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Wie die Iren die Zivilisation retteten

Wie die Iren die Zivilisation retteten

Titel: Wie die Iren die Zivilisation retteten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Cahill
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unterschiedliche Weisen manifestiert haben.
    Die gemeinen Gläubigen opferten nur zu gern andere ihren Göttern, die sie als beutegierige Schrecken empfanden, als Projektionen ihrer eigenen Psyche und ihres eigenen verdrehten Lebens. Diesen Typ

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    findet man auch heute noch unter Religionsanhängern, die das Prinzip rigoros über den Menschen stellen und deren Ikonen (innerhalb des Christentums) zumeist ausdruckslose, flachbrüstige Madonnen
    oder glasäugige nordische Christusfiguren sind. Auf der anderen
    Seite gab es Menschen wie den Lindow-Mann, die gern für ihr Volk
    starben. Zwischen diesen Polen stand, so glaube ich, die überwiegende Mehrheit der irischen Jünger, die genauso oft ihren niederen religiösen Instinkten folgte, wie sie sich von den edleren Idealen ihrer Religion inspirieren ließ.
    Es gibt kaum Zweifel daran, daß der Lindow-Mann ein Menschen-
    opfer war. Seine Hände sind gepflegt, die Nägel schön manikürt.
    Demnach war er ein Aristokrat, obwohl er seltsamerweise kein Krieger gewesen sein kann; sein Körper weist keine Anzeichen von
    Kriegsnarben auf. Im Gegenteil, abgesehen von den Hinweisen auf
    seine kunstvolle Hinrichtung, scheint er ohne jeden Makel zu sein.
    Den britischen Archäologen Anne Ross und Don Robins zufolge war
    er ein druidischer Prinz, der um das Jahr 60 aus Irland gekommen
    war, zu einer Zeit, als die Römer ihre Kontrolle verstärkten und das Druidentum ausrotteten. Er bot sich als Opfer für die Götter an, um die Römer zu besiegen. Ross und Robins glauben sogar, seinen Namen zu kennen: Lovernius, der FuchsMann. Auf jeden Fall hatte er
    dunkelrote Haare und einen Vollbart (wie ein Druide; ein Krieger
    hätte einen Schnurrbart gehabt) und trug als einzigen Schmuck ein Armband aus Fuchspelz am linken Unterarm – ansonsten war er
    nackt.
    Der Mageninhalt aller dieser Opfer wurde analysiert, um aus der
    letzten Mahlzeit Rückschlüsse auf die Umstände zu ziehen. Bei den dänischen Fällen bestand diese Mahlzeit aus einem ekelhaften
    Mischmasch von Getreide und zahlreichen anderen (kaum genießba-
    ren) Pflanzen – ein unverdauliches prähistorisches Müsli! Die nahe-liegendste Schlußfolgerung, die man aus diesen Hinweisen ziehen
    kann, ist die, daß alle diese dänischen Opfer kurz vor dem Hungertod standen und den schrumpfenden Getreidevorrat mit allem möglichen
    vermengten, um ihn zu strecken. Es ist nicht schwer, die Bereitschaft 120
    eines solchen Opfers zu verstehen, sein Leben für die Erdgöttin hinzugeben, damit sie sich dazu herabließe, seine Familie zu ernähren.
    Doch bei dem irischen Lovernius liegen die Dinge anders. Sein Ma-
    gen enthielt nur einige Stücke geschwärzten Heidekuchens, eine recht seltsame letzte Mahlzeit. Ross und Robins erinnern zu Recht daran, daß ein verbranntes oder geschwärztes Stück ungesäuerten Brots in keltischen Gemeinschaften lange als Zeichen der Opferschaft galt.
    Selbst in diesem Jahrhundert noch trafen sich Jungen aus abgelegenen schottischen Weilern am 1. Mai, dem alten Fest von Beltaine, in den Moo- ren, zündeten ein Feuer an und teilten einen Kuchen in ebenso viele Teile wie Personen. »Sie bestreuten eines davon mit Kohle, bis es vollkommen schwarz war, und legten alle Stücke in einen Hut. Jeder Junge nahm mit verbundenen Augen ein Kuchenstück heraus. Wer
    das schwarze Stück bekommen hatte, war der Bestimmte und wurde Baal (dem Gott des Beltaine-Festes) symbolisch geopfert. Er mußte dreimal durch die Flammen springen.« Man kann sich vorstellen, daß das Opfer einmal weniger symbolisch war.
    Der schlüssigste Beweis dafür, daß die Moorleichen geopfert wur-
    den, ist die Geschichte, die ihre Körper von der Art ihres Todes erzählen. Jeder unterwarf sich nackt einer ausgefeilten, ritualisierten Drei-fach-Tötung. Der Schädel des Lindow-Mannes zum Beispiel wurde
    von drei Axthieben eingeschlagen, seine Kehle wurde von einer
    dreimal geknoteten Sehne zugeschnürt, und seine Schlagadern wur-
    den mit präzisen Schnitten geöffnet. Das ist das antike Opfer – ein Geschenk, das aus einem tiefen menschlichen Bedürfnis heraus dargebracht wird. Ein makelloses, zum Sterben erzogenes, möglichst
    erstgeborenes Geschenk für die Götter, Götternahrung, Balsam für
    das Volk, Reinigung und Erneuerung für alle – für bekannte und
    unbekannte Sünden, beabsichtigte und unbeabsichtigte. Sehet das
    Lamm Gottes, sehet ihn, der alle von Sünden befreit.
    Patrick erklärte, daß solche Opfer nicht mehr nötig seien.

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