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Wie die Tiere

Wie die Tiere

Titel: Wie die Tiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Haas
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wenn ich das so ausdrücken darf! Mein Gott, hat die eine laute Stimme gehabt. Und eine schnelle Auffassungsgabe, das muss ich fairerweise auch dazu sagen.
    Weil dass der Brenner ein bisschen Detektiv gegen die Hundekekse macht, hat die im Nu begriffen, aber sie hätte es nicht gleich mit dieser lauten Stimme um den Erdball schicken müssen; «Ah! Ja! Detektiv!»
    Und dass er gleich einmal auf ihren Verein gestoßen ist, hat man ihr nicht lange erklären müssen, sondern sofort die Pferde scheu machen mit ihrem Organ: «Ah! Und da glauben Sie jetzt, dass wir die Hundekeksstreuer sind!»
    Beruf natürlich Journalistin, das hast du bestimmt gleich erraten, wenn jemand so schnell alles versteht. Aber sonst muss ich trotzdem sagen, das war einmal eine nette Journalistin, vielleicht weil sie so dick war. Hundert Kilo hat die bestimmt auf die Waage gebracht, aber ob du es glaubst oder nicht, sie hat trotzdem nicht dick gewirkt, so flink ist die auf ihrem Drehstuhl herumgewetzt. Früher, wie sie noch Tiertante im Fernsehen war, ist die gertenschlank gewesen, und da hat sie sich ein bisschen ins Herz vom Intendanten geschwindelt, aber dann hat sie drei Kilo zugenommen, hat sich eine Dünnere ins Intendantenherz geschmuggelt, die ist dann neue Tiertante im Fernsehen geworden. Aus Kummer über die Degradierung dann erst die restlichen vierzig Kilo zugenommen.
    Aber psychisch wieder vollkommen am Dampfer, seit sie von den Tieren auf Kinder umgesattelt hat, sprich, schon wieder zehn Kilo abgenommen. Und wenn sie nicht diese furchtbare bunte Bluse angehabt hätte, dann wären ihr noch einmal fünf Kilo abgezogen worden. Aber es hilft nichts, jetzt haben sie diesen Modeschöpfer vor ein paar Jahren sogar extra erschießen lassen, und die Leute ziehen seine Sachen erst recht an.
    «Was glauben Sie, wie viele Hunde wir in Wien haben?», hat sie den Brenner gleich einmal geprüft. Weil nett schon, aber resolut, frage nicht.
    «53 000 amtlich gemeldet», hat der Brenner brav geantwortet, «offizielle Dunkelziffer hunderttausend.»
    «Sehr gut. Und was heißt das im Klartext?» Und furchtbare Gewohnheit, ohne Unterbrechung sofort selber die Antwort geben: «Wahrscheinlich befinden sich zweihunderttausend Hunde in Wien. Und der Großteil davon sind Illegale.»
    Weil das ist immer so mit dem offiziell und inoffiziell, da gibt es dann vom Inoffiziellen wieder eine offizielle Schätzung, damit wird das Inoffizielle offiziell, das geht ewig so weiter, das ist wie mit diesen Liedern, wo jede Strophe um einen halben Ton höher anfangt, und am Schluss sind die Stimmen schon so hoch, dass das menschliche Ohr sie gar nicht mehr hören kann, nur die Hunde können es noch hören, und da sage ich, immerhin vierhunderttausend Ohren allein in Wien, da zahlt es sich aus, dass man ewig weitersingt.
    Die Journalistin hat der Brenner dafür gut gehöre «Die offizielle Seite nimmt nicht in die Hochrechnung hinein, dass gerade die Besitzer der Illegalen gut aufpassen, dass sie in keine Kontrolle kommen.»
    «Die Politik traut sich nichts gegen die Hunde sagen.»
    Da muss ich zugeben, das hat der Brenner gut erkannt. Weil wenn du heute als Politiker einen Hund nur schief anschaust, Wahldebakel schon fertig, da brauchst du gar nicht mehr antreten. Ja im Gegenteil, du musst als Politiker selber einen Hund haben oder zumindest einen Ehepartner mit einem schönen Hund. Schöner Hund viel wichtiger als schöner Ehepartner, haben sie herausgefunden, weil schöner Ehepartner löst Neid aus, schöner Hund aber nicht Neid, sondern Liebe, so sind die Leute.
    «Aber wir haben nichts gegen Hunde», hat die Journalistin gebrüllt. «Das wird uns ja immer nur von unseren Gegnern unterstellt. Die hundehassenden Schickimickis, die Angst um ihre Designerschuhe haben.»
    «Sie haben nichts gegen Hunde?»
    «Unsere Gegner sind nicht die Tiere, sondern ihre Besitzer», hat die Journalistin auf einmal so sachlich getan, dass sie sich damit richtig verdächtig gemacht hat. Aber nur weil jemand sachlich tut wie der reinste Ärztekammerpräsident, ist er noch lange kein Gauner, und die Journalistin jetzt gute Argumente: «Es gibt kaum eine Großstadt, die so viele Grünflächen hat wie Wien. Und trotzdem werden Sie keinen Quadratzentimeter finden, wo Sie sich ins Gras legen können, ohne nachher nach Hundepisse zu riechen.»
    «So habe ich es noch gar nicht betrachtet.»
    «Na sehen Sie», hat sie gegrinst. «Von mir können Sie noch was lernen.»
    Das Telefon hat geklingelt, und

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