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Wie die Iren die Zivilisation retteten

Wie die Iren die Zivilisation retteten

Titel: Wie die Iren die Zivilisation retteten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Cahill
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Boden, auf dem Augustinus’ eigene Philosophie gedeihen wird.
    Sokrates entwickelte, zumindest nach Platons Berichten, nicht so-
    sehr eine eigentliche Philosophie. Vielmehr stellte er Fragen – Fragen, die die Annahmen und Voraussetzungen seiner Gesprächspartner
    bloßstellten. Er erfand die (selbstredend) sokratische Methode, indem er seine Studenten zwang, ihre Suche nach der Wahrheit mit dem
    Eingeständnis ihrer eigenen Unwissenheit zu beginnen. Platon, Kind dieser Methode, argumentiert mit viel Fingerspitzengefühl gegen die Erschaffung eines großen und luftigen Gebäudes – des größten Kon-strukts der antiken Philosophie.
    Platon beginnt mit seiner eigenen Erfahrung eines göttlichen Fun-
    kens in allen Wesen der natürlichen Welt; es ist ein Funke, den er besonders in sich selbst und anderen menschlichen Wesen fühlt – mit anderen Worten, der daimon des Sokrates. Aber er nimmt den Funken in einer Welt der Korruption und des Todes, in einer Welt des Fleisches wahr. Es lohnt sich, Platons eigene Worte zu hören, denn sie vermitteln uns eine Vorstellung von der Herausforderung, der Augustinus sich stellte, und von der Atmosphäre des Augustinischen
    Ashrams. (Die meisten von Platons Schriften sind beim ersten Lesen schwer zu verstehen. Wenn Sie Kopfschmerzen bekommen, über-springen Sie den folgenden Abschnitt und glauben Sie mir einfach.) Hier also Platon in Phaidros über den Funken, den daimon – die Seele: Von der Idee der Seele (griechisch: psyche ) aber müssen wir dieses sagen: Wie sich dies wirklich verhält, bedürfte allüberall einer gött-49
    lichen und langdauernden Darstellung, aber um ein Gleichnis für
    sie zu geben, genügt eine menschliche und beschränktere. Auf diese Weise laß uns also reden: Verglichen sei sie der zusammengewach-senen Kraft eines geflügelten Gespannes und seines Lenkers. Der
    Götter Rosse und Lenker sind selbst edel und stammen von Edlen,
    die der übrigen sind gemischt. Und erstlieb lenkt bei uns der Führer ein Zweigespann, aber da ist von den Rossen eins schön und edel
    und von edler Abstammung, das andere das Gegenteil davon in
    Abstammung und Artung. Schwer und voller Verdruß muß daher
    die Lenkung bei uns sein.
    Woher nun aber ein Lebendiges als sterblich und als unsterblich
    benannt wird, soll möglichst erklärt werden. Alle Seele trägt Sorge für alles Unbeseelte, durchwandelt den ganzen Weltraum, überall
    in wechselnden Gestalten entstehend. Wenn sie nun vollkommen
    und befiedert ist, so schwebt sie im Äther und durchwaltet die gan-ze Welt, sind aber ihre Schwingen versehrt, so treibt sie dahin, bis sie sich an irgend etwas Festes klammert, in dem sie Wohnung
    nimmt. So erwirbt sie einen irdischen Leib, der durch ihre Kraft sich selber zu bewegen scheint, und das Ganze, Seele und Leib zusam-mengefügt, wird nun ein Lebendiges genannt, das dazu den
    Beinamen »sterblich« trägt. Auf ein unsterbliches Wesen aber
    schließen wir nicht aus irgendeinem beweisbaren Grunde, sondern,
    ohne Gott gesehen oder hinreichend erkannt zu haben, bilden wir
    ein unsterbliches Wesen, das zugleich Leib und Seele enthält, beides für ewige Zeit zusammengewachsen. Doch soll sich dies verhalten
    und soll dargestellt werden, wie es dem Gott gefällt. Aber die Ursache für den Verlust der Schwungfedern, weswegen sie der Seele
    ausfallen, wollen wir betrachten. Es ist so:
    Es ist die Natur der Schwingen, durch ihre Kraft das Schwere in
    den Äther zu erheben und bis zu dem Orte zu tragen, wo das Göt-
    tergeschlecht haust, denn sie haben am meisten von allen leiblichen Dingen Anteil am Göttlichen. Das Göttliche aber ist schön, weise, edel und alles, was dem verwandt ist. Von diesem also nährt sich
    und wächst am meisten das Gefieder der Seele, durch das Häßliche
    aber und das Üble und was sonst jenem entgegengesetzt ist, nimmt
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    es ab und schwindet ... Er aber, des Himmels großer Fürst Zeus, den geflügelten Wagen lenkend, fährt als erster dahin, der All-Ordnende und AllWaltende. Ihm folgt sodann in elf Scharen ge-
    ordnet das Heer der Götter und Dämonen. Hestia nämlich bleibt
    allein im Götter-Hause. Die anderen führenden Götter, welche ein-
    gereiht sind in die Zwölf-Zahl, ziehen ihren Scharen voran nach der Ordnung, in die jeder gereiht ist. Zahlreich sind nun die seligen Sichten und Straßen im Himmelsraum, welche das Geschlecht der
    glückseligen Götter durchkreist, jeder von ihnen das Seinige ver-
    richtend. Und es folgt ihnen, wer immer will

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