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Wie die Iren die Zivilisation retteten

Wie die Iren die Zivilisation retteten

Titel: Wie die Iren die Zivilisation retteten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Cahill
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Norditalien gehen, um die Lombarden zu bekeh-
    ren. Doch den Zug über die Alpen muß er in Arbon, in der Nähe von Bregenz am Bodensee, unterbrechen, denn Gallus, sein Experte für
    germanische Sprachen, bekommt Fieber und lehntes ab, weiter zu gehen. Nach einer hitzigen Auseinandersetzung läßt Columbanus
    Gallus, wo er ist, und zieht mit seinen restlichen Begleitern in die Ebene der Lombardei, wo sie in Bobbio das erste italo-irische Kloster errichten. Mit seinensiebzig Jahren immer noch äußerst vital, hilft Columbanusbei den Bauarbeiten und lädt sich freudig Holzstämme auf die Schultern.
    Im Jahr 612 ist Columbanus in der Lombardei angelangt. Im darauf-
    folgenden Jahr wird seine alte Feindin Brunhilda ge- stürzt und vom fränkischen Adel brutal hingerichtet. Clothar von Neustrien, der
    immer ein Freund von Columbanus war, herrscht nun über die Fran-
    ken von Burgund. Er schickt seine Gesandten über die Alpen – mit
    Kisten voller Gold, um beim Bau von Bobbio zu helfen, und einer
    Einladung an Columbanus, nach Luxeuil zurückzukehren. Doch der
    alte Abt lehnt ab. Er wird in Bobbio sterben – allerdings erst, nachdem er noch einige Briefe abgeschickt hat, unter anderem einen langen an Papst Bonifatius IV., dem er ankreidet, an der Beilegung der nestoria-nischen Kontroverse (wie Columbanus es sieht) gescheitert zu sein. Es 164
    handelte sich um einen vielschichtigen griechischen Disput über die
    »Natur« Christi, den Columbanus vielleicht nicht verstand. Er spielt sogar mit dem Namen eines von Bonfatius’ Vorgängern, Papst Vigilius: »Vi gila, atque quaeso, papa, vigila, et iterum dico, vigila; quia forte non bene vigilavit Vigilius. « (»Seid also wachsam, ich beschwöre euch, Papst, seid wachsam, und noch einmal sage ich, seid wachsam; denn der, welcher der Wachsame genannt wurde, war es vielleicht nicht. «) Dies war nicht der erste Brief von Columbanus an einen Papst – es war noch nicht einmal das erste Mal, daß er sich über einen päpstli-chen Namen lustig machte! In einem Brief an Papst Gregor den Gro-
    ßen zur Zeit seiner Streitigkeiten mit den Bischöfen hatte Columbanus in ziemlich vertraulichem Ton geschrieben – als wäre er ein alter Freund – und mit dem Namen von Gregors Vorgänger, Leo dem
    Großen, gespielt, indem er Gregor an den Bibeltext erinnerte: »Ein lebender Hund ist besser als ein toter Löwe« (lateinisch Leo). Als Antwort auf all diese Briefe erhielt Columbanus nur kaltes pontifika-les Schweigen.
    Dieses großspurige Gebaren hat die Historiker verwirrt und sie zu der Frage veranlaßt, ob Columbanus vielleicht ein wenig verrückt
    war. Doch ich glaube, wir können sein Verhalten mit seiner irischen Herkunft erklären. (Er protzt vor Bonifatius sogar mit der »Diskussi-onsfreiheit, die typisch für mein Heimatland« sei.) Im kalten, stadtlo-sen Irland arbeite- ten die Männer am Tag Hand in Hand und schliefen in der Nacht Seite an Seite. Sogar der König war ein Freund – das irische Wort ri deutet auf eine Vertrautheit hin, die man sich bei rex absolut nicht vorstellen kann. Für Columbanus war der Papst einer der Brüder, ein väterlicher Abt, den man jedenfalls respektieren
    mußte – der aber auch, wie jeder andere, ab und zu einen Rippenstoß brauchte. Ihm diesen Rippenstoß zu versetzen war sozusagen religiö-
    se Pflicht.
    Jede Frage nach Columbanus’ geistigem Gleichgewicht erübrigt
    sich, wenn man seine Leistungen ernsthaft betrachtet: Bei seinem Tod im Jahre 615 hinterließ er ein beträchtliches Werk – Briefe und Predigten, bemerkenswert wegen der spielerischen Imitation klassischer
    Autoren wie Sappho, Vergil, Ovid, Juvenal, Martial und sogar Auso-165
    nius; Regeln für die Brüder; Gedichte und Lieder, unter anderem ein lustiges Bootslied; und dazu die große Zahl der von ihm auf dem
    Kontinent gegründeten Klöster, die sich eifrig der Wiedereinführung der klassischen Bildung im europäischen Hauptland widmeten. Aus
    der zeitlichen Distanz können wir nicht mehr ganz sicher sein, wie viele Klöster zu seinen Lebzeiten und nach seinem Tod in Columbanus’ Namen gegründet wurden. In den riesigen Gebieten, die später Frankreich, Deutschland, die Schweiz und Italien werden sollten,
    waren es aber nicht weniger als sechzig, möglicherweise sogar über hundert – genug jedenfalls, um ein, zwei Seiten dieses Buches zu
    füllen. Er war gerade mal fünfundzwanzig Jahre auf dem Kontinent.
    Ein Kloster, über das wir einige Informationen besitzen, ist

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