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Wie die Tiere

Wie die Tiere

Titel: Wie die Tiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Haas
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träumst, mit dem du spielen und herumlaufen kannst, herrliche Kinderzeit, ja was glaubst du, so träumst du als junger Polizist von einem Hubschrauber, mit dem du herumfliegen kannst, und herrliche Jungpolizistenzeit.
    Der Brenner hat sich jetzt so in seinen Erinnerungen verloren, dass sogar der alte Jungpolizistenärger in ihm wieder aufgestiegen ist. Über die Leute. Weil leider gibt es immer wieder Leute, die glauben, man kann einen Hubschrauberpiloten mit einem Flugzeugpiloten vergleichen. Dabei weiß doch der Dümmste, dass ein Flugzeug von selber fliegt. Flugzeugpilot wirst du nur, wenn du für Postauto-Chauffeur den Fitnesstest nicht bestehst.
    Der Brenner ist im Augarten erst aus seinen Hubschraubergedanken aufgeschreckt, wie er gehört hat, dass er da mit seiner Jungpolizistenstimme vor sich hinmurmelt: «Da ziehe ich vor jedem Busfahrer zehnmal den Hut, bevor ich einen Flugzeugpiloten nur grüße.»
    Eigentlich unverständlich, dass er sich da so hineingesteigert hat. Wo er doch damals bei der Polizei nicht einmal zum Informationsabend für die Kandidaten eingeladen worden ist. Du musst wissen, der Verantwortliche für die Hubschrauberausbildung war der Bruder von der Uniform-Depotchefin, mit der der Brenner einmal nach der Weihnachtsfeier, quasi Uniformüberprüfen. Ausgerechnet im Auto von ihrem Bruder, das hat der dem Brenner natürlich nie verziehen.
    Von dem strengen Kollegen hat der Brenner es jetzt gedanklich nicht weit zu den Früchtchen-Müttern gehabt, mit denen er am Abend Erziehungsfragen diskutiert hat. Weil in der Polizeischule haben sie ja auch viel über den pädagogischen Umgang mit den Leuten gelernt. Zum Beispiel bei der Polizei ganz wichtig: Nicht zu spät zuschlagen, wo es dann viel gewaltsamer wird, sondern gleich im Keim ersticken.
    Einen guten Wein haben sie gehabt beim Früchtchen-Clubabend, jetzt ist der Brenner in eine menschenfreundliche Stimmung gekommen, wo er sich gedacht hat, mein Gott, die Mütter sind heutzutage alle so jung, die könnten meine Töchter sein, da ist es bestimmt schwierig, ohne Lebenserfahrung so ein Kind großzuziehen. Und warum soll er ihnen nicht ein bisschen helfen. Jetzt hat er ihnen die wichtigste Methode verraten, sprich: Im Keim ersticken.
    Mein lieber Schwan, die haben ihm das Wort im Mund verdreht, das glaubst du gar nicht. Eine hat sogar so getan, als hätte der Brenner für die Ohrfeige gesprochen, nur weil er aus der Polizeierfahrung gesagt hat: Nicht zu spät zuschlagen. Das war eine Haarspalterei zum Davonlaufen. Die haben einfach nicht begreifen wollen, dass der Brenner gerade gegen die Ohrfeige gesprochen hat Stundenlang hat er versucht, ihnen zu erklären, wie er es gemeint hat.
    Vielleicht ist er auch ein bisschen zu laut geworden, aber es war ihm eben wichtig. Nicht für die Ohrfeige, im Gegenteil. Aber da waren zwei, drei Kampfmütter dabei, die sind nicht davon heruntergestiegen, dass der Brenner für die Ohrfeige gesprochen hat. Da hat er dann so eine Wut gekriegt, dass er vielleicht wirklich ein paar Dinge gesagt hat, die man nicht sagen soll. Obwohl, das eine war gut, wo er gesagt hat: «Erziehung, Ernährung, Verdauung!» Das hat er ein paar Mal wiederholt, immer mit dem «-ung» hinten dran, und hingedreht hat er es so, dass da ein Kind vielleicht auch komisch im Kopf wird, wenn seine Eltern den ganzen Tag nur mit zerfurchter Stirn über die drei «-ung» diskutieren.
    Aber da waren Gott sei Dank schon nicht mehr so viele von den Eltern da. Die sind aus Protest gegen den Brenner früher heim gegangen. Am Ende nur noch die Journalistin und die Conny mit ihrer Tochter. Die Journalistin hat immer laut gelacht, wenn er was gesagt hat, und die Conny hat ihn immer mitleidig angeschaut. Die Tochter mit ihrer blöden Narbe hat ihn sowieso nur angeglotzt, als wäre er so eine Art Marsmensch.
    Aber interessant, wie die Conny ihn dann endlich dazu gebracht hat, dass er sich auch auf den Heimweg macht, ist ihm etwas passiert, wo er selber geglaubt hat, Marsmensch.
    Das musst du dir einmal vorstellen. Er geht vom Früchtchen-Abend heim, argumentiert innerlich noch fest gegen die Ohrfeige, auf einmal pflanzt sich vor ihm dieser Marsmensch auf, so ein braun gebrannter Bodybuilder in einem Jogginganzug, bei dem man vor lauter Glanzstreifen fast eine Netzhautablösung kriegt.
    Aber Netzhautablösung war nicht das Problem. Trommelfell war das Problem. Weil der Marsmensch fragt ihn nur kurz, ob er der Brenner ist, und patsch! Schön mit der flachen

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