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Wie die Hells Angels Deutschlands Unterwelt eroberten (German Edition)

Wie die Hells Angels Deutschlands Unterwelt eroberten (German Edition)

Titel: Wie die Hells Angels Deutschlands Unterwelt eroberten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Schubert
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Dragsters, eines Beschleunigungsmotorrades mit langem Schweif, das von Motoren mit bis zu einigen Tausend PS Leistung angetrieben wird, beliebt und anerkannt.
    Sein Lebensmittelpunkt, die Harley-Werkstatt in Ibbenbüren, und sein Bremer Hells-Angels-Charter trennten knapp 140 Kilometer. 2001 hatte sich in nur 22 Kilometer Entfernung zu Ibbenbüren durch das Patchover des dortigen Chapters der Free Eagles das Chapter Bandidos MC Osnabrück gegründet. Die Werkstatt von K., seine ganze Existenz, lag seitdem mitten im Feindesland.
    Robert K., Vater zweier fünf und sieben Jahre alter Söhne, war nicht verdächtig, an dem Bremer Überfall oder sonst einer Auseinandersetzung im Bikermilieu beteiligt gewesen zu sein. Es scheinen ihm lediglich die räumliche Nähe zum Osnabrücker Bandidos-Chapter und das dadurch einfache Ausspähen seiner täglichen Gepflogenheiten sowie die kurzen Fluchtwege zum Verhängnis geworden zu sein.
    Die Überwachungskamera einer benachbarten Druckerei filmte das Fluchtfahrzeug, einen schwarzen Kia Carnival mit einem auffälligen verchromten Rammschutz an der Front. Die Polizei benötigte nur einige Tage, um dieser Spur erfolgreich zu folgen und den Halter des mutmaßlichen Tatfahrzeugs ausfindig zu machen. Der Van gehörte der Ehefrau von Heino B. Vor der Beschlagnahmung durch die Polizei legten Unbekannte fünf Tage nach der Tat Feuer in dem Familienauto, um Spuren zu beseitigen. In der Wohnung von Heino B. stellten Ermittler bei der folgenden Hausdurchsuchung Patronen sicher, die aus derselben Tagesproduktion einer tschechischen Firma stammten wie die am Tatort aufgefundenen Hülsen.
    Als weitere Indizienbeweise verweist die Staatsanwaltschaft auf den grauen Golf von Thomas K., der unmittelbar nach der Tat in einer Ringfahndung polizeilich registriert worden war. Dies widersprach der Aussage seiner Freundin, die zu Protokoll gegeben hatte, dass sie zur Tatzeit gemeinsam beim Frühstück zu Hause gesessen hätten.
    Heino B. hatte sich für den Tattag extra bei seiner Arbeitsstätte freigenommen. Sein Handy loggte sich zur Tatzeit in mehrere Funkzellen im Raum Ibbenbüren ein. Auch das Mobiltelefon von Thomas K. hatte sich zum Zeitpunkt des Mordes exakt in die Funkzelle des Tatortes eingewählt.
    Unmittelbar nach der Tat durchsuchten Spezialeinheiten der Polizei fünf weitere Wohnungen und Häuser von Bandidos im Münsterland und beschlagnahmten eine Maschinenpistole, zwei Pumpguns, zwei Handgranaten, eine Machete und mehrere Kampfmesser.
    Die juristische Ahndung, von den Medien zum »Rockerprozess« hochgejazzt, folgte ab dem 17. Dezember 2007 vor dem Landgericht in Münster und bescherte der beschaulichen Studentenstadt regelmäßig Ausnahmezustände.
    Polizeihubschrauber umkreisten die Stadt, und Polizisten mit Maschinenpistolen und schusssicheren Westen patrouillierten in den Straßen. Die Einheiten sperrten den gesamten Gerichtsbezirk hermetisch ab und selbst Panzerfahrzeuge standen für alle Eventualitäten an den Zufahrtsstraßen bereit. Die Aufmärsche der jeweiligen Rockerheere schien Münster in zwei unterschiedliche Farbmeere zu tauchen, Rot-Weiß und Rot-Gold. Die Polizei hatte ihnen unterschiedliche Anfahrtsrouten vorgeschrieben und die Behörden achteten auch darauf, dass voneinander getrennte Parkplätze in ausreichender Größe zur Verfügung standen. Der Gerichtssaal wurde mit einer doppelten Sicherheitsschleuse geschützt und im Saal trennte eine menschliche Barriere aus Polizeibeamten die beiden verschiedenfarbigen Lager. Es waren mehr als 600 Einsatzkräfte der Polizei vonnöten, um einen reibungslosen Ablauf des Mordprozesses sicherzustellen.
    Und doch konnte das massive Polizeiaufgebot eine direkte Konfrontation der jeweils über 300 verfeindeten Rocker nicht völlig verhindern. Teilweise mit Ketten bewaffnete Bandidos stürzten sich aus einem voll besetzten Bus an einer roten Ampel auf einen Van, in dem sich sechs Hells Angels aus Frankfurt befanden. Der Anführer dieser Attacke soll ein Bandido aus Berlin gewesen sein, ein gewisser Kadir P. Es entstand eine Massenschlägerei, die erst ein Großaufgebot der Polizei beenden konnte, das 79 Bandidos und 17 Hells Angels festnahm und in die eigens eingerichtete Gefangenensammelstelle im Polizeipräsidium Münster verfrachtete.
    Die Bandidos Heino B., 48, und Thomas »Addi« K., 36, wurden wegen gemeinschaftlichen Mordes an dem Ibbenbürener Motorradmechaniker und Offizier des Bremer Hells-Angels-Charters West Side, Robert K.,

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