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Wie die Hells Angels Deutschlands Unterwelt eroberten (German Edition)

Wie die Hells Angels Deutschlands Unterwelt eroberten (German Edition)

Titel: Wie die Hells Angels Deutschlands Unterwelt eroberten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Schubert
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gerade ein Kindergeburtstag gefeiert wurde.
    Der Drogenhandel der Hells Angels hatte mittlerweile einen hohen Organisationgrad und eine weltumspannende Internationalität erreicht, wie das Geständnis des wegen Drogenschmuggels angeklagten Guy Lepage belegt. Der ehemalige Polizist bekannte sich schuldig, den Angels 1997 und 1998 dabei geholfen zu haben, 1,6 Tonnen Kokain von einem kolumbianischen Drogenkartell zu kaufen und per Schiff nach Florida zu schmuggeln. Der eigentliche Bestimmungsort der Fracht war Montreal. Mom Boucher beauftragte den Ex-Cop, nach Kolumbien zu fliegen und den Transport von fünf Lieferungen ähnlichen Umfangs zu überwachen. Das wären insgesamt acht Tonnen Kokain. Guy Lepage wurde 2001 verhaftet, an die amerikanischen Strafverfolgungsbehörden ausgeliefert und nur aufgrund seiner umfangreichen Aussagen zu lediglich zehn Jahren Haft verurteilt. Das FBI schätzte die Einnahmen der Hells Angels aus dem internationalen Drogenhandel im Jahr 2002 auf eine Milliarde Dollar pro Jahr.
    Die kanadischen Polizeibehörden hatten einige Zeit benötigt, um sich auf die neuen Spieler in den kriminellen Milieus einzustellen. Unterstützt wurden sie von der Justizministerin der Provinz Quebec, die 13 zusätzliche Staatsanwälte einstellte.
    Boucher, inzwischen Präsident des Nomads-Chapters residierte zu jener Zeit in einem malerischen Landhaus in einer Vorortidylle von Montreal. Seine offiziellen Geschäfte dirigierte er aus einem anonymen Bürogebäude, in dem eine ihm gehörende Klimaanlagen- und Kanalreinigungsfirma, ein Autohandel und eine Immobilieninvestmentfirma ihren Sitz hatten. Die perfekte Fassade eines erfolgreichen Geschäftsmannes.
    Dem harten staatlichen Verfolgungsdruck ausgesetzt, stieg Mom eine perfide Idee in den Kopf. Er beabsichtigte, die bedingungslose Loyalität seiner Männer zu überprüfen, da er in seinem Netzwerk polizeiliche Informanten vermutete. Der Loyalitätsbeweis und die Lösung zur Bekämpfung seiner Paranoia sollte der Mord an jeweils einem Angehörigen der Justizbehörden sein. Eine solche Tat würde nach den strafverschärfenden Gesetzen der jüngsten Zeit unausweichlich eine lebenslange Freiheitsstrafe nach sich ziehen und – so Bouchers Logik – jegliche spätere Zusammenarbeit mit den Behörden verhindern. Die barbarische Forderung nach einem derartigen Treuebeweis läutete stattdessen das Ende von Moms brutaler Regentschaft ein.
    Doch erst folgten tatsächlich zwei heimtückische Morde an Justizvollzugsbeamten im Juni 1997. Das erste Opfer, Diane Lavigne, wurde nach Dienstende in seinem privaten Pkw von einem Motorradfahrer erschossen. Der zweite Beamte, Pierre Rondeau, wurde in Ausübung seines Dienstes als Fahrer eines Anstaltsbusses in einen Hinterhalt gelockt und mit mehreren Schüssen getötet.
    Justizbehörden und Öffentlichkeit waren wie paralysiert, als die Ermittlungen ergaben, dass keines der beiden Mordopfer in irgendeinem Zusammenhang mit den Hells Angels stand. Sie waren willkürliche Opfer, ausgesucht auf Basis von Bouchers Idee, die Justizbehörden und alle weiteren Strafverfolgungsbehörden einzuschüchtern und die eigenen Männer lebenslang an sich zu binden.
    Doch Boucher, den einige Medien inzwischen auch den »John Gotti der Biker« nannten – Gotti war ein berühmter Boss der Cosa Nostra –, erzeugte nicht Angst und Einschüchterung bei den Behörden, sondern Entschlossenheit und Konsequenz. Die Anklagevertreter beschuldigten ihn 1998 erstmals, der Drahtzieher der beiden Morde gewesen zu sein. In einem ersten spektakulären Prozess wurde der Präsident der Nomads zwar vom Vorwurf der Anstiftung zum Mord freigesprochen, doch die Justizbehörden gaben nicht auf.
    Der Kronzeuge Stéphane Gagné, der in beide Mordtaten verwickelt war, beschuldigte Boucher, der Auftraggeber der Morde gewesen zu sein und ihm nach Ausführung der Taten gratuliert zu haben. Im Hintergrund arbeiteten die Behörden derweil eifrig weiter und nutzten alle juristischen Finessen, um diesen Fall nicht zu den Akten legen zu müssen.
    Auch an einer weiteren Front drohte dem als unantastbar geltenden Rockerführer erbitterter Widerstand. Kurz nachdem Faucher erfolgreich von seiner Reise zu den skandinavischen und deutschen Bandidos zurückgekehrt war, gab es einen Mordanschlag auf einen von Bouchers Nomads. Der Hauptverdächtige der Strafverfolgungsbehörden in diesem Fall war Fred Faucher, doch es ließen sich keine handfesten Beweise ermitteln.
    Wie aus den

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