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Wie die Madonna auf den Mond kam

Wie die Madonna auf den Mond kam

Titel: Wie die Madonna auf den Mond kam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Bauerdick
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anderen was hatte, schloss sie sich tagelang in ihr Zimmer ein und heulte. Sie ging mir auf den Nerv. Sie war eine Episode.
    Natürlich kostete der Luxus damals eine Stange Geld. Jeden Abend dinieren, nur in den besten Läden. Reisen ans Schwarze Meer. Ich brauchte ein Auto, Heinrich ein Motorrad. Angela war wirklich zu blöd herauszukriegen, womit das alles bezahlt wurde. Naiv war sie. Koka hatte die Idee, wie wir Geld machen konnten. Als er die Fotos sah, die Heinrich am Heiligen Abend von Alexa geschossen hatte, war Koka völlig begeistert. Lenutza auch. Nur Florin Pauker machte sich fast in die Hose. Er forderte, dass wir die Bilder verbrennen. In den falschen Händen wäre damit seine Karriere als Arzt gefährdet. Er hatte daher auch keine Lust, neue Frauen für künstlerische Porträtaufnahmen, wie wir das nannten, anzumachen. Und Albin hatte so eine hässliche Warze auf der Wange. Der kam nur an die letzten Weiber ran. Also habe ich weitere Frauen angeschleppt. Heinrich hat fotografiert. Wenn die Frauen nicht wollten, gab es ein paar Tropfen in den Schampus. Alles in Kokas Wohnung. Alexa hat der Job Spaß gemacht. Bis sie irgendwann rausrückte, sie sei schwanger. Florin hatte Skrupel. Er wollte ihr das Kind nicht wegmachen, aber Koka machte ihm deutlich, wenn er es nicht täte, könnte ein obszönes Bild von Florin versehentlich an die Öffentlichkeit gelangen. Danach war Florin unser Mann für Betriebsunfälle. Angela hat er auch behandelt. Sie tauchte eines Tages mit dickem Bauch in meinem Büro auf und behauptete, das Kind sei von mir. Wahrscheinlich hatte sie tatsächlich mit keinem anderen was gehabt. Vielleicht wäre es besser gewesen, wir hätten ihr den Balg gelassen. Aber die Sache bei Florin war gelaufen, und wir mussten dafür sorgen, dass sie den Mund hielt.
    Später in Kronauburg liefen die Geschäfte weiter. Heinrich hatte zuletzt in seinem Atelier zwei, drei Blondinen angestellt. Eine war Fotografin. Irina hieß sie. Auf sie hatte der Sekurist Raducanu ein Auge geworfen. Von der haben wir die Finger gelassen. Aber die mit dem Engelshaar, die war spitze. Die konnte man auf jeden ansetzen, bei dem sich in der Hose noch was regte. Die kriegte selbst den letzten Knacker noch ins Bett. Meistens zogen wir die Sache im Karpatenstern durch. Heinrich schoss heimlich Bilder. Alles lief glatt. Bis eines Tages die Sache zu entgleisen drohte. Ausgerechnet, als ich mich aus dem Geschäft zurückziehen wollte.
    Ich war gerade Parteichef und Bezirkssekretär in Kronauburg geworden, als Heinrich erzählte, die Barbulescu wolle über mich auspacken. Das war ihr Fehler. Aber naiv war sie schon immer gewesen. Wir mussten die Barbulescu zum Schweigen bringen. Endgültig. Aber Heinrich war zu weich. Zu schwach. Nietzsche zitieren, das brachte er fertig, aber wenn es ans Eingemachte ging, hatte er Bedenken. Dadurch kam der ganze Mist eigentlich ins Rollen. Heinrich setzte darauf, dass sie sich selber umbringt. Deshalb brachte er die scharfen Fotos mit der Barbulescu zu diesem Pfarrer in Baia Luna, in dem Glauben, sie sei jetzt erledigt. Damit lag Heinrich nicht einmal falsch. Sie hat sich schließlich tatsächlich den Strick genommen. Aber konnte ich das ahnen? Ich musste auf Nummer sicher gehen. Albin sollte die Angelegenheit übernehmen. Er fuhr nach Baia Luna, aber er hatte Skrupel. Das hat er später einmal Alexa gesteckt. Dieser Schwachkopf. Anstatt die Barbulescu zu liquidieren, warnte er sie vor uns. Als Verräter hatte Albin natürlich sein Urteil gesprochen. Aber damit war die Angelegenheit nicht aus der Welt. Das eigentliche Problem war dieser Pfarrer Johannes Baptiste. Bis dahin hatte es die Sekurität immer vermieden, sich mit Priestern der katholischen Kirche anzulegen. Raducanus Leute waren wohl etwas übereifrig. Aber sie hätten den Pfarrer in Ruhe gelassen, wenn er die Bilder rausgerückt hätte. Einen Priester ins Spiel zu bringen, war Heinrichs erster Fehler. Sein zweiter passierte, als ein Idiot eines Nachts riesige Fotos von mir mit Alexa und der Sektflasche an die Fensterscheiben von Hofmanns Fotogeschäft klebte. Die Bilder wurden sofort entfernt. Offenbar war in Heinrichs Studio eingebrochen worden. Negative waren verschwunden, die nie hätten entdeckt werden dürfen. Dein Vater«, erstmals in seiner Rede sprach Stephanescu Fritz Hofmann direkt an, »war zu einem Risiko geworden.«
    Fritz Hofmann hörte schon lange nicht mehr zu. Den Dreck der Welt hatte er gesehen und fotografiert. Und

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