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Wie die Libelle in der Wasserwaage

Wie die Libelle in der Wasserwaage

Titel: Wie die Libelle in der Wasserwaage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Almut Irmscher
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nochmal tausend Ameisen, vibrierende Libellen im Hirn, Explosionen von Feuerwerk in meinem Kopf, der fremde Mann und ich, nie hatte ich so etwas Intensives erlebt. Es war unglaublich. So, ganz genau so sollte alles sein. Alles, das Leben, das Fühlen. Und nicht, wie es vorher gewesen war, dumpf und eingeschlafen in der Alltäglichkeit. Ich fühlte mich wie eine Tote, die zum Leben erwacht war.
    *
    Leider erwachte ich am nächsten Tag gegen Mittag noch einmal, und zwar mit einem fürchterlichen Kater. Und das war kein gewöhnlicher Kater, wie man ihn nach einem gehörigen Alkoholrausch hat. Nein, es war die Mutter aller Kater. Außerdem fühlte ich mich fürchterlich müde, fast wie erschlagen. Ich sah mich um.
    Joes Bude lag im gnadenlosen Licht eines sonnigen Wintertages. Winzige Staubteilchen schwebten durch die angestrahlte Luft wie verlorene Sterne in den Weiten des Universums. Es war das totale Chaos, überall flogen Klamotten herum, türmten sich leere Gläser, Bücher und Pizzakartons. So, wie man sich die Bude eines angehenden Chemie-Genies eben vorstellt.
    Joe hatte schon Kaffee gekocht und reichte mir verständnisvoll lächelnd eine Kopfschmerztablette. Eine? Die würde kaum reichen. Am liebsten hätte ich die ganze Packung leer gefuttert.
    Ich wollte unbedingt wissen, was ich da in der Nacht geraucht hatte. Es sei eine Icepipe gewesen, erklärte Joe, der letzte Schrei auf dem Markt und wirklich gut, oder? Beim ersten Mal sei die Nachwirkung nicht so doll, aber das würde sich mit der Zeit schon legen. Dann bliebe allein die Euphorie, das großartige Gefühl, ich würde es schon noch sehen!
    Bitte? Was würde ich schon noch sehen? Ich glaubte, ich hörte nicht recht! Wollte der Typ mich zum Junkie machen? Nein danke, ohne mich. Für wie blöd hielt der mich denn? Ich wollte ja schließlich gewinnen, ich wollte eine prosperierende Zukunft und keine schleichende Selbstzerstörung durch Drogenkicks.
    Wir trennten uns als Freunde und tauschten unsere Telefonnummern aus. Wenn er wieder in Köln wäre, dann würden wir uns wiedersehen. ganz unbedingt.
    Na klar!
    *
    Zurück in meinem Hotel duschte ich erst mal ausgiebig. Irgendwie musste ich die Nachwirkungen der Droge wegwaschen, aber das wollte nicht so recht gelingen. Ich fühlte mich fürchterlich und schwor mir, so etwas nie wieder zu tun.
    Den Rest des Tages verbrachte ich auf dem Bett in stiller Lethargie. Nur der leise und monoton vor sich hin schallende Fernseher erinnerte mich daran, dass es noch so etwas wie ein Leben da draußen gab. Obwohl ich müde war, konnte ich nicht schlafen. Noch nie hatte sich ein Tag so schattig und grau angefühlt wie dieser.
    Irgendwann muss ich wohl doch eingeschlafen sein, denn als ich wieder zu mir kam, war es früher Morgen. Ich schaltete den noch immer beharrlich vor sich hingurrenden Fernseher aus und ging ins Bad. Toll sah ich wirklich nicht aus an diesem Morgen, mit zerzaustem Haar, dunklen Augenringen und runtergezogenen Mundwinkeln.
    Deshalb duschte ich noch einmal lange, wusch meine Haare, föhnte sie und schminkte mich, dann ging ich frühstücken. Ich sah in meine Kaffeetasse als suche ich darin eine rettende Inspiration. Aber ich fand sie nicht.
    Ich hatte nicht die geringste Idee, wie es nun weitergehen sollte. Was um Himmels Willen hatte ich mir dabei gedacht, Hoch-Tief-Heinz das Geld aus der Tasche zu ziehen? Was wäre denn nun der nächste Schritt?
    Abtauchen, irgendwo von vorne anfangen und Hoch-Tief im Ungewissen über mein Schicksal lassen. Das wäre ja eigentlich die konsequente Lösung, was sonst?
    Aber ich kannte Hoch-Tief-Heinz mittlerweile ganz gut. Der Typ war ein Menschenfreund, trotz all seiner Allüren. Er würde mich nicht so einfach vergessen. Die Dreißigtausend würde er sicherlich abschreiben, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken. Aber was mit mir geschehen sei, das würde ihm keine Ruhe lassen. Was, wenn er am Ende einen Detektiv engagierte? Der würde mich bestimmt schnell finden, und was sollte ich dann erzählen? Das war alles so vertrackt. Verflixt!
    Mir blieb jedoch noch immer die Flucht nach vorn. Ich rief ihn an und erzählte, der Erpresser aus der Botschaft hätte mich dringend davor gewarnt auf die British Virgin Islands zu fliegen und mein Geld abzuheben. Mein Vater wisse von dem diskreten Konto und ließe dort alles überwachen. Denn natürlich war ihm klar, dass ich über kurz oder lang Geld brauchen würde. Was nun?
    Ich solle mir wegen des Geldes bloß keine Sorgen machen,

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