agenten geschützt werden sollten, denen strafrechtliche Konsequenzen drohten, falls alle Fakten ihrer Untersuchungen an die Öffentlichkeit gelangten.
Am 30. August 2008 stimmte bei einer Versammlung des Mongols MC in Vernon, Kalifornien, die Mehrheit der Mitglieder für den Ausschluss von Ruben Cavazos aus der Mongols Nation. Intern, aber auch in Fernsehinterviews werfen ihm führende Mitglieder, unter anderem der ehemalige Mongols-Präsident Robert Pinney, vor, sich am Clubvermögen persönlich bereichert zu haben und Geld für Neuaufnahmen und die Verleihung von Patches kassiert zu haben. Das ATF gab im Laufe des Verfahrens gegen Doc an, durch zahllose abgehörte Handygespräche belegen zu können, dass Cavazos jeden Monat einen Betrag zwischen 15 000 und 17 000 Dollar von den amerikanischen Mongols-Chaptern kassierte. So soll er beispielsweise 500 Dollar pro ausgehändigtem Patch in die eigene Tasche gewirtschaftet haben. Mongols-Mitglieder beschuldigten ihren Ex-Präsidenten, der Auslöser für das Abrutschen des Mongols MC in die schwere Kriminalität gewesen zu sein. Erst seine zügellose Rekrutierung von hispanischen Gangmitgliedern, die einzig und allein dazu diente, seine Machtposition im Club zu stärken, habe den Club auf den falschen Weg geführt. Der Status seines aktuellen Standings ist auf der amerikanischen Homepage der Mongols Nation belegt, wo sein Konterfei steckbriefartig weltweit zur Fahndung ausgestellt ist. Die ehemaligen Brüder verurteilten Doc zur Höchststrafe in der Einprozenter-Welt – out bad.
Als Friedensangebot an die Hells Angels war der Rausschmiss Docs jedoch nicht gemeint; der Hass ihnen gegenüber blieb bestehen. So erschoss Mongols-Member Christopher Ablett im Oktober 2008 den Präsidenten des Hells-Angels-Charters San Francisco, Mark »Papa« Guardado. Anlass war laut Polizeiangaben ein lautstarker Streit, dem eine körperliche Auseinandersetzung folgte. Dann fielen die Schüsse.
Bei der Beerdigung des geachteten Präsidenten des weltweit zweitältesten Charters der Hells Angels erwiesen über 1000 Biker dem Getöteten ihren Respekt. Das FBI registrierte Angels, die von Alaska bis Maine, von Rhode Island bis nach Hawaii und selbst aus dem Ausland angereist kamen, unter anderem aus Australien, Norwegen, England, Italien und auch aus Deutschland.
In der eng geknüpften Welt der Einprozenter-Clubs mit ihren länderübergreifenden persönlichen Bekanntschaften und Freundschaften beeinflusste dieser Konflikt gleichzeitig das Verhältnis der Kriegsparteien in über einem Dutzend Länder weltweit. Auch in Deutschland sollte der über Jahrzehnte in den USA tobende Krieg der Angels gegen die Mongols und Bandidos seine Folgen haben.
In den Staaten kam es als unmittelbare Konsequez zu einer Vergeltungsaktion der Hells Angels. Die traf ein hochgestelltes Mitglied des Mongols-Chapters San Jose, Robert Rios. Er wurde Zielscheibe eines Bombenanschlages. Nachts um 3.38 Uhr explodierten drei Sprengsätze in der Einfahrt 781 Melannie Court, mitten in einem Wohngebiet. Das Haus des Mongols galt in der gesamten Nachbarschaft als Brutstätte von Aktivitäten des Mongols MC. Wie durch ein Wunder blieben alle Bewohner unverletzt, lediglich zwei geparkte Autos wurden durch die Detonation zerstört. FBI und Spezialisten des ATF durchsuchten stundenlang die Umgebung nach weiteren Sprengsätzen. Sie wurden fündig. Den Experten gelang es, weitere Bomben rechtzeitig zu entschärfen.
Zwei andere Mongols wurden von einer
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