Wie die Tiere
vorgekommen, als wären sie ein altes Ehepaar. Ich möchte fast sagen, die beste Beziehung, die der Brenner jemals gehabt hat. Vielleicht hat es auch eine Rolle gespielt, dass nicht das Geringste gelaufen ist zwischen den beiden, sondern eben gleich von Anfang an altes Ehepaar, die Magdalena lackiert sich die Zehennägel, der Brenner Zeitung, Radio, Socken, und nie ein böses Wort.
Jetzt warum schaut er so verzagt? Er kann ja der Magdalena nicht gut sagen, dass er sich vor einem Frauenfall fürchtet. Zuerst hat er es probiert mit gar nicht antworten, aber in der Stille sind sofort wieder die unangenehmen Gedanken gekommen, sprich: Es wird sich doch nicht zu einem Frauenfall auswachsen. Es war nicht nur die Hartwig-Aussage. In dem Moment war es mehr noch das Atmosphärische. Das Seelische generell, wo die Frauen immer gut sind, dann speziell Park, wo ja die Frauen immer mit dem Grünen sympathisieren, und Tierschützer gegen Eltern, es hat ihm alles miteinander nicht gefallen.
Aber der Brenner war natürlich ein Mensch, der am Morgen die Welt immer ein bisschen zu schwarz gesehen hat. Damit er auf andere Gedanken kommt, hat er der Magdalena doch eine Antwort gegeben. Er hat ihr von dem Hartwig-Erbe erzählt, und die Magdalena wäre beim Nägellackieren fast auf die Nagelhaut hinausgerutscht, so wahnsinnig hat sie es gefunden, dass man einem Hund Millionen vererbt.
«Solche Frau ist für mich Perversling», hat sie gesagt, keine Diskussion.
Der Brenner hat nicht recht gewusst, ob er der Magdalena das andere auch erzählen soll. Was ihm dann die Hartwig noch anvertraut hat. Aber da siehst du schon: Er redet mit der Magdalena über die Hartwig. Zwei Frauen! Ob er geschwiegen hat oder geredet, die Schlinge, sprich Frauenfall, hat sich für den Brenner zusammengezogen.
«Die Hartwig hat den Verdacht, dass es einer von ihren Hunden war.»
«Was war?»
Weil so kommt es oft, wenn du etwas erzählen willst und doch nicht, dass du nur halb und halb damit herausrückst.
«Ein Argentino», hat der Brenner gesagt.
Jetzt hat es ihm fast schon Leid getan, dass er überhaupt damit angefangen hat. Am liebsten hätte er es rückgängig gemacht, aber natürlich keine Chance bei der Magdalena. Die hat ihn nicht mehr ausgelassen, weil die Magdalena den ganzen Tag nicht so konzentriert wie beim morgendlichen Zehennägel-Lackieren. Jetzt hat sie den Brenner gezwungen, dass er es schön ausspricht.
«Dass ihr Argentino die Manu Prodinger tot gebissen hat. Die Puppi.»
«Du sagst zur Manu Puppi?», hat die Magdalena erstaunt von ihrem Zehennagel aufgeblickt und einen Schluck vom Frühstückskaffee genommen.
Weil interessant. Sie hat nie gleichzeitig lackiert und gesprochen, sondern immer schön abwechselnd, entweder lackieren oder sprechen.
«Der Hund heißt Puppi. Ein Argentino. Und er ist der Hartwig ausgerechnet an dem Nachmittag ausgekommen, wo die Sache mit der Manu passiert ist.»
Siehst du, das ist es, was ich die ganze Zeit sagen will. Schön langsam geht es in das Komplizierte hinein.
Gleich danach hat es dem Brenner Leid getan, dass er der Magdalena überhaupt was erzählt hat. Weil wer weiß, was sie alles dem Schmalzl weiter sagt. Und der Schmalzl hat ihn dann beim Weggehen von sich aus auf die Manu angesprochen. Der hat auf einmal so getan, als würden ihn die Hundekekse gar nicht mehr so interessieren und als wäre der Brenner für den Tod seiner Spendensammlerin zuständig.
Richtig nervös hat es den Brenner erst gemacht, wie der Schmalzl auf einmal auch mit den fanatischen Müttern in der Nachbarschaft anfangt. Weil das Früchtchen-Haus war ja nicht viel weiter entfernt als das Hartwig-Tierheim, und natürlich Konflikte bis dorthinaus, wie der Schmalzl letztes Jahr das
White Dog
aufgesperrt hat.
«Ich bin nie drauf gekommen, ob die mehr gegen mein
White Dog
haben oder mehr gegen meine Tierfamilie. Oder ob die überhaupt gegen alles sind.»
Da hat der Brenner zugeben müssen, dass das eine schwierige Frage war. Aber wie der Schmalzl dann auch noch behauptet hat, dass er den fanatischen Müttern vom Früchtchen-Verein ein Attentat auf seine beste Mitarbeiterin zutraut, da hat der Brenner endgültig gewusst Ich bin nicht der Einzige, der den Föhn spürt.
Auf dem Weg zur Amtsärztin hat er dann so einen Rückenwind gehabt, dass allein deshalb in ihm die Euphorie schon wieder erwacht ist. Richtig unheimlich war das. Dass man sich von einem Wind so beeinflussen lässt.
Bei der Amtsärztin war er schon wieder
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