Wie die Hells Angels Deutschlands Unterwelt eroberten (German Edition)
hatte einweisen lassen: Yves »Apache« Trudeau. Er bekam nach dem Massaker Besuch von einem Repräsentanten des Hells-Angels-Charters Montreal, der ihn darüber unterrichtete, dass er mit sofortiger Wirkung aus dem Club ausgeschlossen sei und seine Hells-Angels-Tätowierungen entfernen lassen müsse.
Nach Trudeaus Rückkehr aus der Drogenklinik folgten weitere Hiobsbotschaften. Die Hells Angels hatten seine Harley-Davidson und 46 000 Dollar Privatvermögen in bar einkassiert. Dem führenden Hells Angel des Charters Sherbrooke wurde sofort bewusst, dass er es nur einem Zufall zu verdanken hatte, dass er noch lebte. Und nicht nur das: Sein ehemaliger Club hatte ein Kopfgeld in Höhe von 50 000 Dollar auf ihn ausgesetzt. Yves Trudeau sah nur noch eine Möglichkeit, sein Leben zu retten. Er bot sich kurzerhand der kanadischen Polizei als Kronzeuge an, tauchte in deren Zeugenschutzprogramm unter und packte umfassend aus.
Die erfahrenen und abgehärteten Ermittler befiel Entsetzen bei seinen Schilderungen. Yves Trudeau gestand, in der Zeit zwischen 1970 und 1985 eigenhändig 43 Morde begangen zu haben, um den Profit beim Drogenhandel zu sichern oder zu steigern oder aus Anlass von Territorialkämpfen.
Apache, auch genannt »The Mad Bumper«, war schwer kokainsüchtig und bereits seit den 60er-Jahren Mitglied des Popeyes MC. Durch dessen Patchover 1977 wurde er zum Gründungsmitglied des Hells Angels MC Montreal. Dieses Charter war für seine Brutalität und einen hohen Drogenkonsum bekannt und berüchtigt. Yves Trudeau war auch der erste kanadische Hells Angel, dem das »Filthy Few«-Patch verliehen wurde, jener Orden, der seinen Träger dafür auszeichnet, dass er für den Club getötet hat.
Die Liste von Trudeaus Opfern ist lang: Sein erster Mord traf Jean-Marie Viel. Dieser hatte das falsche Motorrad geklaut, ein Bike, das der Gang von Trudeau gehörte. Von da an mordete Trudeau brutal, skrupellos und aus geringstem Anlass weiter.
1980 erschlug er eine Mutter, die ihrem Sohn, einem ehemaligen Hells Angel, beistand. Zuerst tötete er die Mutter, dann das abtrünnige Mitglied und zum Schluss dessen Freundin. Zwei der Leichen entsorgte er im Sankt-Lorenz-Strom.
Im selben Jahr sprengte er die Harley des Outlaws-MC-Mitglieds Donald McLean mit einer Bombe, als dieser gerade losfahren wollte. McLean und seine Freundin Carmen Piché starben. Trudeau übernahm auch Mordaufträge für andere kriminelle Gruppen. 1981 jagte er Hugh Patrick McGurnaghan von der irischen Mafia in die Luft, 1983 erschoss er den italienischen Mafioso Frank Cotroni. Selbst vor dem Mord an Brüdern schreckte Trudeau nicht zurück und lockte Hells-Angels-Member Charlie Hachez wegen Streitigkeiten um Drogen und Geld in einen Hinterhalt, ermordete ihn und versenkte seine Leiche im großen Strom. Natürlich führte er auch Auftragsmorde aus der rot-weißen Bruderschaft aus, skrupellos und ohne Rücksicht auf Unbeteiligte. Bei einem Sprengstoffattentat auf den Mörder des Hells Angels Dunie Ryan starben vier Menschen und acht weitere wurden verletzt. Die gewaltige Explosion riss ein riesiges Loch mitten in eine Apartment-Anlage in der Innenstadt von Montreal.
Wahrscheinlich hätte er noch weit mehr Menschen auf dem Gewissen, wenn nicht das Lennoxville-Massaker sein mörderisches Treiben beendet hätte.
Trudeau enthüllte das geheime Drogennetzwerk der Hells Angels. Von seinen 43 Morden gehörten nach Schätzung der Ermittler bis zu 35 Opfer konkurrierenden Motorradgangs an. Der Massenmörder erschoss 29 Menschen, zehn wurden Opfer von Bombenattentaten, drei erschlug er und einer starb durch Strangulation. Seine Aussagen klärten außerdem die Umstände von 40 weiteren Morden und 15 Mordversuchen auf und bedeuteten für 42 Biker zum Teil lange Haftstrafen.
Der Richter Michel Duceppe merkte während der Gerichtsverhandlung gegen Trudeau an, dass dieser mehr Menschen getötet habe als das gesamte kanadische Militär während des ersten Golfkrieges zusammen. Trotz der unvorstellbaren Barbareien durch seine Hand lohnte sich der Verrat am Hells Angels MC für Apache, denn der zugesicherte Deal kam zustande. Die lebenslange Haft wurde 1994 nach nur sieben Jahren Gefängnis zur Bewährung ausgesetzt. Die Behörden statteten Trudeau mit einer neuen Identität und 40 000 Dollar für die nächsten vier Jahre aus. Aus Yves Trudeau wurde Denis Côté.
Es dauerte jedoch nicht lange, bis Trudeau wieder mit dem Gesetz in Konflikt kam. Erst erlitt er einen Rückfall
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